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Ich befand mich nach wie vor mit dem Dunklen Mond in meinem Unterbewusstsein. Also den Teil, auf den er irgendwie zugreifen konnte. Das sollte mir mehr Angst machen, als es tat. Überhaupt schien meine Furcht ihm gegenüber seit dem Traum mit Wallace und Audrey geschrumpft. Vielleicht lag es daran, dass ich zum ersten mal eine verletzliche Seite gesehen hatte. Keine kalte Blutlust und Grausamkeit. Das war irgendwie ungewohnt, aber noch irritierender, war seine neue Gestalt.

Seine immer noch komplett schwarzen Augen lagen auf mir, während ich versuchte eine Flamme in meiner Hand zu erzeugen. Sein blasses Gesicht war ruhig und die Arme locker vor der Brust verschränkt. Der violette Stoff seiner Tunika spannte sich dabei an den Oberarmen. Das gestickte Silbermuster an Armen und Brust funkelte kurz, als flüchtig eine Flamme über meiner Hand aufflammte, aber sofort wieder verschwand.

Frustriert ließ ich die Hand sinken. Ich schaffte es nicht die Flamme zu halten.

„Du hast immer noch zu große Angst", stellte der Dunkle Mond gelassen fest, „Hier kann absolut nichts passieren. Du könntest alles abfackeln, ohne Konsequenzen. Alles hier passiert in deinem Kopf."
„Wenn das alles in meinem Kopf passiert, wie soll es mir dann etwas nützen?"
Der Dunkle Mond löste seine verschränkten Arme, um sie stattdessen in die schwarze Hose zu stecken. Der dunklen Stoff verschwand beinahe mit seiner Umgebung.
„Dein Geist lernt es trotzdem und kann es auf deinen richtigen Körper anwenden. Wenn du es in deinem Unterbewusstsein verinnerlicht hast, wirst du dann gar nicht mehr drüber nachdenken müssen."

Ich nahm einen tiefen Atemzug und hob wieder die geöffnete Hand.
Hier konnte nichts passieren. Es gab nichts wovor ich mich fürchten musste. Hier war niemand, dem ich schaden konnte.

Ich griff nach der heißen, impulsiven Magie in meinem Inneren. Daneben spürte ich am Rande etwas kühles, ruhiges und etwas sanftes, freies.
Ich lenkte das Kribbeln in meine Hand und eine kleine Flamme tauchte auf. Der nächste Windstoß würde sie zum erlöschen bringen, so klein war sie, aber sie verschwand nicht sofort. Ich lenkte gleichmäßig Magie in meine Hand.

„Super. Jetzt lass sie wachsen. Es wird nichts dabei passieren.", sagte der Dunkle Mond.
Ich biss mir konzentriert auf die Lippe und ließ größere Mengen an Magie in meine Hand strömen. Die Flamme wuchs und wuchs, bis sie so groß war wie mein Kopf.

Sie brannte auch stärker und ich spürte die Wärme an meiner Haut. Doch je länger ich sie hielt, desto sicherer wurde ich.

„Sehr gut", lobte er mich, „Jetzt verforme sie zu einem Ball"
Ich konzentrierte mich und ließ die Flamme zu einer lodernden Kugel werden. So wie ich es bei Feuer-Elementes wiederholt gesehen hatte. Sie war noch etwas unförmig, aber im Großen und Ganzen rund.

Stolz auf mich selbst sah ich hoch. Der Dunkle Mond nickte mir anerkennend zu.
„Und jetzt." Er trat zu Seite. „Schieß."
In einiger Meter Entfernung tauchte ein Ring aus Wasser auf. Ich sollte die Kugel da durch befördern.

Ich sah auf den immer noch brennenden Ball in meiner Hand und holte aus. Wie einen normalen Ball warf ich ihn auf den Ring. Ich hatte ein gehöriges Tempo drauf und für einen Moment schoss er durch die Luft. Doch dann klatschte mein Feuer mit einen zischen gegen den Ring. Er erlosch.

„Du musst ihn nicht wirklich werfen." Seine Mundwinkel zuckten. „Es ist deine Magie. Du kannst ihre Flugbahn genau kontrollieren."

Ich wiederholte die selbe Übung wieder und wieder. Beim zweiten Mal war der Ball schon runder. Beim dritten Mal brauchte ich nicht mehr so lange um die Flamme zu zünden.
Beim zehnten Mal musste ich nicht mal mehr drüber nachdenken.
Beim Fünfzehnten Mal schoss ich mit tödlicher Präzision durch den Ring.

Lillith die Quelle der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt