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Devon
Lillith und ich traten hinaus in die Mittagssonne. Hinter uns brummten die Stimmen der Saver, die noch aßen.

Lillith neben mir streckte kurz das Gesicht zur Sonne und atmete aus. Die Sonne beschien ihre blasse Haut, sodass sie aussah wie Porzelan. Ihre langen Wimpern malten Schatten unter den geschlossenen Augen und der Wind wehte ihr schwarzes Haar leicht nach hinten.
Ich starrte sie an und mir schoss nur ein Gedanke durch den Kopf:
Sie ist wunderschön.
Mein Herz schlug schneller und ich sah hastig weg, bevor sie mich beim Starren erwischte.

„Lillith! Devon!"
Wir sahen beide gleichzeitig nach links, wo Kai auf und zueilte. Er winkte uns zum Gruß und blieb vor uns stehen.
„Was gibts?", fragte ich und nickte ihm zu. Lillith sagte nichts, nickte aber auch zur Begrüßung und sah ihn wartend an.
Kai stützte locker die Hände in die Hüfte und lächelte uns an: „Verena möchte mit euch reden. Es geht um die Gruppen, ihr könnt euch eine aussuchen."
„Cool!", ich sah zu Lillith, „Weißt du schon welche im Frage käme?"
Doch sie zuckte nur die Schultern, auf ihre übliche traurige, stille Art.

Kai bedachte sie stirnrunzelnd aus seinem grünen Augen, dann deutete er uns mit einer Handbewegung mitzukommen.

Bei Verenas Haus angekommen schlug ich den Stoff der „Tür" zurück und trat zur Seite, um Lillith einzulassen. Kai war schon drinnen.
Sie sah mich kurz an und ging dann rein. Ich folgte ihr und blieb hinter ihr stehen.

Die Anführerim lächelte uns hinter ihrem Tisch freundlich an. Ihre dunkelblonden Haare waren heute zu einem lockeren Dutt hochgesteckt. Er wurde von einem Dolch zusammen gehalten, den sie quer durchgesteckt hatte.

Ich unterdrückte den Impuls den Kopf zu senken, wie ich es bei Castriel gewohnt war. Verena strahlte die gleiche Autorität und Sicherheit aus, aber im Gegensatz zu dem Hunter, lag keine Grausamkeit in ihrem Blick.

„Setzt euch ruhig.", Verena mache eine Handbewegung und am Tisch schossen zwei Stühle aus Ranken aus dem moosbewachsenen Boden.
Mit einem gemurmelten Danke, setzten Lillith und ich uns hin. Ich lehnte mich zurück und sah nachdenklich Verena an. Sie konnte offenbar die Erde bändigen, aber was war ihre Zweitbegabung? Wenn sie denn eine Prodigia war.

Die Anführerin schob ein paar Papiere und Stifte zur Seite, um die Hände bequem auf dem Tisch abstützen zu können. Ihr Bruder Kai vergnügte sich damit, sich halb auf den Tisch zu setzen.

„So ich hoffe ihr habt's euch schon ein bisschen eingelebt?"
Ich lächelte und nickte. Tatsächlich fühlte ich mich wohl hier. Die Baumstadt umgeben von grün und dekoriert mit Spiegel- und Glasscherben, passte einfach hier hin. Es war friedlich und alle schienen eine Gemeinschaft zu sein. Hier halfen sich alle gegenseitig und respektierten einander.

Bei den Huntern gab es einen Anführer, der für jeden entschied. Wenn man keine Disziplin an den Tag legte, konnte man sich keinen Respekt erhoffen. Man musste ihn sich verdienen.

Hier verdiente jeder den Respekt. Einfach weil man war, wer man war.

Ich blickte zu Lillith, die nichts gesagt hatte. Auch Verena sah sie jetzt fragend an.

Sie versuchte zwar nicht zu lächeln, aber trotzdem sagte sie: „Es ist schön hier. Danke nochmal, dass ihr uns hier aufgenommen habt."
Ihre Stimme war leer wie eh und jeh. Aber sie neigte dankbar den Kopf.

Verena sah sie eine Moment mit weichem Blick an, dann wurde sie wieder etwas ernster.
„Ihr wisst, dass er verschiedene Gruppen gibt, die bestimmte Aufgaben übernehmen, damit das Leben hier funktioniert?"
Wir beide nicken.
„Nun, es gibt unsere Botaniker. Sie kümmern sich um die Bäume, auf die unsere Häuser gebaut sind und natürlich um einen Teil der Lebensmittel. Viele davon sind Erd-Elementes, aber jeder kann dabei sein."
„Die Jäger sind für das Fleisch zuständig", meldete sich jetzt Kai zu Wort und er grinste schief, „Das ist meine Gruppe. Wir gehen hin und wieder raus in den Wald, aber nicht allzu oft. Wir nehmen, was wir brauchen und ziehen dann ab. Was die Köche dann daraus machen, ist deren Gruppe überlassen."

Lillith die Quelle der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt