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Die Dunkelheit schlug über meinen Kopf zusammen. Sofort packte mich etwas und zog mich tiefer. Ich riss die Augen auf und sah an die Oberfläche, die in immer weiterer Ferne rückte.

Meine Magie hatte ihren Weg zu mir gefunden, aber jetzt begannen schwarze Schatten aus meinen Fingerspitzen zu fließen. Dieser Art von Schatten, die bei meinen Zusammenbruch in die Erde gegangen waren.

Inzwischen hatte ich oben und unten aus den Augen verloren. Schwarzes Wasser umgab mich nur aufgehellt von einem gelegentlichen goldenen Flimmern. Seltsamerweise konnte ich normal atmen.

Vor mir kristallisierte sich der Dunkle Mond. Seine schwarzen Haare schwebten weich um ihn herum.

„Was soll ich tun?", fragte ich ihn auf meine Hände starrend. Das Blut, das vorher an ihnen geklebt hatte, war verschwunden. Stattdessen wanderten die Schatten an ihnen hoch und krochen auf meinen Ellenbogen zu. Gleichzeitig spürte ich einen Zog an meiner Energie.

„Du musst alle Magie, die du hast aufwenden und die Dunkelheit zerstören.", sagte er leise, „Damit das Licht wieder zurückkehren kann."
Ich schluckte und sah auf das fast völlig schwarze Wasser um mich herum.
„Was passiert dabei mit mir?"
Jetzt schloss er die Augen und ich bekam es letztendlich doch mit der Angst zu tun.
„So viel Dunkelheit gab es noch nie. Ich... ich denke nicht, dass du das überleben wirst."

Zitternd sah ich auf die Schatten, die inzwischen meinen Ellenbogen erreicht hatten.
„Ist das der Preis?"
Er nickte unglücklich und schwebte etwas näher.
„Wenn es irgendeine andere Möglichkeit gegeben hätte, dann..."
„Die andere Möglichkeit wäre, dass Alenia mich getötet hätte.", stellte ich fest, „Mein Tod wäre so oder so unvermeidbar gewesen, oder?"
Schmerz lag in seinen Augen. „Das ist unser Schicksal."

Ich nickte verstehend und ballte die Hände zu Fäusten. Zitternd holte ich Luft und stieß sie wieder aus.

„Du musst all deine Magie aus dir herausholen.", der Dunkle Mond nahm meine Hand, „Alles."

Also griff ich in mich hinein. Das erste, was ich in die Hände bekam, war Luft. Ich sorgte für einen Magiestrom und ließ ihn an die Oberfläche. Die Schatten, die aus mir raus flossen verstärkten sich.
Dort wo sie auf das Wasser trafen, bildete sich ein goldenes Glimmern.

Der Dunkle Mond ließ meine Hand nicht los. „Ich bleibe bei dir. Bis zum Ende."
„Bis zum Ende", wiederholte ich und griff nach Wasser. Neben meinem Luftstrom, floss meine Wassermagie in die Dunkelheit. Auch dort wich die Schwärze und wurde durch ein goldenes Leuchten ersetzt.

Als ich auch noch Feuer dazu nahm, begannen meine Arme zu schmerzen und ich spürte wie ich etwas schwächer wurde.

„Immer wenn es zu viel Dunkelheit auf dieses Welt gab, musste der Dunkle Mond es richten. Leben um Leben stieg ich in die Quelle und starb jedes Mal."
Ich biss die Zähne zusammen, hörte aber dankbar für eine Ablenkung zu. Unter einiger Anstrengung, riss ich Erde aus meinen Tiefen hervor und schleuderte es der Schwärze entgegen.
„Irgendwann vermischte sich mein Tod und meine dunkle und als böse angesehen Magie zu dem Mythos, dass die Scheinende mich töten müsste, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Denn bei dem Ritual gingen beide Mächte hinein und nur die Scheinende kam wieder raus."

Ich erinnerte mich an die Bilder an den Wänden der Höhle. Auf den letzten beiden, war das Symbol von der Scheinenden und das des Dunklen Mondes vermischt gewesen. Damit war die Scheinende oder der Dunkle Mond gemeint.
Einer von beiden stieg in die Quelle und gab sein Leben.

„Über die Zeit nahm ich es hin. Ich starb auf so viele Arten, dass ich sie nicht mehr zählen konnte. Bei meinem Tod, ging meine Magie in den Boden und von dort in die Quelle. Das Gleichgewicht war wieder hergestellt und die Scheinende wurde als Heldin gefeiert."
Ich hörte Bitterkeit in seiner Stimme und drehte den Kopf zu ihm. Meine Arme schmerzten immer stärker und langsam aber sicher gingen die Schatten auf den Rest meines Körpers übers. Und mit ihnen die Schmerzen.
„Die Welt hat mich als Mosnter gesehen, dazu musste ich nicht mal etwas monströses tun."
Er lächelte. „Ironischerweise braucht es ein Wesen der Dunkelheit, um die Dunkelheit zu bekämpfen."

Lillith die Quelle der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt