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Unter Myalos erbarmungslosen Blick machte ich einen Liegestütz nach dem anderen. Eine der wenigen Dingen, die sich während meines drei wöchigen Trainings verbessert hatten. Ich hatte mehr Muskeln aufgebaut und war stärker geworden.

„Ok reicht", erlöste Myalo mich und ich ließ mich stöhnend auf den Bauch fallen. Meine brennenden Arme legten ich links und rechts von meinem Körper ab.

Myalo stieß mich ungerührt mit den Fuß an. „Lieg da nicht wie ein toter Fisch, es geht weiter."
Murrend stand ich auf und klopfte mit ein wenig Gras von der Hose. Währenddessen holte Myalo Wurfmesser und reichte sie mir. Ich nahm sie entgegen und wog sie aus Gewohnheit in der Hand. Ich übte mit unterschiedlich schweren Messern zu werfen und auch mit Messern, die eigentlich nicht dazu gedacht waren.

Ich drehte das Messer und zog die Augenbrauen zusammen.
„Das ist keins von unseren Messern", stellte ich fest.
Myalo schien überrascht, dass ich es gemerkt hatte.
„Das stimmt. Unsere wurden durch Magie geformt und sind deswegen einfacher zu Handhaben. Diese sind auf dem Markt gekauft."
Ich kniff die Augen zusammen. Es sah genauso aus, wie die Messer am Stand meines Vaters. Alenia hatte das Messer perfekt geworfen und auf meine Bemerkung hin war ich ihm aufgefallen.

Bei den Gedanken an meinen Vater umfasste ich das Messer fester. Unweigerlich wanderten meine Gedanken weiter zu meiner Gefangennahme. Er musste noch immer einen Teil meiner Magie haben.

Myalo konnte mich ablenken, bevor ich an die getöteten Hunter denken konnte.
„Was ist los?"
Ich schüttelte nur den Kopf und verjagte meine Erinnerungen wieder. „Erinnerungen. Nicht so wichtig."
Ohne weiter darauf einzugehen, warf ich das Messer und es landete im nächsten Baum.
Myalo schnalzte mit der Zunge: „Das war nicht mal annähernd die Mitte."

Mit einem verärgerten Blick zu ihm warf ich das nächste. Dieses Mal traf ich tatsächlich die Mitte.
„Geht doch."
Er neigte den Kopf und die Messer begannen zu wackeln, eher sie sich aus der Rinde lösten und zu ihm in die Hand flogen.
Jetzt sah er zu mir: „Du könntest die Messer mit tödlicher Präzision lenken, wenn du deine Magie anwendest. Lass es uns probieren."
Kopfschüttelnd lehnte ich ab. „Ich hatte heute morgen schon genug frustrierende Magie-Übungen, die nicht funktioniert haben. Ich habe keine Lust auf noch mehr, zumal ich das hier endlich kann."
So kindlich das auch klang, ich wollte mir meinen Erfolg nicht kaputt machen.

Myalo kümmerte das recht wenig und er begann einfach zu erklären: „Am einfachsten ist es, wenn du den Gegenstand siehst. Du musst nach deiner Magie greifen und ihre Fühler zu dem Gegenstand ausstrecken. Konzentrier dich nur auf das Messer und stell dir vor wie es in einer perfekten geraden Linie auf den Baum zu saust."
Skeptisch hielt ich das dritte Messer wurfbereit: „Das wird nicht funktionieren. Mit Gedankenmagie habe ich noch gar nicht geübt."
„Du übst es ja jetzt. Los."

Seufzend griff ich nach meiner Magie und suchte den speziellen Teil, der Gedankenkontrolle darstellte. Schließlich fand ich das schleichende und hinterhältige Etwas und beförderte es an die Oberfläche. Ich spürte das Kribbeln, als ich das Messer warf. Doch auch wenn ich mich darauf konzentrierte, blieb es bei seiner normalen Flugbahn. Ich traf den Baum, aber das hatte nichts mit Magie zu tun.
„Nochmal", befahl Myalo.

Beim zweiten Mal lief es genauso.
Und beim dritten Mal.
Und beim vierten, fünften und zehnten Mal.

„Siehst du es klappt nicht."
Myalo schwieg und schien nachzudenken. Dann wirkte er als habe er eine Idee.
„Wirf nochmal", forderte er mich auf.
Seufzend hob ich die Hand und griff nach meiner Magie. Erst als ich sie sicher spürte, warf ich die Waffe.
Wieder schaffte ich es nicht seine Flugbahn zu lenken. Enttäuscht ließ ich meinen Arms sinken, als es dem Baum schon fast erreicht hatte.

Lillith die Quelle der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt