Alea genoss den Wind in ihren Haaren. Durch ihren Körper strömte Euphorie. Bald würde sie auf ihre Zwillingsschwester Anthea treffen, beziehungsweise Thea, so wurde sie von allen genannt.
Vor 11 Jahren brach ein tödliches Virus im Wasser aus, welches sämtliche Meermenschen tötete. Da das Virus für Kinder nicht gefährlich war brachten die meisten Eltern ihre Kinder an Land, mit der Lüge sie würden an einer Kaltwasserallergie leiden, denn das Virus wurde über 35 Grad unschädlich. Sie hofften ihre Kinder würden überleben.
Alea zog einen flachen Stein aus ihrer Hosentasche und betrachtete diesen. Darauf waren zwei schwimmende Babys abgebildet, Alea und Thea. Sehnsüchtig strich sie über das Abbild mit ihren Zeigefinger. Wie so oft fragte sie sich, wie es Thea wohl momentan erging. Was sie tat oder dachte.
Da kam auch schon Lennox zu ihr. Er stellte sich gleich neben Alea. Die beiden standen gerade noch nah genug beisammen damit Alea seinen Duft einatmen konnte. Er roch nach Weite, Wärme und Wasser.Mit einem kleinen Grinsen huschte Lennox' Blick über das Meer. Er sah Alea an, dass sie sich über seine Anwesenheit freute. Sein Grinsen hatte allerdings einen anderen Ursprung. Die beiden würden zu zweit nach Loreley reisen, um Thea zu finden. Mithilfe ihres Blutes würden sie Alea zurück in ein Meermädchen verwandeln können.
Aber nein, Lennox spielte mit einem anderen Gedanken. Die Alpha Cru erwartete Doktor Aquilius Orion am 19. September in Rom. Das war in nicht einmal zehn Tagen. Aufgrund dessen beschloss die Bande sich aufzuteilen. Ben, Sammy und Tess segelten nach Rom und Nelani, Aleas leibliche Mutter, machte sich auf den Weg nach Island, um dort Aleas Vater Keblarr zu suchen. So würden sie und Lennox sich also alleine auf den Weg nach Loreley machen.Alea musste ebenfalls lächeln. Auf dem kleinen Schiff war es praktisch unmöglich einen kurzen Augenblick mit ihrem Freund alleine zu sein. Früher verschwanden die beiden dann einfach im Meer, doch das war nicht mehr möglich, da Orion ihr all ihrer Meermenschen Kräfte beraubte. Auch die Fähigkeit schwimmen zu können und unter Wasser zu atmen.
"Ihr solltet eure Sachen packen", hörte Alea eine Stimme hinter sich sagen. Sie hatte einen französischen Akzent und hörte sich stark an. Das musste Tess sein.
"Ben meinte, dass wir bald Festland erreichen", sprach sie weiter. Alea drehte sich um und nickte kurz, woraufhin sie in der Mädchenkajüte verschwand. Lennox ging ebenfalls unter Deck. Sie schnappte sich ihren Rucksack und packte ihr Handy, paar Klamotten und andere Utensilien ein.Nach ein paar Minuten trat auch Lennox ins Zimmer. In der Hand hielt er 40 €.
"Die habe ich von Ben", erklärt er knapp und verstaute diese in der Innentasche vom Rucksack.
"Kriege ich kurz dein Handy?", fragt er. Alea kramte erneut in ihrer Tasche um das Handy wieder raus zu holen. Als sie es fand drückte sie es ihrem Freund verwirrt in die Hand. Wofür brauchte er es? Lennox ging an Deck und Alea folgte ihm.
Von der Außenwand des Schiffes schnappte er sich einen Skorpionfisch und bat diesen Aleas Handy vor Orion und seinen Leuten zu tarnen.
Das hätte ich mir auch denken können, schimpfte Alea mit sich selbst.Lennox war ein halber Oblivion mütterlicher Seite. Dieser Meeresstamm war in der Lage Gegenstände oder sogar ganze Städte zu tarnen. Außerdem war er für Landgänger praktisch unsichtbar und konnte ihnen unter anderem das Gedächtnis löschen. Erst vor kurzem kam diese Eigenschaft der Alpha Cru zu ungute...
"Jetzt ist es sicher", verkündete Lennox und streckte Alea ihr Handy entgegen. Dankend lächelte sie und stopfte es in ihre Hosentasche. Aus heiterem Himmel sprang Sammy ihnen entgegen.
"Willst du den Goldumhang eigentlich mitnehmen?", schoss er gleich los. Alea nahm sich einen Augenblick Zeit um nachzudenken. Mithilfe des Umhangs war es ihr erlaubt in die Vergangenheit zu sehen."Der Umhang wäre schon von Vorteil", murmelte Lennox, "eventuell kommt er uns noch von Nutzen wenn wir uns auf den Weg nach Loreley machen". Alea schob diesen Gedanken jedoch schnell beiseite:
"Ich glaube der Umhang ist auf der Crucis besser aufgehoben". Irritiert horchte Sammy auf.
"Der Schweige-Schamir übertrug dir die Aufgabe den Umhang zu beschützen, weshalb ich glaube der Goldumhang sollte bei dir bleiben, Samuel Draco, Hüter des Schatzes", erklärte sie zuversichtlich. Alea vertraute diesem kleinen Jungen bedingungslos, obwohl er noch so jung war.
"Bestprophezeiung", lächelte Sammy durch seine breite Zahnlücke. Aufgeregt rann er zu seinem älteren Bruder Ben und erzählte ihm gleich von den großen Neuigkeiten. Aus der Ferne erkannte man, dass er dabei immer wieder theatralisch mit den Armen wackelte und auf und ab sprang."Bist du dir sicher ?", hakte Lennox nach, während er Sammy dabei zusah wie er seinen Bruder narv. Alea antwortete:
"Ja, ich glaube es ist die richtige Entscheidung den Umhang hier zu lassen. Was ist wenn wir ihn unterwegs verlieren?". Lennox nickte reflektierend. Er widersprach nicht und schien ihr zu vertrauen. Nach einem zustimmenden Geräusch ging er ebenfalls zu Ben. Schließlich stapfte auch Alea runter zu Tess."Au revoir, chérie", verabschiedete sie sich. Tess hatte bis eben wohl noch mit Kit telefoniert. Sehnsüchtig sah sie ins Leere bevor sie Alea bemerkte und ihr Handy beiseite legte.
"Alles vorbereitet ?", fragte sie ihre Freundin und verborg so gut es ging ihren Herzschmerz.Die Alpha Cru traf erst vor kurzem auf das Brim Mädchen Kit, einer Ausreißerin. Zwischen der Franzosin Tess und Kit hatte es gewaltig gefunkt. Jedoch hat sich Kit für Alea geopfert als sie in Marseille von Polizisten umstellt wurden. So ging Kit mit auf die Wache und Alea konnte fliehen. Damit war Schluss mit dem Traumpärchen. Die beiden telefonierten zwar regelmässig, es war aber nicht mehr dasselbe. Alea fühlte sich wegen der Aktion immernoch furchtbar, wusste aber, dass es allein Kits Entscheidung gewesen war.
"Ja, ich habe alles eingepackt", antwortete sie bestätigend. Tess machte eine lässige Handbewegung, woraufhin sie sich aufs Sofa schmiss. Auffordernd sah sie zu Alea rüber, diese nahm sofort neben ihr Platz.
"Weißt du, ich mache mir schon große Sorgen, dass du und Lennox alleine bis nach Loreley irrt", gestand Tess kleinlaut. Für einen kurzen Moment erkannte Alea Angst hinter ihrer sonst so coolen Fassade. Beruhigend nahm sie ihre Hand.
"Ich habe doch Lennox bei mir. Er wird nicht zulassen, dass mir etwas passiert", sprach sie zuversichtlich.Tatsächlich war Lennox eine menschliche Kampfmaschine. Sein Vater schlug ihn regelmäßig als er noch bei ihm lebte. Ungewollt wurde er dadurch abgehärtet. Für ein paar Monate lebte er schließlich auf der Straße und lernte kämpfen. Um zu überleben war das wohl bitter nötig. Selbst erwachsene Männer konnte er mit Leichtigkeit umhauen. Allgemein war er sehr muskulös gebaut und hatte sich schon mehrmals für Alea und die ganze Alpha Cru in Lebensgefahr begeben. Nebenbei brachte er der ganzen Bande Selbstverteidigung bei. Davon prophitierten alle.
Tess lachte stumm.
"Du hast recht. Scorpio wird dich beschützen und Cassaras auch, sobald ihr ihn findet. Dennoch müsst ihr euch in Acht vor Orion nehmen", knirschte sie hervor. Man sah ihr an, dass sie sich immer noch unwohl fühlte. Und das zu Recht, denn Orions Männer waren durchaus nicht zu unterschätzen."Vielleicht könnten mir die Silberfäden etwas verraten", fiel Alea ein. Sie wartete Tess' Antwort garnichht ab und rief bereits nach Sammy.
"Ja?", antwortete dieser, während er stolz ins Zimmer stolzierte, gefolgt von Lennox und Ben.
"Bringst du mir die Silberfäden?", bat sie ihn drängelnd.
"Für dich doch immer, Schneewittchen", grinste er mit einer überschwänglichen Handgeste. Blitzschnell verschwand der neunjährige in der Jungenkajüte.Langsam machte sich Nervosität in Aleas Körper breit.
Wollte sie wirklich wissen, was in den nächsten Tagen auf sie zukommen würde?
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Alea Aquarius Band 7 (Fanfiction)
FanfictionDie Alpha Cru hat sich aufgeteilt. Während Sammy, Ben und Tess nach Rom segeln um Orion abfangen zu können, hat sich Nelani auf die Suche nach Keblarr begeben. Alea und Lennox machen sich also alleine auf den Weg nach Loreley. Dort hoffen sie auf T...