Kapitel 14

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Ich wachte auf und merkte sofort, dass ich einen steifen Rücken hatte.
Welches Bett war bitte so unangenehm?
Ach so.
Ich hatte ja auf der Couch geschlafen.

Ein Blick nach draußen zeigte mir, dass es noch recht früh war.
Ich sah auf die Uhr.
07.32 Uhr.
Aha.

Ich konnte aber nicht mehr schlafen und setzte stattdessen meinen Plan um, Frühstück zu machen.
Seit wann war ich denn der Mensch, der Frühstück machte?
Und seit wann wollte ich mich um andere kümmern?!

Seit Andrew.

Ich ging zum Kühlschrank, der zum Glück gut gefüllt war - warum und von wem auch immer.

Zuerst deckte ich den Tisch, dann machte ich mich an die Getränke.
Kaffee kochen würde ich später, da ich nicht damit rechnete, dass er vor 10.00 Uhr aufstehen würde.
Deswegen entschloss ich mich, erst mal ein paar Orangen auszupressen.
Danach noch den Granatapfel, zum „in den Jogurt tun" und schließlich noch ein paar Semmeln, die ich später aufbacken würde.
Dann entschloss ich mich, noch etwas frisches Obst aufzuschneiden.
Mango, Kiwi, Drachenfrucht - na ja wir hatten zwar nur etwas exotische Früchte da, aber hey! Besser als nichts.

Irgendwann blickte ich auf die Uhr.
Es war 8.57 Uhr.
Erst jetzt wurde mir wirklich bewusst, warum ich Frühstück gemacht hatte.
Ich wollte nicht nachdenken.
Und jetzt tat ich es doch, weil dieser Arsch gestern aus was wusste ich für einem Grund ein wenig zu viel Alkohol getrunken hatte.

Ich hatte nicht im Bett liegen und über irgendwelche Gefühlssachen nachdenken wollen.
Denn mir wurde von Sekunde zu Sekunde bewusster, dass ich mich geändert hatte.
Andrew hatte mich ohne es zu wissen verändert.
Ich konnte wieder fühlen. Zwar nur ganz leicht, aber es war da.
Das letzte Mal, dass ich etwas gespürt hatte, war an meinem ersten Tag im Heim gewesen.
Ich hatte Trauer gefühlt.
Danach nie mehr.
Auch jetzt nicht. Meine Eltern waren noch da, nur konnte ich sie nicht sehen.
Und ich würde irgendwann nach Norwegen fahren.
Denn dieser geheime Ort. Der war dort.
Norwegen.
Eine Karte aus dem Rucksack.
Ein Bild.
Ich.

Plötzlich legte sich eine Hand von hinten an meinen Rücken. Ich zickte zusammen, doch dann spürte ich das heiße kribbeln und ich wusste sofort, wer es war.
„Du bist wach?"
„Ja."
„Ich mach dir Kaffee."
Und mit diesen Worten verschwand ich, denn er hatte seine Hand nicht von meiner Schulter genommen.
„Du hast Frühstück gemacht?"
Und da wagte ich es, ihn das erste Mal an diesem Morgen zu sehen.
Ich drehte mich um und -
Na ja, seine Brust war ähm sexy?
Ich konnte den Blick nicht abwenden.
Ich wandert tiefer, immer tiefer und stellte mich vor, wie es dort weiterging.
Da würde... STOPP!
Doch es war zu spät.
Es wurde gefährlich feucht in meiner Mitte und ich war einfach nur bereit für ihn.
Wollte ihn.

Er wackelte anzüglich mit einer Augenbraue, was mich nur noch mehr anturnte.
Verdammt war er sexy.
Und obwohl ich schon seit Jahren nicht mehr intim gewesen war, verspürte ich auf einmal ein so heftiges Verlangen nach ihm.
Das... das war mit noch nie passiert, aber es fühlte sich verdammt gut an.

„Gefällt dir, was du siehst?"
Und musste damit natürlich die Stimmung zerstören, doch insgeheim war ich sogar ganz froh, denn ansonsten hätte ich für nichts garantiert.
„Sollte ich denn was sehen? Muskeln jedenfalls nicht.", antwortete ich nicht sehr überzeugend und schon gar nicht schlagfertig wie er es von mir gewohnt war.
„Autsch, das tat weh! Da muss ich wohl noch etwas mehr Sport machen."
„Scheint so."
„Gut, dann gehe ich jetzt in den Fitness Center. Das Frühstück esse ich danach."
„Okay."
Dann war er auch schon aus der Tür.

Scheiße war ich nass. Ich ging ins Bad und automatisch wanderte meine Hand Richtung Schenkel.
Ahhh, ich stöhnte. Ich war gerade mal an der Innenseite meiner Schenkel angelangt und schon fühlte ich, dass ich gleich kommen würde.
Oh, oh.
STOPP, JULIETTE!
Ich würde es mir wegen ihm doch nicht selbst machen.
Das war ja so als ob ich es nötig hätte.
Und das war ja nun wirklich nicht der Fall.
Auch nach vier Jahren nicht.

Ich beschloss, ein wenig zu lesen, bis er zurück kam und holte mir die Bücher von der Bücherschau.
Die musste ich eh bis heute Abend durch haben.
Ich fing an mit Keiner ist keiner.

So merkte ich zum Glück auch nicht, wie er vom Trainieren zurückkam, denn ein weiteres Mal hätte ich seinen Oberkörper, dieses Mal auch noch verschwitzt, bestimmt nicht verkraftet.

Das Buch hatte mir echt sehr gut gefallen. Das würde auf jeden Fall in die engere Auswahl kommen.
Aber auch wenn ich mich hier mit Büchern beschäftigte, BÜCHER!, dann wusste ich doch, dass ich ganz bald mit Andrew über gestern reden musste.
Er hatte die Vorstellungen versäumt!
Das war nicht typisch für ihn.

Es war jetzt kurz vor halb 10 und ich beschloss, mit ihm zu reden. Ich hoffte nur, dass er sich in der Zwischenzeit etwas angezogen hatte, denn noch einmal hätte ich seinen Anblick wahrscheinlich nicht verkraftet.

„Andrew?"
„Ja?"
„Ich habe eine Frage... Kannst du bitte ins Wohnzimmer kommen?", denn er war im Bad gewesen.
Kurz darauf hörte ich auch schon seine Schritte.
„Was?"
„Na ja, ich wollte... ähm, also... okay."
Seit wann konnte ich nicht mehr reden?! Also wirklich! Ich musste mich etwas zusammenreißen, und nicht nur etwas!
„Sorry. Also wegen gestern. Ich wollte zum einen wissen, ob alles okay ist und dann noch darüber reden, was für Bücher ich ausgesucht habe, weil du ja abwesend warst und ich dich nirgendwo finden konnte.
Überhaupt habe ich dich nur durch Zufall gefunden. Du kannst froh sein!
Das war echt gefährlich!
Also na ja... hier sind mal die Bücher... zwei habe ich schon gelesen, den Rest können wir uns ja bis zum Abend aufteilen. Die nächste Runde ist ja erst um 20.00 Uhr."

„Es war nichts. Hab nur bissl zu viel Alkohol erwischt. Welche Bücher hast du denn gewählt?"

„Sicher. Es war nichts. Du warst voll! Ich denke mal, dass du auch noch ganz schön Kopfschmerzen haben musst von gestern."

„Es ist nichts, verdammt noch mal! Jetzt zeig mich die Bücher!"

„Rede so nicht mit mir!" Langsam wurde ich wütend. Was erlaubte er sich eigentlich?!
Ein Lob war das mindeste. Aber was hatte ich erwartet? Dass er wieder nett und auch ein klein wenig charmant sein würde, wie ich es schon paar mal bei ihm erlebt hatte.
Nein sicher nicht. Das war bestimmt auch nur eine Maske.
Ich musste wirklich meine rosarote Brille absetzen.

„Ich kann reden mit dir wie ich will!"

„Nein."

„Doch! Natürlich. Aber es ist eben die Frage ob ich es auch tue." Er grinste. Anscheinend hatte er keine Lust, zu streiten.

Ich grummelte nur irgendwas.

„Na dann zeig doch mal."

Ich holte die Bücher hervor und seine Augen wurden groß.

„Wow!""

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