Kapitel 21

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Das erste, das ich wahrnahm war, dass meine Kopfschmerzen aufgehört hatten.
Ich schlug meine Augen auf und fand mich in einem Raum mit weißen Wänden und einem großen Fenster, dessen Vorhänge zugezogen waren, wieder.
Wo war ich?
Dann sah ich auf mich herab und bemerkte, dass das Bett ein wenig, wie in einem Krankenhaus aussah. War ich in einem Krankenhaus? Aber wieso sollte ich in einem sein?
Plötzlich ging die Tür auf.
"Bonjour, Madame. Wie ich sehe sind Sie wach, Frau Foss. Tut Ihnen etwas weh, haben Sie Schmerzen?"
"Bonjour, Monsieur. Bin ich in einem Krankenhaus? Und wenn ja, warum? Habe ich mich verletzt?" "Ja, Sie sind in einem Krankenhaus und sie hatten gestern einen sehr schweren Autounfall. Sie haben bis jetzt geschlafen. Es kann sein, dass Sie sich im Moment noch nicht erinnern, da Sie einen sehr schweren Schlag gegen die Stirn bekommen haben. Glücklicherweise hat ihr Kopf keinen
wirklichen Schaden genommen. Ich möchte Sie trotzdem noch ein bis zwei Tage hierbehalten, um sicherzugehen, dass es keine Nachwirkungen gibt. Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an die Krankenschwester Zoé. Einen schönen Tag noch."
"O-okay. Merci."
"De rien."
Ich musste mich erst einmal sortieren.
Autounfall? Schlag gegen die Stirn? Krankenhaus? ANDREW?
Was war gestern passiert?
Und wieso hatte ich so ein komisches Gefühl in meiner Magengegend? Ich drückte den Knopf für die Krankenschwester.
"Hallo. Sie müssen Juliette Foss sein. Ich bin Zoé."
"Hi Zoé. Sie können sehr gut Deutsch sprechen. Kommen Sie aus Deutschland?"
"Ja. Ich bin hier für ein Auslandsjahr. Ich mache hier meine Ausbildung. Wie geht es Ihnen?"
"Na ja. Eigentlich ganz gut. Ich kann mich nur an nichts erinnern, was gestern passiert ist. Können Sie mir sagen wie es Andrew Carter geht? Er war mit mir im Auto, als der Unfall passierte?"
Und schon in dem Moment, als ich die Frage stellte, wusste ich, dass etwas passiert sein musste.
Sie schluckte.
"Also er hat eine sehr leichte Gehirnerschütterung erlitten und eine tiefe Platzwunde am Kopf. Er hat nicht so großes Glück gehabt wie Sie und der Taxifahrer."
"Was? Wie schlimm?" Sofort war ich in größter Alarmbereitschaft.
"Er wird einige Tage hierbleiben müssen. Sind Sie ein Paar?"
"Okay. Und nein, wir sind nicht zusammen." In dem Moment, als ich das sagte, wurde mir klar, wie sehr ich wollte, dass wir zusammen waren. Wie sehr ich Andrew an meiner Seite wollte und brauchte.
"Kann ich ihn sehen?"
"Ja... er wird nur wahrscheinlich nicht ansprechbar sein. Ich werde Sie in einem Rollstuhl hinschieben, weil Sie sich noch nicht so sehr bewegen sollen."
"Okay, danke."
Ein paar Minuten später stand ich an seinem Bett und sah auf sein schlafendes Gesicht hinab. Er sah so friedlich aus. Und seine Brust hob und senkte sich leicht. Er lebte!
Und da kamen meine Erinnerungen zurück. Wie er in meinen Armen gelegen hatte und ich verzweifelt versucht hatte, einen Krankenwagen zu rufen.
Und...
Und wie ich ihm gesagt hatte, dass ich... , dass ich ihn liebte.
Ich hatte es zum ersten Mal ausgesprochen. Ich hatte mich getraut und genau in dem Moment hatte er mich nicht gehört. Würde ich es schaffen, es ihm zu sagen? Ich wusste es nicht.
Plötzlich regte er sich und mit seinem einen Arm klammerte sich an meinem fest.
"Schüliet? Wo bischt tu?"
"Ich bin hier – bei dir."
Er fragte im Schlaf nach mir? Erwiderte er meine Gefühle?
So viele Fragen und ich konnte keine davon beantworten – na ja außer die, ob er im Schlaf nach mir fragte. Ja ganz eindeutig tat er das, denn gerade jetzt spürte ich schmerzhaft wie seine Hand sich in meinen Arm verkrallte.
Nach gefühlten Stunden brachte mich Zoé wieder in mein Zimmer uns dort blieb ich auch für den Rest des Tages, denn ich hatte immer noch ein leichtes Schwindelgefühl, wenn ich mich schnell bewegte. Doch das sollte laut Zoé morgen schon weg sein.
Die nächsten Tage verliefen ähnlich, nur dass ich Andrew nicht sehen durfte. Er war wohl wach, sollte aber auf keinen Fall gestört werden. Und obwohl ich lautstark protestierte, wurde ich nicht eingelassen. Ich war ja schließlich nicht seine Freundin.
Ich führte einige, viele Telefonate, um uns bei Meetings abzumelden oder Treffen zu verschieben. Es waren sehr stressige Tage, die ich in meinem einsamen Krankenhauszimmer hatte und ich war mir nicht sicher, ob ich das noch länger aushalten würde.
Und schon klingelte wieder das Telefon, das ich inzwischen unter Andrew Nummer laufen hatte.
"Hi Andrew. Ich ruf nur an, weil du dich schon so lange nicht mehr gemeldet hast und ich mir jetzt irgendwie doch Sorgen gemacht habe. Ich weiß schon, du hast gesagt, ich soll dich in Paris nicht mehr stören, aber das sieht dir irgendwie nicht ähnlich, mich aus allem herauszuhalten. Also: Was ist los? Gibt es jetzt jemand wichtigeren als mich? Du weißt schon deine heiße Chefin aus der Personalabteilung, die dich begleitet? Hey, wieso bist 'n du so still?"
Oh Gott! Wer war denn das? Seine verdammte Freundin? Mal wieder? Die hatte doch schon damals im Park angerufen. Was sollte ich den machen? Auflegen? Etwas sagen und sie fragen, wer sie war? Seit wann war ich eigentlich so schüchtern? Das war ich früher nicht gewesen.
Und ich wusste auch genau, woran das lag.
Ich hatte noch nie in meinem Leben solche tiefen Gefühle für jemanden gehabt.
Und das machte mir gleichzeitig Angst und beglückte mich aber auch.
Wieso war es eigentlich so kompliziert?
Ach du meine Güte ich hatte ja immer noch die –wahrscheinlich Freundin- am Telefon.
"ANDREW!? HÖRST DU MICH ÜBERHAUPT? WENN DU JETZT NICHT BALD WAS SAGST, LEGE ICH AUF UND ALAMIERE DIE POLIZEI!"
Ich musste ihr antworten und sagen, was passiert war.
"Hi. Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich muss Ihnen sagen, dass Andrew einen Autounfall hatte und noch 1-2 Tage im Krankenhaus bleiben muss. Tut mir sehr leid für Sie."
"Waaas? Oh nein! Wie schlimm?"
"Er hat eine leichte Gehirnerschütterung, aber ansonsten wird er wahrscheinlich übermorgen wieder Meetings abhalten können."
"Ohh, na da bin ich dann aber beruhigt. Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?"
"Ich bin Juliette Foss, Chefin der Personal -und Finanzabteilung in dem Verlag, in dem Andrew ähm Mister Carter der leitende Chef ist."
"Ach, ich habe schon viel von Ihnen gehört. Und wie ich immer so schön sage, jetzt gibt es endlich oder auch nicht endlich jemanden, der mir Konkurrenz macht." Sie lachte und eigentlich war sie mir sehr sympathisch, außer, dass sie sehr wahrscheinlich seine Freundin war.
Das war ja mal ein sehr kleines "außer", dachte ich ironisch.
"Okay, ich leg dann ml auf. Vielleicht können Sie Andrew ja ausrichten, dass ich angerufen habe und wenn er wieder soweit ist, könnte er mich dann bitte zurückrufen."
"Ja, natürlich mache ich das."
"Vielen Dank. Auf Wiedersehen."
Ich sagte nichts mehr, sondern legte einfach auf
Seine Freundin. Und das schlimmste war, ich mochte sie auch noch.

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Hey😁
Ich sag an dieser Stelle nur kurz Sorry für die kleine Verspätung dieses Kapitels😬
Viel Spaß beim weiteren Lesen und danke für die ganzen Votes♥️

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