„Wir gehen.“ erklingt Artus Hachmanns Stimme. Mein Herz verkrampft sich . Ich will hier bleiben. Schreien. Weinen. Treten. Mein Herz sehnt sich danach, nein es verlangt. Doch ich kann das nicht. Links und Rechts stehen der Grauäugige und der Grünäugige. Hinter mit hält mich der Rotäugige mit dem Polizeigriff fest. Es tut weh. Sein Riff ist eisern. Er nimmt mir jede Hoffnung. Denn mir wird klar das der Rest meines Lebens so eisern wird. Der Gelbäugige hält die aus den Angeln gerissene Tür. Wir gehen nach draußen. Stimmen. Überall erklingen sie. „Himmel hilf, dieses Mädchen ist eine Eye? Widerlich. Ich habe dir doch schon immer gesagt mit diesem Mädchen stimmt etwas nicht. Gemeines und ungezogenes Gör.“ „Genau, sie war schon immer sonderbar dieses Mädchen.“ dringen die bekannten Stimmen zwei alter Tratschtanten aus der Nachtbarschaft zu mir durch. Stimmt ja, eine Eye ist widerlich. Sie sind nur Soldaten. Sie sind Abschaum... Ich bin Abschaum... Doch mein Blick bleibt eisern. Tränen steigen in meine Augen doch ich versuche nicht zu fühlen. „Hättest du das gedacht? Sila eine Eye?“ flüstert meine Nachbarin zu ihrem Mann. „Sila, Sila! Mama kann ich mit Sila spielen? Bitte, Bitte!“ ruft ihre kleine Tochter. „Nein Schatz, lieber nicht. Sie ist gefährlich.“ höre ich sie sagen. „Ist das Mädchen nicht aus der Zehnten? Ich habe sie schon mal gesehen.“ „Gruselig oder? Eine Eye in unserer Schule, ob es noch mehr von denen hier gibt?“ tuscheln zwei junge Mädchen, anscheinend sind sie aus meiner Schule.
Endlich kommen wir bei dem schwarzen Geländewagen an. Das Getuschel der Menschen kann ich langsam nicht mehr ertragen. Sie haben ja keine Ahnung... Der Grünäugige setzt sich auf die Rückbank. Ich werde in die Mitte gesetzt. Dann setzt sich der Rotäugige neben mich. Vorne setzen sich die anderen Beiden zu Artus Hachmann. Dieser scheint zu fahren. Die letzte Tür fällt zu. Auf einmal schlägt jemand ans Fenster. „Sila! Sila! Nein, gehe nicht.“ erklingt die verweinte Stimme von meiner besten Freundin Lilo. Tränen fließen über ihr Gesicht. Ich sehe sie an. Dann spüre ich einen Ellenbogen in meinen Rippen. Ich stöhne auf und verstehe. Sofort nehme ich wieder Haltung ein. „Lilo, beruhige dich.“ Nama ist auch da. Ihre Stimme klingt erstickt. Ich sehe im Augenwinkel Bewegungen. Dann fahren wir los. Ich darf nicht weinen. Bitte. Alles nur nicht weinen. Konzentriert starre ich geradeaus. Ich blinzle nicht. Doch eine Träne löst sich aus meinem Auge, macht sich auf den Weg, über mein versteinertes Gesicht. Ich spüre ihre Hitze auf meiner Haut. Langsam fließt sie über meine Wange. Streichelt mein Kinn. Fällt nicht, schleicht über meinen Hals und verfängt sich in dem Kragen meiner Uniform. Ich konzentriere mich auf das Gefühl dieser Träne. Es beruhigt mich. Die nächste löst sich. Nach und nach laufen die Tränen über mein Gesicht, welches keine Mine verzieht und mein Blick starrt leer ins nichts. Ich werde meine Gefühle nicht aufgeben. Ich werde keine echte Soldatin. Ich werde erst einmal mitspielen. Doch ich will nicht aufgeben. Ich will leben. Papa wieder sehen. Lilo und Nama. Ich habe ihnen versprochen sie nie allein zu lassen. Dieses Versprechen werde ich halten.
Wir fahren lange. Doch wie lange weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht wo wir lang fahren. Ich kehre mich völlig in mich. Doch der Moment ist gekommen. Wir fahren auf eine riesige Festung zu. Sie ist an die Erdwand gebaut. Ich war noch nie an der Erdwand. Doch sie zeigt das wir wirklich nur unter der Erde leben. Das vergisst man gerne. Nicht nur das macht mir angst. Die Mauern sind hoch. Und auf ihn erstreckt sich Stacheldraht. Überall sind Wachleute. Kameras. Es ist wie ein Gefängnis. Es ist wie ich es mir vorgestellt habe. Wenn nicht, noch schlimmer.
Wir fahren in diese bedrohlich wirkenden Mauern. Der Kern dieser Festung ist ein riesiges Gebäude welches aussieht als hätte man viele Quadrate zusammen gebaut. Der Turm der an die Wand gebaut ist erstreckt sich bis zur Decke und verschwindet in dieser. Drumherum stehen riesige Blöcke. Sie sind in regelmäßigen Abständen Aufgebaut worden und umrunden das Hauptgebäude. Wenn man das von oben ansehen würde würden diese Gebäude sicher einen Halbkreis bilden, vermute ich. Die Gebäude sind alle in Tarnfarben angestrichen. Der Boden hier ist staubige Erde. Kein Gras, keine Bäume. Alles Kahl. Wir fahren an Einheiten die Trainieren vorbei. Sie marschieren. Dabei singen sie, einer singt vor die anderen Nach. Wie ich es mir vorgestellt habe. Eine andere Einheit ist grade am laufen. Das laute „eins, Zwei, eins Zwei.“ der Frau die voran läuft kann man bis in den Geländewagen perfekt verstehen. Eine andere Einheit ist grade in Zweierteams geteilt, wo man sich dann Gegenseitig verprügelt. Der eine Junge hat grade den Haken seines Partners gegen seinen Kiefer bekommen. Er fällt zu Boden. Der andere stürzt sich auf ihn und schlägt weiter auf ihn ein. Bei dem Anblick freut man sich gleich noch mehr hier zu sein. So etwas wie Gefühle scheint hier niemand mehr zu haben.
Ist es wirklich gut für mich meine Gefühle nicht ebenfalls hinter mir zu lassen? Auf einmal bleiben wir stehen. Somit habe ich keine Zeit mehr mir den Kopf darüber zu zerbrechen. Ich muss aussteigen. Wieder werde ich grob geführt. Wir gehen in das Hauptgebäude. Wir erreichen den Fahrstuhl und die Treppen. Doch wir nehmen die Treppen. Leider. Nach einiger Zeit schmerzen meine Beine. Ich beginne schwer zu Atmen. Doch wir laufen immer höher. So ein Mist. Ich hasse Treppen. Hoffentlich muss ich nicht immer so lange welche erklimmen. Heimlich bete ich das wir endlich ankommen. Dann biegen sie ab. Ich habe es geschafft. Ich lebe noch (Ich hatte zwischendurch echte Zweifel ob ich diese Treppen überlebe). Wir laufen weiter. Jetzt mal im ernst. Was für Tiere sind diese Leute neben mir. Sie schnaufen nicht mal leicht. Sie sehen aus als wären sie grade kurz spazieren gewesen. Gruselig ist das schon. Dann laufen wir ständig durch unendlich wirkende Gänge. Verwirrend ist das alles schon. Dazu sieht alles, wirklich alles gleich aus. Weiße Wände, polierte Marmorböden. Die Türen sind alle riesig und weiß. Man wird hier wirklich noch wahnsinnig. Artus Hachmann bleibt stehen. Die Soldaten tun es ihm gleich. Ich, grade rechtzeitig, auch noch. Ich muss mehr bei der Sache sein sonst kriege ich noch ärger. Wer weiß wie ärger hier endet. Folter? Würde jedenfalls passen... Wir nehmen alle unsere Haltung ein. Artus Hachmann klopft. Eine Frauenstimme erklingt. „Herein.“ Artus öffnet die Tür und schubst mich leicht. Ich gehe brav hinein. Jede Alarmglocke in mir läutet. Meine Knie werden weich. Artus legt seine Hand auf meine Schulter. Ich verstehe und bleibe vor dem Schreibtisch der Frau, da wo ich grade hinlief, stehen. Artus Hachmann neben mir. Seine Hand nimmt er nicht weg. „Kommandeurin Anna Spin, wir haben Sila Klein erfolgreich abgeholt.“ berichtet Artus Hachmann monoton und trotzdem bestimmt. Typisch für das Militär halt. So werden hier alle sprechen müssen. Doch was interessanter ist, Anna Spin ist diese Frau also. Sie ist die Kommandeurin vom Ausbildungskommando Heer. Sie leitet das alles wohl mit uns, den Eyes. Habe ich ihr zu verdanken das ich hier bin? „Sehr gut, gab es Komplikationen?“ fragt Anna Spin. Sie Steht auf. Sie hat ein dunkelblaues Kostüm an. Ein goldenes Namensschild schimmert im Licht. Ihre blonden Haare sind Streng hochgesteckt. Sie ist sehr schlank und einfach mal über einen Kopf größer als ich. Sie ist fast so groß wie Artus Hachmann und mit ihren Hakenschuhen sogar gleichgroß wie der Gelbäugige. „Wir mussten zwei Türen aufbrechen. Beide waren sehr sicher und sind durch das Aufbrechen zerstört worden.“ berichtet Artus Hachmann weiter. Die Blau Augen mit dem braunen Rand um die Pupille sehen mich streng an. Sie ist also ein Mensch. Eyes haben immer nur einheitliche Augenfarben. „Sie hat sich also gewehrt...“ bemerkt Anna Spin. Ich Blick durchbohrt mich. Sie nimmt ihre Brille ab. „Sie kommt in die Einheit von Brandes und Sander. Offizierin Ida Brandes und Offizier Anton Sander werden wissen wie sie mit ihr umgehen müssen damit sie eine brave und erfolgreiche Soldatin wird. Sie ist wertvoll. Rote finden wir nicht jedes Jahr. Dieses Jahr ist sie sogar schon die dritte. Wir haben also Glück... Alpha, sie werden ihr Betreuer. Die nächste Zeit bleiben sie also hier. Bringen sie ihr alle Grundlagen bei.“ Sie geht zu dem Rotäugigen. Jetzt wird er von ihrem Blick durchbohrt. „Am wichtigsten ist. Seien sie streng.“ zischt sie ihn an. Dann geht sie wieder an ihren Schreibtisch. „Ihr könnt gehen.“

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Sila Klein
FantezieNiemand weiß was wir genau sind, doch jeder meint zu wissen WIE wir sind. Grausam,herzlos, nur so beschreibt man uns. Doch wir wissen nicht mal wodurch wir ihren Hass gelegt haben und weswegen wir ihn unser ganzes Leben bestimmen lassen müssen. Wir...