Warten

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Freddys Sicht:
Ich sitze im Wartebereich und ich glaube, das auch schon seit einer halben Ewigkeit. Dann schaue ich auf die Uhr und sehe, dass es erst 20 Minuten sind. Das Baby wird wohl schon auf der Welt und Charlotte noch in Narkose sein. Das Warten macht mich fertig. Was ist, wenn Charlotte etwas passiert ist, oder dem Baby. Ich laufe im Wartebereich hin und her- ich muss mich bewegen, sonst werde ich noch wahnsinnig.
Dann kommt Constanze raus mit einem Baby im Inkubator. Sie winkt mich zu sich.
"Herzlichen Glückwunsch zur Tochter. Wie soll sie denn heißen?", sagt sie. Unter dem Mundschutz kann man ihre Mimik nicht erkennen.
"Lola"
"Oh, das ist ein schöner Name. Komm mit, ich untersuche die Kleine jetzt."
Wir gehen zusammen in den Kreissaal, wo die ersten Untersuchungen gemacht werden.
"Also, die kleine Maus ist soweit gesund. Wir würden sie noch ein bisschen beim Atmen unterstützen. Sie ist 42cm groß und 2187g schwer."
Ich freue mich natürlich, dass es Lola gut geht, aber ich mache mir noch Sorgen um Charlotte. Constanze sieht mir das auch an.
"Hey, mach dir keine Sorgen um Charlotte. Als ich Lola eben geholt habe war alles in bester Ordnung. Jannik und Johanna haben das jetzt schon 100 Mal gemacht.", sagt sie. "So und wenn du möchtest kannst du jetzt deinen Oberkörper frei machen und mit deiner Kleinen ein bisschen da auf dem Sessel kuscheln. Das wird ihr gut tun." Ich nicke und ziehe meine Hemd aus. Constanze legt mir Lola auf den Oberkörper und so liegen wir eine ganze Weile auf dem Sessel. Lola ist so süß und es ist ein Wunder, dass alles gut ist. Eine kleine Kämpferin, wie die Mama.

Charlottes Sicht:
So langsam höre ich Geräusche und öffne meine Augen. Ich liege im Aufwachraum. Dort sind meine Kollegin Dr. Miriam Dietz und Schwester Nicole.
"Ah Nicole, schau Mal, wer da wieder wach ist."
Nicole und Miriam schauen zu mir. Ich bin noch total müde und mein Bauch tut etwas weh.
"Wie geht es dem Baby?"
"Soweit ich weiß gut. Es ist schon bei Fredrik.", sagt Miriam.
"Kann ich zu ihnen?"
Nicole nickt und bringt mich hoch auf Station. Im Kreissaal sehe ich, wie Frederik und das Baby kuscheln. Erst bemerken sie mich gar nicht. Dann guckt Frederik in meine Richtung und sieht, dass ich da bin.
"Schau Mal wer da ist, die Mama.", Sagt er und guckt das Baby an.
Ich lächel.
"Also Schatz, das ist Lola."
"Wir haben ein Mädchen bekommen?"
"Ja, ein Mädchen. Und die Kleine ist gesund."
Frederik gibt sie mir in den Arm. Lola ist so wunderschön. Vor ein Paar Stunden war die Kleine noch in meinem Bauch und jetzt ist sie schon hier, obwohl sie noch sechs Wochen gebraucht hätte. Auf der einen Seite bin ich überglücklich, auf der anderen mache ich mir dennoch große Sorgen, dass noch was passieren könnte.
Ich genieße den Moment mit Lola. Da ich aber noch sehr müde von der Narkose bin, legt Frederik sie wieder in den Inkubator. Ich schlafe ein.

Freddys Sicht:
Ich bin erleichtert, dass sowohl Lola, als auch Charlotte wohlauf sind. Die beiden schlafen jetzt, das haben sie sich auch verdient, so eine Geburt ist für Mutter und Kind nicht einfach. Die Zeit nutze ich und rufe meinen Schwiegervater an.
"Hallo Frederik, alles in Ordnung? Soll ich euch dich helfen?"
"Hallo Herbert. Naja wir man es nimmt. Charlotte ist im Krankenhaus und es müsste vorhin ein Notkaiserschnitt durchgeführt werden."
"Oh Gott, geht es Charlotte und dem Baby gut?"
"Ja, sie sind beide wohlauf. Die Kleine wird noch beim Atmen unterstützt aber sonst geht es ihr dafür, dass sie 6 Wochen zu früh ist ganz gut."
"Sie?"
"Ja, du hast eine zweite Enkelin. In diesem Sinne Herrlichen Glückwunsch."
"Gleichfalls. Und wie geht es Charlotte?
"Sie hat alles super überstanden. Sie schläft gerade, weil du die noch müde von der Narkose ist. Das ist aber normal."
"Nadann. Können wir morgen mit den Kindern vorbeikommen?"
"Ja sicher. Die Kinder freuen sich bestimmt ihre Mama und ihre Schwester zu sehen."
"Okay. Brauchst du noch was?"
"Nein alles gut. Ich fahre jetzt nach Hause und hole für Charlotte ein paar Sachen. Ich komme dann kurz bei euch vorbei."
"Okay, dann sage ich den Kindern noch nichts. Bis gleich."
"Bis gleich"
Ich sage den Schwestern Bescheid, dass ich jetzt Mal eben weg bin, aber später wiederkomme. Dann fahre ich zum Haus und sehe Franco und Oliver. Sie haben alles fertig gemacht. Wir müssen die Kartons nur noch auspacken.
"Wow Jungs. Dankeschön. Ihr seid die besten"
"Das ist selbstverständlich. Wie geht es Charlotte.", fragt Franco.
Ich Tücke mein Handy und zeige den beiden ein Foto, welches ich eben von Charlotte und Lola gemacht habe.
"Hä wie?", fragt Franco.
"Notkaiserschnitt, aber beide sind wohlauf."
"Ui, das ist gut. Herzlichen Glückwunsch.", sagt Oliver.
Wir unterhalten uns noch kurz und ich nehme ein paar Sachen mit. Dann fahre ich zu meinem Schwiegereltern, wo Malia und Levi schon sehnsüchtig auf mich warten.
"Hallo ihr zwei. So, der Papa muss euch jetzt was erzählen."
"Was denn?", fragt Malia.
"Also die Mama ist im Krankenhaus und das Baby ist schon da."
"Mama Bauch weg?", fragt Levi und ich nicke.
"Ist es ein Mädchen oder ein Junge?", fragt darauf hin Anita, meine Schwiegermutter.
"Ein Mädchen. Sie heißt Lola."
"Ach wie schön.", antwortet sie. Malia macht Freudensprünge und Levi versteht die ganze Situation nicht so wirklich.

Charlottes Sicht:
Frederik ist ein paar Sachen holen, hat mir Selvia gesagt. Ich darf noch nicht aufstehen und sehe Lola deswegen nur aus der Ferne in Inkubator liegen. Silvia legt sie mir auf die Brust und wieder genieße ich den Moment. dann dauert es auch nicht lange bis Frederik wieder kommt mit einer großen Reisetasche.
"Na.", sage ich. Frederik kommt zu mir und gibt mir einen Kuss.
"Also, zu Hause ist alles fertig. Oliver und Franco an ganze Arbeit geleistet als wir hier waren. Die Kinder freuen sich übrigens auch total Punkt sie kommen morgen vorbei mit deinen Eltern. "
"Warte, Stopp. Wie alles fertig? "
"ja, die haben alles soweit fertig gemacht, dass wir nur noch die Kartons auspacken müssen. "
"Das ist ja der Wahnsinn, wie toll."
Er bleibt noch sehr, sehr lange bei uns. Dann ist die Besuchszeit vorbei und Lola und ich bleiben alleine. Es war ein aufregender, nervenzerreißender und dennoch schöner Tag.

Die Geschichte von Team EngelhauserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt