„Komm! Wir fahren los."
„Ja, ja."
Ich trat aus dem Bad und er starrte mich wieder einmal einfach nur an.
„Du darfst dir heute Abend keinen Fehler erlauben."
„Ist mir bewusst.", gab ich knapp zurück.
Wenn er jetzt schon so kalt war, konnte ich das auch.„Na dann."
Ich trat durch die Tür unserer Suite.
Mit schnellen Schritten, na ja eben so schnell wie ich mit meinen Pumps laufen konnte, ging ich zum Aufzug.
Ich drückte auf die Taste und zu meinem Glück war er schon da.
Nachdem ich eingetreten war und Andrew sich in die andere Ecke des Aufzugs gestellt hatte, schlossen sich die Türen.Die Fahrt war richtig unangenehm.
Ich wollte ihn nicht anstarren und wenn ich ihm dann doch einen Blick zuwarf, schaute er mich direkt an.
„Ist was?", fragte er mich.
„Haben Sie etwas gesagt?"
„Ich... ach egal."Ha! Ein Punkt ging an mich. Auch wenn ich nicht wusste, warum ich wieder beim Sie war.
Schon waren wir mit dem Aufzug unten angekommen.
Plötzlich zog er mich von hinten an sich.
Sofort liefen mir wieder Schauer über den Rücken und ich lehnte mich ihm entgegen. Als ich das jedoch bemerkte, nahm ich schnell wieder so viel Abstand wie möglich.
„Pass heute Abend auf dich auf, ja? Es laufen komische Gestalten rum."
„Okay, ich hätte es aber auch ohne die Warnung geschafft."
„Nein, das glaube ich kaum."
„Oh und wieso?" Meine Stimme klang bissiger als beabsichtigt.Doch er ließ mich einfach stehen und ging an mir vorbei. Er ließ mich stehen! Da würde ich später noch mit ihm reden!
Schnell folgte ich ihm, denn ich wusste gar nicht, wohin.Kaum betraten wir die Lobby, kam uns schon ein Mann entgegen und meinte ein Taxi stünde bereit.
„Brauche ich nicht. Ich fahre selbst." Oh, ich.
Dann verließ er das Hotel, merkte aber, dass wir mit dem Flugzeug gekommen waren.
„Ach Scheiße!", murmelte er, ging aber trotzdem weiter.Er ging die ersten 100 Meter zu Fuß. Zum Glück war ich es gewohnt, mit Pumps zu laufen, denn so schnell, wie er lief, hätte ich ihm nie im Leben folgen können.
Als wir außer Sichtweite des Hotels waren, holte er sein Handy heraus und telefonierte.
Wenig später kam dann das Taxi.
Wir stiegen beide hinten ein.Es war wieder eine rasante Fahrt durch Paris.
Doch nicht ganz so schlimm, wie auf der Hinfahrt.
Anscheinend verkraftete Andrew es nicht so gut, denn sein Gesicht nahm eine leicht weißliche Färbung an.Er seufzte erleichtert, als wir bei dem Saal, in dem die Bücherschau war, ankamen.
Wir stiegen beide aus und gingen hintereinander in den Saal.
Einige Leute drehten erfreut den Kopf zu uns um, doch es war nicht so, dass wir groß aufgefallen wären.Dann ging es auch recht schnell los und die ersten präsentierten ihre Bücher.
Nachdem die ersten drei vorgestellt hatten, kam auf einmal die Ankündigung:
Jetzt kommt Julien Marti mit seinem Roman „Wenn das andere anders ist".
Mir blieb dir Spucke weg, denn meine Ahnung bestärkte sich als ein Mann, den ich nur zu gut kannte auf die Bühne trat.
Julien hatte mich früher im Kinderheim immer geärgert.Er blickte auf die Zuschauer und blieb bei mir hängen. Seine Augen weiteten sich kurz.
Er nickte und begann dann mit seinem Vortrag.
„Guten Abend meine Damen und Herren. Ich bin heute hier, um Ihnen etwas über mein Buch zu erzählen. Es ist insofern besonders, da es auf einer wahren Geschichte basiert.
Es geht um Kinder, die in einem Kinderheim leben. Sie sind anders, denn ein normales Leben haben sie auf keinen Fall.
Doch auch in dem Heim gibt es andere.
Die Hauptperson in meinem Buch heißt Nicolas. Er ist ganz allein. Es ist zwar jeder alleine in einem Kinderheim, trotzdem gibt es Gruppen..."Nachdem sein halbstündiger Vortrag geendet hatte, applaudierten alle.
Ich nicht.
Es war seine Geschichte. Sogar ich kam vor.
Andere Namen. Es gab noch ein Ereignis dazu, das das Buch lesenswert machte.
Doch es war die pure Wahrheit.
Ich schaffte es, ruhig zu bleiben.
Zeigte keine Regung.Danach kamen einige weitere Buchvorstellungen. Mir gefielen Rosen sind rot, das Blut nicht; Keiner ist keiner; Breath is Blue und Wenn alles schief geht.
Ich würde für diese Bücher stimmen.Irgendwann, ich konnte schon fast nicht mehr stehen, hatten alle Vorstellungen geendet und die einzelnen Personen, die die verschiedenen Verlage repräsentierten, rannten zu den Autoren, um das Buch in ihrem Verlag zu verlegen.
Ich drehte mich zu Andrew um, um ihm zu sagen, welche Bücher mir gefallen hatten, doch ich konnte ihn nirgendwo entdecken.
Ich lief einmal den kompletten Saal ab, doch er war wir vom Erdboden verschluckt.Nach 20 Minuten hatte ich es aufgegeben.
Dann würde einfach ich die Autoren befragen. Schließlich war ich ja auch zu 1/3 Chefin.An dem Stand von Wenn alles schief geht war kein einziger zu sehen, weshalb ich dort mein Glück versuchte.
„Guten Abend. Ich bin Juliette Foss von dem Verlag Cartemnix. Ich interessiere mich sehr für Ihr Buch."
„Das ist ja schön. Ich dachte, es kommt niemand." Der junge Mann lachte erleichtert.
„Ich bin sehr angetan und wenn ich auch in das Buch reinlesen dürfte, könnte ich Ihnen morgen bei der zweiten Veranstaltung, wenn die Verträge geschlossen werden ein Angebot machen."
„Ja bitte, nehmen Sie ein Buch mit. Ich hoffe doch sehr, dass es Ihnen gefällt."Ich sagte ihm nicht, dass ich mich ohnehin schon in das Buch verliebt hatte. Er sollte ruhig noch etwas zittern.
Der nächste freie Kandidat war die Autorin von Breath is Blue.
Sie sah mir schon erwartungsvoll entgegen, sobald sie bemerkt hatte, dass ich auf sie zukam.
Es lief ähnlich ab, nur bekam ich noch einen kleinen Flyer dazu.
Es war ihr Instagram und Facebook Account.
Würde ich jedoch sowieso nicht besuchen.
Ich benötigte keine sozialen Netzwerke.Interessant wurde es bei Keiner ist keiner.
Ich hatte geduldig gewartet, bis die Verlagsfrau vor mir verschwunden war, dann trat ich an den Stand.
Ich wollte denn Mann gerade begrüßen, als er bereits etwas sagte.
„Bevor Sie mir irgendetwas sagen, müssen Sie mir eine Frage beantworten."
Der hielt ja große Stücke auf sich. Ich meinte, immerhin war er ja von mir abhängig.
„Verstehen Sie mein Buch?"
Ich musste Lächeln. Bereits nach dem zweiten Satz seiner Vorstellung war bei mir der Groschen gefallen.
„Nein." Ich grinste leicht.
„Gut. Sie können sich bis morgen ein Exemplar borgen. Ich hoffe, Sie mögen es."Er war ein kleiner Bestimmerrich.
Doch das störte mich nicht, denn ich war sehr begeistert von dem Buch.So, jetzt musste ich nur noch zu Rosen sind rot, das Blut nicht.
Ich entdeckte den Tisch recht weit hinten im Raum. Dort hielt sich fast niemand auf.Die Autorin war eine ältere Dame. Ich schätzte sie auf Mitte 70.
Sie hatte einen interessante Kleidungsstil.
Eine Bluse mit großen, schwarzen Knöpfen. Eine Hose, so weit, dass man denken konnte, es wäre ein Kleid.
Und ihre Haare.
Eine kunstvoll aufgesteckte Frisur. Mit, wenn mich nicht alles täuschte, Stricknadeln.„Guten Abend.", kam sie mir zuvor.
„Danke. Mir gefällt Ihr Buch."
„Mir auch."
Oho! Das würde ein harter Brocken werden. Diese Frau würde eher ihr Buch nicht verlegen lassen, als dass der Verlag sie nicht überzeugte.
„Schon klar, Sie sind immerhin die Autorin."
„Das ist nicht immer klar. Manchmal finden Autoren ihre Bücher schrecklich."Ich überlegte fieberhaft, wie ich sie überzeugen konnte, denn das Buch hatte es mir wirklich sehr angetan.
„Ich denke, die Rose ist das Blut.", sprach ich meine Gedanken aus. Das war schon seit dem Vortrag mein Verdacht.
„Sie sind intelligent. Sie denken mit. Sie fühlen das Buch. Sie bekommen ein Exemplar. Bis morgen."
Ja! Ich hatte es.
„Danke. Ich weiß das zu schätzen."
„Sie sind die erste, die mein Buch bekommt."Damit widmete sie sich wieder ihrem Block, auf dem sie irgendetwas notierte. Kurz, knapp.
Da ich die Bücher hatte, die mir gefielen und von denen ich das Gefühl hatte, dass sie sich gut verkaufen würden, machte ich mich nochmal auf die Suche nach Andrew.

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Chefetage
RomanceJuliette ist die Chefin der Personalabteilung. Andrew ist der Big Boss der Verlagsfirma. Beide sind sehr verhasst bei den Kollegen. Herrisch, egozentrisch und feuern ihre Kollegen nur zu gerne wegen belanglosen Dingen. Sie kennen sich kaum, bis es e...