11

2.7K 233 30
                                    

Lillith
„Was hattest du vor?"
Myalo stand im sicheren Abstand zu mir und durchbohrte mich mit seinem Blick. Um uns herum war alles im Umkreis von zehn Metern verbrannt oder ganz zu Asche zerfallen.

Meine Hände zitterten im Angesicht der Zerstörung, die meine Magie verursacht hatte. Unter seinem eiskalten Blick seiner grauen Augen fuhr es mir kalt den Rücken hinunter. Dazu mischte sich Panik, weil absolut ich keinen Plan hatte, wie ich das alles erklären sollte. Ich öffnete den Mund aber es kam kein Ton heraus. Mein Kopf schien leergefegt.

„Rede!", befahl Myalo barsch und ich zuckte regelrecht zusammen.
„Das war keine Absicht, ich wollte dir nicht weh tun!"
Myalos Blick glitt über unsere schwarze Umgebung. Die Aschehaufen und schwarzen Bäume. Dann blieb er an der Barriere hängen und Myalo zog scharf die Luft ein.
„Du hast meine Barriere zerstört.", sagte er ungläubig, „Du hast sie komplett ausgelöscht."
Mein Kopf schoss herum und mir fiel auf, dass das Kribbeln fehlte. Die Magie war nicht mehr zu spüren.

Myalos Augen lagen wieder auf mir nur diesmal hatte sich mit dem Misstrauen, Achtsamkeit gemischt.
„Ich habe deine Magie gespürt, als ich sie verwenden wollte. Bevor sie sich förmlich auf meinen Geist gestürzt hat. Du bist viel mächtiger, als du vorgibst zu sein.", Myalos Worte waren hart und schneidend, „Sag mir die Wahrheit. Wer bist du wirklich?"

Was sollte ich ihm darauf antworten? Meine erste Antwort wäre Monster gewesen. Mördern, Verräterin, Dunkler Mond... so viele Begriffe und Beschreibungen schossen mir durch den Kopf, aber keine davon verließ meine Lippen.

„Hör auf zu zittern und antworte mir!"
Erneut fuhr ich zusammen, dann ballte ich meine Hände zu Fäusten, damit sie aufhörten zu zittern.
Ich zwang mich dazu Myalo anzusehen und sagte ganz leise: „Bitte glaub mir, wenn ich sage, dass ich dir nicht weh tun wollte. Ich kann meine Magie nur nicht kontrollieren, deswegen schließe ich sie ein."
Ich antwortete nicht direkt auf seine Frage, aber ich gab ihm die Wahrheit, die ich ihm geben konnte. Die ich bereit war auszusprechen.
„Ich blockiere mich selbst. Stopfe meine Magie irgendwo tief in eine Ecke, weil ich weiß, wie zerstörerisch sie sein kann.", meine Nägel gruben sich in meinen Handteller und ich blinzelte verzweifelte Tränen weg, „Ich habe Angst davor, so unglaublich Angst."
Ich stieß die Luft aus und ein tonloses Lachen drang über meine Lippen.
„Es ist jedes Mal das gleiche. Sobald ich sie verwende, nimmt jemand Schaden."
Als eine neue Kältewelle mich überschwappte, wusste ich, dass mein inneres Chaos mit dem ganzen Hass und Ekel gewachsen war. Der Dunkle Mond ließ mich die Gefühle nicht spüren, aber sie waren da. 

Myalos Haltung lockerte sich ein wenig. Trotzdem blieb seine Stimme kalt: „Wenn du weißt, dass deine Magie so gefährlich ist, warum hast du es mich dann versuchen lassen?"
Ich sah zu Boden und musste schlucken. Meine Lippen schienen ausgedorrt, aber ich wusste, dass ich ihm eine vernünftige Antwort geben musste.
„Ich wollte helfen.", erklärte ich und fand es selber jämmerlich, „Ich wollte den Wall sichern und das war die Möglichkeit, die es gab. Ich wusste nicht.... ich wusste nicht, dass es so schlimm ist."
Der dunkle Mond hatte mich im Traum gewarnt. Er hatte mir gesagt, dass ich meine Magie benutzen sollte, damit sie sich nicht weiter anstaute. Auch diesmal hatte er mich abhalten wollen, aber ich wollte nicht hören.

Selbst wenn ich etwas richtig machen, ihm nicht vertraute und meinen Freunden helfen wollte, zerstörte ich alles. Der Schutzwall war zerstört, wegen mir. Wir waren ungeschützt.

„Ich habe gemerkt, dass du dich beim Training nicht angestrengt hast. Du hast nie wirklich gewollt etwas zu erreichen. Und dass du etwas verbirgst war mir von Anfang an klar.", er machte kurz eine Pause und schien zu überlegen, „Aber das kann und werde ich nicht mehr ignorieren. Ich weiß, dass du gefährlich bist. Ich weiß jetzt dass du mächtig bist. An sich kein Problem, aber du weigerst dich es zu erklären. Du trägst ein Geheimnis mit dir rum und wenn du es mir nicht verrätst, kann ich dir nicht vertrauen."
Ich nickte verstehend und versuchte seinem Blick standzuhalten.
„Ich bin noch nicht bereit dafür. Ich kann es noch nicht erzählen."
Falls er das Flehen und die Verzweiflung in meiner Stimme hörte, ignorierte er es.

Lillith die Quelle der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt