Devon
Lillith und ich verließen Verenas Hütte. Die drei Saver waren noch geblieben um über den gestrigen Kampf im Dorf zu sprechen.Kaum musste ich daran denken, gab es mir einen Stich. Ellie... Ich vermisste sie und hasste es, wie wir auseinander gegangen waren. Wir hatten zwar auf unterschiedlichen Seiten gestanden, aber eine ganze Kindheit und Jugend konnte man nicht einfach ungeschehen machen. Ich hatte sie so lange gekannt und jetzt war sie einfach fort.
Schnell schüttete ich den Kopf und richtete meine Augen auf Lillith. Sie hatte mit weitaus mehr zu kämpfen als ich.
Lillith ging geistesabwesend neben mir her. Den leeren Blick hatte sie nachdenklich in die Ferne gerichtet.
Für einen Moment bewunderte ich ihr Profil. Ihre dunklen Augen, die sanft geschwungene Nase, der blasse Teint und alles umrahmt von schwarzem, kurzen Haar.
Sie war so schön in vielerlei Hinsicht und sie sah es einfach nicht.Ich stupste sie mit dem Ellenbogen an und ihr Kopf drehte sich zu mir.
„Siehst du, sie haben dich nicht weggeschickt."
Lillith seufzte: „Ja. Auch wenn ich nicht ganz verstehe wieso."
Ich sprang vor sie und brachte sie zum stehen. Aufgebracht stemmte ich die Hände in die Hüfte.
„Lillith. Sie werden dich nicht für etwas bestrafen, wofür du nichts kannst."
Sie sah weg. „Ich hätte es verhindern können. Die Zeichen waren so eindeutig!"
Ich war drauf und dran sie an den Schultern zu packen und zu schütteln bis es in ihren Kopf eindrang.
„Der Dunkle Mond hat es doch eben erklärt. Seine Magie reagiert auf das Ungleichgewicht und ließ seine Instinkte unkontrollierbar werden. Du hattest keine Chance und auch keinen Einfluss. Dieses Ungleichgewicht wurde von den Huntern und ihrer Jagd verursacht."
Sie warf mir kurz einen nicht überzeugten Blick zu.
„Das macht die Morde nicht besser."Ich presste die Kiefer aufeinander. Wieso wollte sie es denn nicht einsehen? Man hatte ihr doch eben den Grund für den Kontrollverlust an Blutmond gegeben.
„Lillith", sagte ich sanft, „Das alles ist nicht deine Schuld. Du kannst nichts dafür, dass der Dunkle Mond dich ausgesucht hat. Du kannst nichts für das Gleichgewicht. Du kannst nichts für Blutmond. Du kannst nichts für die Schüler."
Sie sah mich mit großen Augen an und ich merkte, wie sie sich mit Tränen füllten.
Ein Schluchzen folgte und die erste lief über die Wange.„Ich wünsche mir nichts sehnlicher als..." Sie wischte eine Träne mit der Hand weg. „Als, dass ich es such so sehen könnte."
Wieder ein verzweifeltes Schluchzen, dass mein Herz zerriss.
„Aber ich kann nicht. Da ist so vieles. So viele Gedanken, Gefühle, die unter der Oberfläche brodeln. Und... und... ein tiefes dunkles Loch, dass mich immer und immer weiter verschlingt und ich verstehen nicht, wie Leute so viel gutes in mir sehen und mir verzeihen, obwohl ich es selbst nicht kann. Was ist mit mir falsch? Wieso können andere meine Fehler so leicht akzeptieren, während ich sie mir immer und immer wieder vorwerfe? Wieso... wieso sehen sie mehr in mir als ein zerrissenes, leeres, wertloses Wrack?"
Bei jedem ihrer gequälten Worte zog sich mein Herz mehr und mehr zusammen. Als ihrer Stimme am Ende brach, tat ich es mit ihr.Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter und hob sanft ihr Kinn an, damit sie mir in die Augen sah. Mit festen Blick sah ich zurück, damit sie keine Zweifel an meinen Worten zuließ.
„Du bist weder wertlos noch ist irgendetwas an dir falsch. Es ist die Welt, die falsch und zerrissen ist. Du bist die Person in meinem Leben, die mir am meisten etwas bedeutet. Wegen dir konnte ich sehen, dass ich mit den Huntern die ganze Zeit falsch lag. Du hast mir die Augen geöffnet und ermöglicht das richtige zu tun. Ich würde mein Leben ohne zu zögern in deine Hände geben. Du bist also nicht wertlos. Besonders nicht für mich."Sie sagte nichts, aber das musste sie auch nicht. Ich sah alles in ihrem Blick, der für einen Moment warm wurde.
Lillith schüttelte sprachlos den Kopf: „Womit habe ich dich nur verdient?"
Wortlos nahm ich ihre Hand und drückte sie. Lillith erwiderte den Druck und wir lehnten unsere Stirn aneinander. Hinter dichten Wimpern sahen mir ihre dunklen Augen an.
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Lillith die Quelle der Magie
Fantasy(2. Teil) Lillith hat die Hunter und ihre Freunde aus der Schule hinter sich gelassen. Jetzt fängt sie bei den Savern ein neues Leben an. Aber ein Geheimnis steht immer noch zwischen ihr und den Savern: Sie ist der Dunkle Mond und hat bereits einig...