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Morana sah auf dem ganzen Rückweg durch den Wald ernst drein. Ich hatte ihr nochmal genauer erzählt, was ich gesehen hatte. Die Geschichte von einem Leben des Dunklen Mondes und des Scheinenden.
„Wir brauchen also euch beide. Die Scheinende und den Dunklen Mond.", Morana seufzte, „Das wird schwierig, weil wir keine Ahnung haben, wo die Scheinende ist."
Ich zögerte einen Moment. Sollte ich?

Letztendlich holte ich Luft und gestand: „Ich kenne die Scheinende."
Moranas Kopf schoss zu mir.
„Meine Freundin, die am Anfang mit uns hier war."
Sie sah mich fassungslos an und stellte sich vor mich, sodass ich gezwungen war stehen zu bleiben.
„Wann hattest du vor uns das zu sagen?"
„Um ehrlich zu sein eigentlich gar nicht.", ich ging um Morana herum und schlang die Arme um mich, „Sie wollte nicht, dass alle ihre Identität erfahren."
Morana schloss zu mir auf. „Du willst mir also erzählen, dass der Dunkle Mond und die Scheinende direkt vor unsere Nase waren?"
"So ungefähr."

Morana schwieg einen Moment, dann grinste sie.
"Ich glaub's nicht. Da suchen wir euch jahrelang und plötzlich steht ihr vor unserer Haustür und wir kriegen es nicht mal mit."
Ich erwiderte das Grinsen nicht, stattdessen verfolgte ich ein Eichhörnchen, das einen Baum hochschoss.

„Und das gerade rechtzeitig", sagte Morana jetzt wieder ernst, „Es wird immer schlimmer."
Ich stimmte ihr mit einem Nicken zu. Die Bilder meines Traums gestern Nacht schossen mir durch den Kopf. Der Tod, die Stille, die Asche.... all das musste ich verhindern. Dieses Mal durfte ich mir keine Fehltritte erlauben.
Der Mond hatte ein Opfer erwähnt, das ich würde bringen müssen.
Das war egal. Ich würde diese Welt nicht sterben lassen.

Vielleicht, ganz vielleicht, falls ich es schaffen sollte... vielleicht würde ich dann besser akzeptieren, was an Blutmond passiert war. Vielleicht konnte ich mir dann verzeihen.

Wir erreichten das Lager und wurden dort von Kai empfangen. Anschließend geleitete er uns zu Verenas Hütte.

„Konntet ihr etwas rausfinden?", fragte sie noch ehe wir ganz drinnen waren.
Ich überließ Morana das Reden und sie gab nochmal das Geschehene wieder. Ihre Stimme und ihr Ausdruck waren dabei so leer wie immer.
So wie ich auch leer sagte: „Ich werde viel trainieren müssen, um meine Magie zu stärken."
Verena verarbeitete die Tatsache, dass die Scheinendne ebenfalls hier gewesen war sehr schnell und richtete ihrer stechend grünen Augen auf mich.
„Verstehe. Dann beginne wir sofort mit deiner Ausbildung."

Diese Worte waren meine Verdammnis.

Von dem Tag an war mein Tagesplan voll mit Training und Übungen.
Morgens übte ich allgemein meine Magie zu wecken mit Morana. Danach absolvierte ich Schwertkampfübungen mit Myalo. Als drittes übte Sana mit mir das Element Erde und nach dem Mittag übernahm Devon das Feuer.
Der Dunkle Mond meinte ich sollte erstmal alle vier Elemente beherrschen, bevor ich mich meinen anderen Fähigkeiten zuwandte. Die vier Elemente waren nämlich der Grundbaustein für alles andere.

Nach weiterem Kampftraining sowohl mit als auch ohne Waffen fiel ich nach dem Abendessen fast sofort ins Bett. Ich war zu ausgepowert, um großartig etwas zu tun.
Doch im Schlaf erwartete mich bereits der Dunkle Mond um meine magischen Techniken zu verfeinern.
Um es kurz zu fassen: mein Tage wurden stressig und anstrengend.

Pausen gab es nicht. Wir hatten keine Zeit, um uns auszuruhen. Die Hunter unterbrachen ihre Angriffe auch nicht. Mehr noch: sie gingen immer brutaler vor. Jetzt wo sie Blut geleckt hatten, konnten sie nicht mehr aufhören. Myalos Gruppe versuchte so gut es geht die umliegenden Dörfer zu schützen, aber wir wussten nie so wirklich, wo sie als Nächstes zuschlagen würden. Es gab bei jedem Angriff mehr Tote und mehr Verletzte, als bei dem davor. Langsam aber sicher hassten die Dörfer die Prodigias dafür, dass sie wegen uns angegriffen wurden. Schließlich suchten die Hunter ja nach dem Elementes mit den besonderen Fähigkeiten.
Inzwischen stieß Myalos Gruppe auf Abscheu und Ablehnung, auch wenn sie helfen wollten. Ich sah es an Devons dunklen Gesichtsausdruck, wenn er zurückkam. Anschließend erzählte er mir von dem gesehenen Blut und Verwüstung, die die Hunter hinterließen.
Ähnlich düster war die Stimmung bei den restlichen Savern. Auch sie merkten, wie sich die Lage langsam aber sicher zuspitze.

Lillith die Quelle der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt