19

2.6K 251 26
                                    

Devon und ich liefen über die Brücken und Plattformen zu Sanas Hütte. Die Verbrennung an meinem Rücken war nur ein dumpfes Pochen, aber ich wusste, dass es eigentlich schlimmer sein musste. Ich erinnerte mich noch gut an Devons Feuerball, der meinen Rücken getroffen hatte.
In einer anderen Zeit, in einer anderen Welt.

Devon öffnete für mich die Tür und ließ mir den Vortritt. Nachdem ich reingegangen war, schloss er sie hinter uns.

Sana kniete gerade neben dem Saver, der die Bauchwunde hatte. Der braunhaarige Mann war mir schon vorher mit seinem blutverschmierten Hemd und dem blassen Gesicht aufgefallen. Doch jetzt war er beinahe weiß und ohne sein Hemd konnte ich die Wunde sehen. Es war nur ein Schnitt, aber tief und er blutete noch immer.
Sana presste gerade ein Tuch mit einer grünen Creme drauf. Gleichzeitig begannen ihre Hände golden zu glühen. Der Mann bekam langsam wieder Farbe und ich merkte, wie er erleichtert aufseufzte. Schließlich nahm sie ihre Hände mitsamt Tuch wieder weg. Die Haut darunter war noch etwas gerötet, aber der Schnitt war weg. Sanft tupfte die Heilerin das Blut drum herum ab und stand auf.

Devon räusperte sich und Sana sah überrascht auf. Sie schien uns jetzt erst zu sehen.
„Lillith! Devon!", ihr Blick fiel sofort auf Devons Schnitt am Arm.
„Das haben wir gleich.", Sana trat einen Schritt vor und ehe Devon protestieren konnte, lag ihre leuchtende Hand auf seinem Arm. Wenige Sekunden später nahm sie sie wieder zurück. Der Schnitt war geheilt.
„Danke. Aber eigentlich solltest du Lillith verartzten."
Devon nahm mich sanft an der Schulter und ich ließ ihn mich umdrehen.

Hinter mir zog Sana beim Anblick der verbrannten Haut scharf die Luft ein. Wie aufs Stichwort verließ mich die Magie des Dunklen Mondes und der Schmerz verdreifachte sich mit einem Schlag. Ich biss die Zähne zusammen und blinzelte die Tränen weg. Mein Rückem brannte und auch wenn es ein anderer Schmerz war, fühlte ich mich zurück versetzt in Castriels Zelt und er rieb mir das verfluchte Salz in die blutenden Striemen. Beinahe meinte ich den Geruch von Blut und Salz zu riechen.

„Setzt dich hin", wies Sana mich an und riss mich so aus meinen Erinnerungen. Mit verzerrtem Gesicht, setzte ich mich mit dem Rücken zu Devon und Sana  auf ein leeres Bett. Es war dem Mann mit der Bauchverletzung gegenüber.

„Wie ist das passiert?" Sana kniete sich hin und betrachtete die Wunde. Dann stand sie auf und sammelte ein paar Kräuter von ihren Regalen zusammen.
„Im Kampf hat mich ein Feuerpfeil gestreift."
Sie nickte einmal, während sie mit einem Mörser die Kräuter zermalmte. An Devon gewandt sagte sie: „Zieh ihr das Hemd aus."

Devon hinter mir zögerte und sah mich fragend an. Ich nickte knapp und drehte mich schnell wieder nach vorne, damit er meine geröteten Wangen nicht sah, als er mir das Hemd vorsichtig über den Kopf zog. Er achtete darauf, meine Wunde nicht zu streifen, aber der Rücken brannte trotzdem und ein kleiner Schmerzenslaut kam über meine Lippen.

Jetzt drehte Sana sich zu mir um, um mich zu behandeln. Aber als sie meine Rücken sah, hörte ich sie geschockt nach Luft schnappen. Beinahe ließ sie die Schüssel fallen.

Mein Rücken war noch immer mit Narben übersäht. Sie zogen sich kreuz und quer über meine Haut. Einige stachen mehr hervor als andere und einige waren nur ganz blass. Dazwischen zog sich Devon inzwischen nur noch leicht ausgeprägte Brandnarbe. Und irgendwo innerhalb dieses Netzes brannte die Stelle, wo der Pfeil mich gestreift hatte.

„Dein Rücken", hauchte Sana und trat näher. Devon machte ihr Platz und stand auf.
Sana schien auf eine Erklärung zu hoffen, also sagte ich: „Ich will nicht drüber reden."
Meine Worte kamen härter heraus, als beabsichtigt und Sana zuckte zurück. Trotzdem begann sie anschließend wortlos die Salbe auf meine verbrannte Haut zu streichen. Ich spannte mich etwas an, als es brannte. Dann legte sie ihre Hand auf meinen Rücken und sofort erfüllte mich ein warmes Kribbeln. Als Sana ihre heilenden Hände wegnahm, war der Schmerz verschwunden.
„Danke", sagte ich und zog mir schnell das Hemd über. Dabei ignorierte ich das Loch, wo der Stoff verbrannt und schwarz geworden war. Ich wollte nicht, dass sie meine Narben länger sah und ich wollte auch nicht länger darüber nachdenken, wie sie entstanden waren.

Lillith die Quelle der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt