Ich hörte eine raue Stimme an meinem Ohr lachen. Damit wurde ich wieder unsanft zurück in die Realität zurück katapultiert.
"Hey, Zeit zu gehen. Wir haben heute noch ein Meeting mit einem anderen Verlag, mit dem wir vielleicht ein gemeinsames Projekt starten wollen."
"Oh, ja na klar."
Schnell rückte ich von ihm ab. Während er mir einen Tanz geschenkt hatte, hatte ich mich wohl an ihn gelehnt und war meinen Gedanken nachgehangen.
"Gehen wir." Ich wollte schon den Weg, den wir gekommen waren zurückgehen, da hielt er mich am Handgelenk fest.
"Danke für den Tanz. Es war sehr schön."
"Mir hat er auch gefallen."
Dann ließ er mich los und die Stelle, an der er meine Hand gehalten hatte wurde kalt.
Wir betraten die Lobby des Hotels und wurden sogleich von einem Mann begrüßt.
"Bonsoir Monsieur et Madame. Il y a une lettre pour vous dans votre appartement. C'est d'un Monsieur Prémont. Bonne nuit!" Es war doch noch gar nicht so spät am Abend. Der hatte wohl irgendwie was Falsches getrunken.
"Was hat er gesagt?! Ich habe kein Wort verstanden!" Ach richtig, er konnte ja kein Französisch. "Es gibt einen Brief für uns von einem Herr Prémont."
"Ahh. Das ist der Herr, mit dem wir uns heute Abend treffen. Er verschickt gerne Brief, anstelle von Textnachrichten." Andrew grinste leicht. Anscheinend mochte er diesen Mann."Okay, kommst du?" Ich war bereits zum Aufzug gegangen.
So schnell wie möglich musste ich irgendwie in einem Raum verschwinden, denn dieser Tanz!
Ich war immer noch beschwingt und ich musste es ihm jetzt sagen und wenn ich nicht gleich alleine wäre, dann würde ich es am Ende noch laut hinausschreiben. Und das hätte Andrew nur amüsiert. Oder auch nicht?
Ich musste jetzt aufhören, mir ständig rhetorische Fragen zu stellen, ohne sie beantworten zu können.
Wir gingen zum Aufzug uns fuhren in unser Stockwerk.
Ich sperrte mit meiner Schlüsselkarte auf.
"Okay, Juliette. Wir haben jetzt nur noch eine halbe Stunde, um uns fertig zu machen und zu unserem Treffpunkt, einem Restaurant zu kommen. Wir müssen uns also beeilen."
Er war wieder ganz der Chef, den ich kannte und sehr auf unsere Arbeit hier in Paris fixiert.
"Klar, das schaffe ich. Kann ich das Bad haben?"
"Natürlich kannst du. Vielleicht komme ich mal rein." Er zwinkerte mir zu. ER ZWINKERTE MIR ZU?! Was sollte das denn jetzt schon wieder heißen?
"Würdest du nicht."
"Willst du mich herausfordern?"
"Nein, danke."
Ich tuschte en letzte Mal meine Wimpern nach und sah mich im Spiegel an. In letzter Zeit sah mir eine völlig veränderte Juliette entgegen. Keine Augenringe, erholt und irgendwie zufrieden und nicht so rastlos.
Paris? Andrew?
RHETHORISCHE FRAGEN, JULIETTE!!
Ich zog das Kleid über meine Schultern und begann, den Reisverschluss zu schließen.
Das war irgendwie eine Angewohnheit von mir, das Kleid immer erst nach dem Schminken zu schließen. Obwohl fast nie Kleider trug und mich schon gar nicht erst schminkte.
Auf einmal konnte ich ihn nicht weiterzuziehen.
Ernsthaft?! Hatte sich jetzt mein Reisverschluss verklemmt?
Ich ruckte und zog, doch er wollte einfach nicht zugehen.
Oh nein! Musste ich jetzt Andrew fragen? Ja, das musste ich wohl.
Ich trat aus dem Bad und da war Andrew. Wieder mal sehr schick und zum Anbeißen. Den letzten Teil behielt ich für mich. Ich hatte nicht einmal gedacht, dass ich je so etwas sagen würde. Zum Anbeißen. "Hey, du siehst schick aus. Ich bekomme leider den Reisverschluss von meinem Kleid nicht zu. Könntest du mir vielleicht behilflich sein?"
Ich wartete darauf, dass er bejahte und einen Schritt auf mich zumachte und wappnete mich für seine Nähe und die Reaktionen, die er in mir auslöste, doch er rührte sich nicht von der Stelle. "Andrew?"
Er zuckte zusammen und ich bemerkte, dass er mich angestarrt hatte,
"Sorry, was? Du siehst übrigens bezaubernd aus."
"Ähm danke. Könntest du mir meinen Reisverschluss zu machen, denn der klemmt irgendwie ein bisschen."
"Klar, kann ich machen."
Jetzt kam er den Schritt auf mich zu und ich drehte mich um.
Er hätte mich nicht berühren müssen. Er hätte nur den Stoff meines Kleides berühren müssen, doch als er ihn schloss, streifte sein Daumen leicht über meinen nackten Rücken bis hinauf zum Verschluss meines BHs. Und sofort breitete sich dort, wo er mich berührt hatte, eine Gänsehaut aus.
Und er musste es gesehen haben, denn so eine Reaktion war unmöglich zu übersehen.
Ich trat einen Schritt von ihm weg.
"Danke.""Kein Problem. Gehen wir."
Die Stimmung im Taxi war irgendwie komisch. Angespannt. Auf einmal begann Andrew zu sprechen.
"Möchtest du darüber reden?"
Antwort?! Dumm stellen. Ich würde es ihm nicht jetzt sagen. "Ähm. Über was denn? Gibt es da etwas?"
"Du weißt genau was ich meine!"
"Nein. Klär mich auf."
Auf einmal wurde ich gegen den Sitz vor mir geschleudert und krachte mit meinem Kopf gegen die Kopfstütze. Ich hörte ein lautes Fluchen, das wohl von unserem Taxifahrer kommen musste, aber mein Kopf. Er tat so höllisch weh.
"Zut! Accident!" Ich hörte nur Bruchstücke.
"Andrew, alles okay bei dir?" Gerade wollte ich mich zu ihm umdrehen, als mich etwas Warmes an der Schulter berührte. Ich drehte mich leicht zu ihm, nur um festzustellen, dass mein Kopf bei jeder Bewegung wehtat.
Doch dann setzte mein Herz für einen Moment aus. Andrews Kopf musste bei dem Aufprall gegen das Fenster geschleudert worden sein. Seine linke Schläfe war voller Blut. Ich musste etwas tun. "APPELLE UNE AMULANCE!!" Mein Kopf find durch den lauten Ausruf an zu dröhnen. Irgendjemand musste mich doch hören.
Ich drehte mich wieder zu Andrew.
"Andrew! Nein!" Er sah mich aus halb geschlossenen Augen an.
"Alles... wird... wir-d... g-u-u-t."
"Hey, komm. Bleib bei mir."
Doch er schloss seine Augen und sein Kopf fiel in meinen Schoß.
"Ich liebe dich doch! Andrew!"
Jetzt hatte ich es gesagt und es war zu spät. Wie ich es immer war in meinem Leben. Zu spät. "Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr." Ich flüsterte es kaum hörbar.
Ich bekam nicht mehr mit, wie ein Krankenwagen kam und ich auf eine Bahre gehoben wurde. Ich hatte nur noch das Gefühl von seinem Kopf auf meinem Schoß in mir und ich wollte nicht daran denken, dass gerade vielleicht die wichtigste Person in meinem Leben auch verschwand.
Ich wollte nur noch zu Andrew und ihn in meine Arme schließen und ihm sagen, wie sehr ich ihn liebte.

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Chefetage
RomanceJuliette ist die Chefin der Personalabteilung. Andrew ist der Big Boss der Verlagsfirma. Beide sind sehr verhasst bei den Kollegen. Herrisch, egozentrisch und feuern ihre Kollegen nur zu gerne wegen belanglosen Dingen. Sie kennen sich kaum, bis es e...