Besuch zu Hause

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Drei Stunden später…


Ralfs Sicht:
Ich bin überzeugt davon, dass mein Plan funktioniert und werde Frederik jetzt davon erzählen. Er muss es einfach probieren. Es würde ihm gut tun, und Charlotte, und den Kindern. Was Helene von dieser Idee hält ist mir herzlich egal und darum warte ich auf einen Moment, indem sie nicht mit im Raum ist.
Es dauert eine Weile, doch irgendwann geht sie in die Küche und macht sich einen Kaffee. Bei unserer Kaffeemaschine dauert das immer etwas länger.

„Du, Frederik.“
„Ja Paps.“
„Was hälst du davon, wenn wir Charlotte besuchen.“
„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist“
„Ich aber. Deine Tochter hat heute nach dir gefragt und Charlotte vermisst dich. Vielleicht kannst du dich dann erinnern.“
„Und was wenn es nichts bringt?“
„Dann müsst ihr euch trotzdem früher oder später zusammensetzen. Du hast drei Kinder mit der Frau.“
„Na gut.“, sagt Frederik und stimmt mir damit zu.

Freddys Sicht:
Ich weiß nicht, ob der Besuch etwas bringt. Ich bin jetzt schon seit Wochen wach und kann mich noch immer nicht erinnern. Aber Papa hat schon recht, wenn das wirklich meine Kinder sind, müssen wir da eine Lösung für finden. Ich kann nicht mein Leben lang vor dieser Situation weglaufen. Ich sollte besser zu meiner Verantwortung stehen.

Am nächsten Tag…

Papa und ich machen uns auf den Weg nach Köln. Ich mag es hier echt gerne. Das Studium hat mir hier wirklich gut gefallen und ich wollte ja auch längerfristig hierher ziehen.
Irgendwann kommen wir an einem Haus an und mein Vater lässt mich dort raus mit den Worten „Ab hier kannst du das alleine.“
Ich gehe zur Haustüre und sehe das Klingelschild. „Seehauser“, steht da. Wir scheinen wirklich verheiratet zu sein. Ich drücke auf die Klingel und Charlotte öffnet mir.

„Hi Charlotte.“
„Na. Komm rein.“, sagt sie.

Ich komme in den Flur und dort ziehe ich erst meine Schuhe aus und ein paar Hausschuhe an. Anscheinend hatte ich noch ein Paar hier. Dan gehen wir in die Küche und Charlotte macht uns Kaffee.

„Und, wie geht es dir?“, frage ich und versuche ein Gespräch zu beginnen.
„Naja, es ist alles sehr anstrengend. Haushalt und Kinder… da fällt viel Arbeit an, aber das ist schon in Ordnung so. Wie geht es dir denn?“
„Joa, ich bin noch eine Weile krank geschrieben und muss auch noch einen Test machen, damit ich wieder arbeiten darf. In fünf Wochen mache ich dann noch einen Test und wenn der gut läuft, darf ich auch wieder autofahren.“
„Und mit den Schmerzen?“
„Ich habe gar keine Schmerzen mehr.“
„Das freut mich für dich. Hast du dich denn bei deinen Eltern gut eingelebt?“
„Joa… meine Mama ist ein bisschen überführsorglich aber ich will ja nicht ewig bleiben.“
„Kann ich verstehen.“
„So, dann zeig mir doch mal alles. Neugierig bin ich ja schon…“
„Okay, dann komm mal mit.

Charlotte geht mit mir in den Raum gegenüber. Es sieht aus, wie ein Wohnzimmer. Es sind ganz viele Fotos an den Wänden, eine große Couch an der Wand und in einer Ecke ist eine Spielwiese aufgebaut.

