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Wir streiften durch den Wald. Myalo stand an der Spitze und neben ihm lief Morana. Ihr helles Haar schwenkte sanft in einem Zopf hin und her. Sie standen im krassen Gegensatz zu Myalos schwarzem Schopf. Die Schatten der Blätter malten Schatten auf ihre Körper während sie sich leise durch das Unterholz bewegten. Besonders Morana schien regelrecht über den Boden zu schweben. Sogar meine empfindlichen Ohren konnten sie kaum hören.

Währenddessen liefen Devon und ich in der Mitte unserer Gruppe. Wir waren fünfzehn insgesamt. Mit mehr Leuten trauten wir uns nicht durch den Wald. Jetzt wo wir wussten, dass die Hunter durch die Wälder streiften und unser Wall nicht mehr intakt war.

Wir gelangten unbemerkt durch den Wald und blieben am Ende des Waldes stehen, um uns hinter den kleinen Büschen hinzuknien. Wir waren erhöht, sodass wir das Dorf in der Senke gut erkennen konnten. Es war nicht sonderlich groß und ein kleiner Fluss schlängelte sich mitten durch. Die Häuser waren aus Stein, die Dächer aus rötlichen Ziegeln. Das Licht der Vomittagssonne wurde sanft von ihnen reflektiert. Zwischen den Gassen und kleinen Straßen liefen einige Menschen geschäftig hin und her. Kein Markt weit und breit, es war ein einfacher Tag.

Der Anblick des kleinen, friedlichen Dorfes gab mir einen Stich. Es erinnerte mich an das Dorf, wo Carisa und ihre Familie wohnten. Die Familie, die ich belogen und in Gefahr gebrach hatte, als sie mir Unterschlupf gewährten.

Myalo wandte sich jetzt zu uns allen um und lenkte mich von meinen Gedanken ab. Sein Gesicht war ernst.
„Der Plan sieht so aus: Wir mischen uns einzeln oder zu zweit unter die Menge. Falls die Hunter angreifen sollten, halten wir sie auf. Unsere oberste Pflicht ist es, die Bewohner zu schützen. Vermeidet Tote und schlagt die Hunter lediglich bewusstlos. Wir kümmern uns nachher um sie, wenn das Dorf sicher ist."
Er sah jeden von uns einmal an. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er mich länger und eindringlicher ansah als nötig.
„Hoffen wir, dass das Gerücht falsch ist und sie das Dorf nicht angreifen.", sagte Myalo schließlich und richtete sich auf. Wir taten es ihm gleich.

Er nickte zum Dorf und wir gingen los. Flink schlitterten wir die Senke runter und tauchten in die Straßen des Dorfes ein.
Myalo ging neben mir und Devon. „Ihr beide bleibt zusammen. Und Lillith, ich habe ein Auge auf dich."
Mit einem letzten kalten Blick seiner dunklen Augen bog er in eine Gasse ab.

Ich sah ihm kurz hinterher, dann richtete ich meine Augen seufzend nach vorne. Devon und ich schlenderten durch einer Gasse, wo die Häuser nah beieinander standen. Durch die geöffneten Fenster drang der Geruch von Essen zu uns und ich entdeckte durch ein offenes Fenster eine Elementes, die in ihrer Küche eine Suppe rührte. Angeheizt von ihrer eigenen Flamme.
Der Boden unter unseren Füßen war etwas uneben und provisorisch mit Steine ausgelegt. Allerdings klaffte hier und da schon eine Lücke, wo ein Stein gewesen war.

„Der Dunkle Mond hat dir also beigebracht ein Feuer zu zünden?", sprach Devon auf heute Morgen an, „Wie genau funktioniert das?"
Ich sah zu ihm. Er schien nicht misstrauisch sondern einfach nur neugierig und interessiert.
„Er kann auf einen Teil meines Unterbewusstseins zugreifen. Dort habe ich mit ihm trainiert."
Devon runzelte etwas besorgt die Stirn, also sagte ich schnell: „Er hat so schonmal einen meiner Albträume beendet."
Allerdings erreichte ich damit das Gegenteil. Seine Stirn zerfurchte sich nur noch mehr. „Das klingt als wäre er... nett."
Ich seufzte und sah wieder nach vorne.
„Ja. In letzter Zeit ist er viel freundlicher.", stimmte ich ihm zu, „Er arbeitet mit mir zusammen und will mir helfen."

Als nichts mehr von Devons Seite kam, drehte ich meinen Kopf wieder zu ihm. Er hatte den Mund geschlossen, aber ich merkte, dass er noch etwas sagen wollte.
„Was ist?"
„Nichts."
Ich machte eine auffordernde Handbewegung. „Sag schon."
Er zögerte kurz, sagte dann aber: „Mir ist nicht wohl dabei, wenn er auf dein Unterbewusstein zugreifen kann. Auch wenn er freundlicher scheint, kann ich nicht vergessen, dass er dafür gesorgt hat, dass du dich selber hasst."
Ich zuckte zusammen, weil es wahr war.
Schmerz trat in seine Augen: „Er ist verantwortlich dafür, dass du dich selbst aufgegeben hast. Er hat für diese Leere in deinen Blick gesorgt. Das kann ich nicht einfach so vergessen."
Ich schluckte. Gleichzeitig spürte ich mein höher schlagendes Herz. Ihm war das alles bewusst und er hielt noch immer zu mir.
„Du hast ja recht", murmelte ich, „Aber ich glaube, ich frage ihn nochmal. Vielleicht gibt es ja eine Erklärung."

Lillith die Quelle der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt