Kapitel 6

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Nach einem wirklich anstrengenden Arbeitstag kam ich endlich zuhause an.
Völlig fertig.
Es hatte ein paar Probleme in der Finanzabteilung gegeben und zusätzlich hatte ich mich auch noch vorstellen müssen.
Sofort hatte natürlich jemand rufen müssen
Sind Sie nicht die Bitch aus der Personalabteilung?
Toller erster Eindruck.
Ich hatte nur geantwortet:
Noch so eine Bemerkung und Sie haben dieses Gebäude das letzte Mal von Innen gesehen.

Ich war praktisch den ganzen Tag am E-Mail schreiben, Telefonieren und Verträge erstellen gewesen. Anstrengend.
Doch ich liebte meinen Job.
Außerdem war es eine gute Ablenkung.

Jetzt hatte ich vor, mich mit einer Pizza aufs Sofa zu setzten und mir French Kiss anzuschauen. Ich kannte den Film auswendig, doch er spendete mir immer Trost.
Manchmal wühlte er mich auch auf, doch nur sehr selten.

Plötzlich klingelte mein Handy.
Wer rief mich um diese Uhrzeit an?

Big Boss stand auf dem Display.
Neeee, echt jetzt?!

„Hallo?"
„Ich muss Ihnen mitteilen, dass Sie in einer Stunde mit mir zu einem Geschäftsessen mitkommen. Ich hole Sie dann um 19.30 Uhr ab. Ziehen Sie etwas schickes an.
Tut mir leid", er seufzte gespielt, „Ich habe wohl vergessen, es Ihnen heute morgen in der Arbeit mitzuteilen."
„Ich lache...", sagte ich trocken, „Wissen Sie, wo ich wohne?"
„Schätzchen, Sie sind Chefin der Personalabteilung."
Ach so. Ja klar. Damals im Krankenhaus hatte er natürlich nicht gewusst, wo ich wohnte.
„Ich werde bereit sein."
Dann legte er auf.

Das war ja mal wieder typisch!
Er hatte es vergessen!

Ich war schon so fertig heute.
Und jetzt hatte ich auch noch ein Geschäftsessen!
Das hatte mir wirklich gerade noch gefehlt.
Und wie er mit mir geredet hatte.
So... arrogant.
Als ob ich mich in der Arbeit nicht schick kleiden würde. Und dann auch noch das Schätzchen.

Jetzt musste ich mir erst einmal etwas schickes raussuchen.
Ich fand ein Kleid, das dunkelrot war und einen Herzförmigen Ausschnitt hatte.

Dann musste ich mich wohl oder übel schon jetzt fertig machen und meinen Pizza-Film Abend auf morgen verschieben.
Aber ich wollte meine neue Rolle als zweit-Chefin ernst nehmen und Andrew hatte ja auch gesagt, dass ich ihn überallhin begleiten müsste.

5 Minuten vor der ausgemachten Zeit klingelte es.
Ich war bereits fertig und trat aus der Tür.

„Mein Auto steht dort drüben.", sagte er kurz angebunden.
„Danke, ich weiß wie Ihr Auto aussieht."
„Stimmt, der Unfall."

Zusammen gingen wir zum Auto und er hielt mir sogar die Tür auf.
„Die Fahrt wird etwas dauern, denn das Restaurant befindet sich am anderen Ende der Stadt."
Toll.
„Wie lange?"
„Eine Dreiviertelstunde."
Noch toller.

„Fangen wir mit etwas leichtem an. Wieso mögen ihre Kollegen Sie nicht?"
Ich war einen Moment sprachlos. Was hatte er gerade gefragt?!
Doch ich reagierte schnell.
„Fragen Sie!"
„Ja, in der Tat, ich habe Sie etwas gefragt."
„Wissen Sie, wenn Sie so neugierig sind, wieso fragen Sie dann nicht meine Kollegen, denn ich kenne ihre Motive leider nicht."
„Tja, wenn Sie die Motive leider nicht kennen ist da wohl nichts zu machen."
„Sie sind so lustig." Ich tat als würde ich lachen.
Von Sekunde zu Sekunde wurde ich wütender.
Wer war er eigentlich, dass er mich so etwas fragte!
„Ach bitte sagen Sie doch Andrew. Wir kennen uns ja schließlich schon 10 Jahre und haben jetzt öfters wegen dem Verlag miteinander zu tun."
„Okay, Juliette."
„Hmm. Irgendwie fand ich Foss schöner." Er grinste.
Ich durfte mich nicht meiner Wut hingeben. Immer schön kalt bleiben, distanziert bleiben.
Doch ich musste schon sagen: Wenn er grinste sah das wirklich sehr, sehr hott aus.
Und dieser Mann wusste das auch noch.

„J-u-l-i-e-t-t-e." Er ließ sich meinen Namen auf der Zunge zergehen.
„Julie klingt auch ganz toll."
Nein! So würde er mich nie im Leben nennen.
Das ging zu weit. Diesen Namen würde ich nie wieder ertragen.
„Nein."
„Wie du willst Julie." Er grinste noch immer.
„Nein."
Dann sah er meinen Gesichtsausdruck.
Ich setzte schnell meine Maske auf, doch es war zu spät.
Er hatte es gesehen.
Er hatte gesehen, wie viel Schmerz mit diesem Spitznamen verbunden war.
„Okay.", er machte eine kurze Pause.
Ich dachte, er würde noch etwas sagen, doch er blieb ruhig.
Den Rest der Fahrt schwiegen wir.

„Wir sind da."
Er riss mich aus meinen Gedanken.
„Wir reden mit einem Herr Raurer. Er ist etwas  eigen und wird Ihnen vermutlich die ganze Zeig auf die Brüste starren, doch wir brauchen ihn als Sponsor."
„Danke für den Hinweis."
Dann gingen wir zusammen hinein.

An einem Tisch sah ich einen Mann mit einem lila Anzug und gelber Fliege sitzen. Ich tippte drauf, dass das unser Herr Raurer war.

Er schaute zu uns und zog mich mit seinem Blick förmlich nackt aus.

Oh Gott, war das unangenehm.
Dann leckte er sich einmal über die Lippen. Widerling.
Okay, ich würde das schon überstehen.
"Guten Abend Herr Carter und wie heißt ihre zauberhafte Begleitung."
"Guten Abend. Ich heiße Frau Foss."
"Und guten Abend Frau Foss."
"Guten Abend.", presste Andrew hervor. Was hatte er denn?

Wir bekamen die Speisekarten und ich sah auf den ersten Blick, was ich nehmen würde.
Rote Beete Risotto mit Ziegenkäse und Feldsalat.
Ganz mein Geschmack.

Sofort begannen Andrew und Herr Raurer ein Gespräch über die Firma und ich musste mich konzentrieren, um kein wichtiges Detail zu verpassen.

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Huch, jetzt melde ich mich doch mal wieder zu Wort... wie findet ihr die Geschichte bis jetzt? Freu mich immer über Rückmeldung👍

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