„Also, hier ist das Wohnzimmer. Da vorne spielt die Kleine immer und auf der Couch gucken wir oft alle zusammen Fernsehen. Hier ist übrigens auch dein Unfall passiert.“
„Okay, und wie ist das passiert?“
„Unser Sohn hatte Geburtstag und du bist hier durchs Wohnzimmer gegangen und auf Geschenkpapier ausgerutscht. Dann bist du mit dem Kopf auf dem Glastisch aufgekommen.“
„Autsch.“
„Ja, so hat das auch ausgesehen. Zum Glück waren viele unserer Freunde aus der Klinik da, so dass dich Oliver versorgen konnte.“
„Dr. Dreier?“
„Ja genau, ich konnte nicht, ich war total geschockt und war wie gelähmt.“
„Heftig.“, sage ich und Charlotte nickt.

Wir gehen nach oben. Die Treppe ist sehr steil und ich habe Angst hinunter zu fallen.

„Sag mal, ist noch keiner die Treppe runter gefallen?“
„Doch ich, als ich mit Lola schwanger war … ich hatte dann zwar auch Hirnblutungen, konnte aber relativ schnell wieder nach Hause. Bei mir war es bei weitem nicht so schlimm wie bei dir. Ach, den Arm habe ich mir da auch gebrochen.“
„Aber dem Baby ist nichts passiert?“
„Nein,  da noch nicht.“
„Noch nicht?“
„Ja, als wir renoviert haben bin ich die Leiter runtergefallen und man musste die kleine Maus in der 34 Schwangerschaftswoche per Notsectio holen.“
„Aber es ist doch alles gut gegangen.“
„Als Lola zu Hause war hatte sie einen Krampfanfall und musste dann auch operiert werden. Wir drei haben es also irgendwie nicht mit dem Hirn, ihr geht es aber es geht ihr wieder gut. Sie ist mittlerweile sogar ihrem Alter entsprechend entwickelt.“
„Das ist schön.“

Dann zeigt sie mir das Babyzimmer. Also wäre ich ein Baby, ich würde mich echt wohl fühlen. Danach gehen wir in ein anderes Kinderzimmer. Es scheint so, als würde hier ein Mädchen wohnen. In dem Bettchen liegt die kleine Maus und schläft. Sie sieht echt niedlich aus.

„Und wessen Zimmer ist das?“, frage ich.
„Das ist das Zimmer von unserer Großen – Malia.“
„Und wie alt ist sie?“
„5 Jahre.“
„Aber das heißt ja, dass sie…“
„Bei unserem ersten Mal entstanden ist – jap. Linda hatte ein bisschen im Schichtplan gefuscht, sodass wir zusammen Nachtschicht hatten.“
„Äh…“
„Keine Sorge, während der Schicht ist nichts passiert. Du hattest mich n dem Tag abgeholt und als du mich dann zu Hause absetzen wolltest kamst du noch mit nach oben und dann ist es passiert. Und danach hast du mir gesagt, dass du mich liebst.“
„Nach dem Sex?“
„Ja, aber das war mir egal, denn mir ging es ja genauso.“, sagt sie und grinst.
„Und jetzt?“
„Natürlich immer noch.“
„Und wie ging die Geschichte weiter?“
„Das erzähle ich dir gleich, wenn wir wieder unten sind.“

Dann zeigt sie mir noch ein Kinderzimmer. Hier wohnt wohl unser Sohn. Charlotte hatte erzählt, dass er schon zwei Jahre alt ist. Er soll wohl total wie ich aussehen. Danach zeigt sie mir das Schlafzimmer. Auf dem Nachttisch steht ein Familienfoto. Wir sehen wirklich sehr glücklich aus. Dann sehe ich einen halbleeren Kleiderschrank und sehe wie sich Charlottes Gesichtsausdruck ändert, als sie das sieht. Sie scheint mich echt zu vermissen. Das zeigt mir auch ein Kissen mit meinem T-Shirt. Ich glaube, das ist meins. Ich finde es wirklich süß und bekomme ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber. Dann gehen wir nach unten und Charlotte holt das Fotoalbum wieder raus. Sie zeigt mir die ganzen Bilder und kann zu jedem Bild etwas erzählen. Es ist schon Wahnsinn, was wir alles durchgemacht haben.

Die Geschichte von Team EngelhauserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt