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Am nächsten Morgen konnte man das Ergebnis des Kampfes sehen. Die vorher friedliche, ruhige Baumstadt war das reine Chaos. Über die Ebenen lagen Bretter und Spiegelscherben von den Hütten verteilt. Davon waren viele teilweise oder völlig verbrannt. Darunter auch meine Hütte mit allem, was drin gewesen war. Glücklicherweise nichts wertvolles, aber ich würde bei Devon  schlafen müssen.

Auch von den Brücken waren einige weit genug verbrannt oder anderweitig zerstört worden, dass sie unpassierbar waren. Das sorgte für einige Umwege bei dem Transport der Leichen.

Es hat viele Tote gegeben. Wir hatten viele retten können, trotzdem war die Zahl erdrückend. Sana hatte ihre Heilkräfte vollends aufgebraucht und später war ihr Alenia zur Hilfe gekommen. Sie behandelte immer noch Verletzte, während Sana schlief, um ihre Magie zu regenerieren.

Nachdem die Hunter abgezogen waren, hatte keiner von uns mehr geschlafen. Alle waren damit beschäftigt gewesen Verletzte und Tote zu bergen. Devon und ich hatten dabei geholfen, auch wenn unsere Magie nicht mehr zu gebrauchen gewesen war.

Ich kannte nicht viele von den Verstorbenen. Die meisten nur vom Sehen her, aber trotzdem traf es mich tief. So viele, einfach tot.

Während ich mit Devon über eine Brücke lief, flog mein Blick über die Plattformen. Weinen drang an mein Ohr, aber die meisten ertrugen den Schmerz schweigend.
Der gestrige Kampf klang aber bei uns allen nach.

Wir liefen am Essenssaal vorbei und ich warf einen Blick hinein. Alenia beugte sich gerade mit leuchtenden Händen über den gebrochenen Arm eines Jungen. Nicht alle hatten gekämpft, aber waren trotzdem verletzt worden.
Da Sanas Hütte alleine nicht für so viele Patienten reichte, benutze man jetzt den Essenssaal dafür. Heute Morgen war sowieso keinem nach Essen zu Mute gewesen.

Unser Weg führte uns weiter zu Verenas Hütte. Sie hatte auf meine Anwesenheit bei den Verhandlungen  bestanden und hatte auch Devon dazugezogen. Alenia wurde von der Behandlung mit den Patienten zu sehr eingenommen.

Devon schlug für mich den Vorhang beiseite und ließ mir der Vortritt. Die Hunter Frau, die sich als erstes hingekniet hatte, war bereits da und saß auf dem Stuhl vor Verenas Tisch. Hinter ihr stand noch Kai, der uns mir einen schwachen Lächeln begrüßte. Um seinen Kopf war ein Verband gewickelt sodass man seine orangenen Haare kaum noch sah. Scheinbar hatte man ihm am Kopf getroffen und das Ohr stark verletzt. Dank Sanas Heilkräften hörte er wieder und konnte auf eigenen Beinen stehen.

Verena sah ebenso müde aus, winkte uns aber freundlich rein. Wir stellten uns hinter ihr auf und ich sah mir die Hunter zum ersten Mal genauer an.

Ihre ergrauten Haare waren großenteils noch blond und waren in eine lockeren Zopf nach hinten gebunden. Als sie mir ein schwaches Lächeln schenkte, wurden die Falten um ihre Augen und Mund tiefer. Ich schätzte sie auf ein wenig über vierzig.
Schnell viel mir auf, dass sie keine Waffe trug. Ebenso wenig die übliche Hunter Kluft mit Messern und andern Waffen. Stattdessen trug sie ein schlichtes weißes Hemd und dadrüber eine dunkelgrüne Weste. Dazu noch einen breiten, braunen Ledergürtel und eine Stoffhose. Ihre Stiefel waren schwarz mit Schnallen um die Knöchel.

Meine Augen wanderten zurück zu ihrem Gesicht und mir viel auf, dass sie mich unverwandt anstarrte.
Dann schien auch sie es zu merken, also senkte sie entschuldigend den Blick.

„In mir tobt noch immer ein Chaos. Ich sehe dich und mein Kopf sagt mir nach einer Waffe zu greifen, aber mein Herz flüstert, dass das nicht nötig ist. Dass ich dich zu Unrecht verurteile.", erklärte sie und sah mich schließlich doch an, „Vielen von uns geht es ähnlich."
Verena zog auf ihren Stuhl eine Augenbraue hoch „Viele?"
Die Hunter sah zur Seite: „Nicht alle waren gestern hier. Und nicht alle wollen ihrem Herzen trauen. Für sie ist das nur die Magie die, die Scheinende in ihr Herz gesetzt hat."
Ich bemerkte wie Kai die Augen verdrehte.

Lillith die Quelle der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt