Castriel und seine Anführerin standen sich gegenüber über einen Holztisch gebeugt. Beide hatten die Arme abgestützt und sahen nachdenklich auf eine Karte in der Mitte. Auf ihr war der Wald mit dem Hunter-Lager abgebildet, sowie die Berge und die Schule am Rand. Zwischendurch waren noch ein paar Dörfer und Städte verzeichnet, wie Felicias zum Beispiel.
„Wenn wir wirklich erreichen wollen, dass Lillith zu uns kommt, müssen wir vorrücken. Wir agierten sowieso viel zu lange im Hintergrund und sahen es nur auf Einzelne ab.", die Stimme der Frau war melodisch wie immer aber ihre Augen zuckten über die Karte. Sie suchte die besten Angriffspunkte.
Das schwarze Haar war zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und statt einem Umhang trug sie eine schlichte Ledermontur, wie alle Hunter.
Wie geplant hielt sich Er jetzt bei Castriel im Lager auf. Die anderen Hunter wussten allerdings nicht, wer sich unter ihnen bewegte.„Wir dürfen nicht für Widerstand der gewöhnlichen Elementes sorgen, wenn wir bei ihnen einfallen.", lenkte Castriel ruhig zu dem gesagten ein. Seine grauen Augen glitten ebenfalls über die Karte.
Jetzt sah die Anführerin auf und beugte sich mit ihren schmalen Schultern ein wenig vor: „Wer sagt, dass nicht genau das mein Ziel ist? Chaos und Widerstand?"
Ihre Augen, die jetzt durch eine magische Illusion einfach braun waren sahen Castriel leuchtend an: „Wie fangen klein an, damit die Saver und Lillith auf uns aufmerksam werden. Und danach...", sie ballte die Hand zu Faust, als würde sie etwas zerquetschen wollen.Castriel musste sich noch an ihre neue Augenfarbe gewöhnen. Bis jetzt hatte er seine Anführerin nur mit gemischter Augenfarbe gesehen. Gleichzeitig kribbelte seine Haut unter der Magie, die sie in sich trug. Oft fragte er sich wie mächtig Lillith im vergleich zu ihr war. Waren sie sich sogar ebenbürtig?
„Wir müssen an den richtigen Stellen angreifen, die in der Nähe der Saver sind. Leider haben wir keinerlei Anhaltspunkte, wo das ist."
Die Anführerin richtete sich auf und tippte sich nachdenklich ans Kinn.Die heute rot geschminkten Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln: „Sorg dafür dass Lillith dabei ist. Dann führt sie uns geradewegs zu ihnen."
„Wir wissen nicht sicher, ob Lillith bei ihnen ist."
Sie sah ihn an als wäre das der dümmste Einwand der Welt und er musste sich zusammenreißen, dass er die Frage nicht zurücknahm.
„Das Mädchen kann nirgendwo anders hin.", sagte Er schlicht, „Dort trifft sie auf Gleichgesinnte."Castriel sah wieder zurück auf die Karte: „Wir greifen in der Nähe des Waldes an. Das ist der einzige Ort, der sich für ein gutes Lager lohnt."
Sie nickte und ein paar Strähnen ihres hohen Zopfes fielen ihr über die Schulter.„Sir, John, Ellie und Max sind angekommen!"
Castriel und Er drehten sich zu dem Hunter um, der den roten Schopf in das Zelt steckte.
Castriel nickte knapp und folgte dem Mann hinaus. Er tat es ebenfalls, wenn auch respektierende zwei Schritte dahinter. Für alle andern Hunter hieß sie Lilia und war aus Valors Lager hergekommen.Von Castriels Zelt aus war es nicht weit bis zu dem Platz, wo man auch Lillith ausgepeitscht hatte. Nur das Podest fehlte.
In der Mitte kniete ein Mann auf der Erde. Er hielt den Blick auf den Boden gerichtet, sodass sein blondes, dichtes Haar seine Augen verdeckte. Seine Hände waren von den Trackles-Fesseln auf den Rücken gebunden und seine Haltung angespannt. Risse in seiner Stoffjacke und Hose, verrieten den vorhergegangene Kampf. Dazu haftete Erde an seiner Wange, wo man ihn auf den Boden festgehalten hatte, um ihn zu fesseln. An seiner Schulter trat Blut aus und färbte die Jacke dunkel.
Hinter dem Mann stand John. Der Blick war ernst und eine Hand ruhte auf der verletzten Schulter des Mannes. Die Geste war aber nicht beruhigend, sondern verhinderte, dass der Prodigia schnell aufspringen würde. Johns zweite Hand lag auf dem Schwert.
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Lillith die Quelle der Magie
Fantasy(2. Teil) Lillith hat die Hunter und ihre Freunde aus der Schule hinter sich gelassen. Jetzt fängt sie bei den Savern ein neues Leben an. Aber ein Geheimnis steht immer noch zwischen ihr und den Savern: Sie ist der Dunkle Mond und hat bereits einig...