Auf der Suche

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Nach 3 Stunden irrte die Gruppe immer noch durch Loreley. "Nach links. Nein, warte! Doch nach rechts. Oder war es geradeaus?". Irritiert kratzte sich Keno am Kopf. Lennox nahm ihn von seiner Schulter runter und setzte ihn auf seine Hand um ihn ansehen zu können. "Weißt du wirklich noch wo es lang ging?", fragte Lennox skeptisch.  "Ja, schon", erwiderte er, "hier sieht nur alles gleich aus". Alea sackte zu Boden. Enttäuscht spielte sie mit einem Stock, der neben ihr lag. War es wirklich schon vorbei? Sie spürte einen Schmerz in ihrer Brust, vielmehr ein Stechen.  Auf einmal hatte sie das Gefühl in einer Sackgasse zu sitzen, als ob sie nicht voran kämen, Anthea womöglich niemals finden würden. Schließlich war Loreley so riesig. Hatte sie sich etwa überschätzt? War es egal was der Tasfar sagte? Die Zukunft könne sich jederzeit verändern, sollte man sich dann wirklich auf Prophezeiungen verlassen? Ein Ungleichgewicht im Universum kann alles durcheinander bringen, eventuell war Anthea nur ein Traum, den man nicht ausleben konnte oder sollte. Wie ein schöner Stern. Er scheint so nah und trotzdem kann man ihn nicht greifen. Langsam kletterte der Kobold von Lennox' Hand und ging beschämt auf Alea zu. "Tut mir leid", murmelte er niedergeschlagen und starrte auf den Boden. "In den Meeren erzählt man sich von den Kobolden, die euch auf eurer Reise begleiteten. Ich wollte euch auch helfen. Aber sieht so aus als ob ich nur deine Zeit verschwende", stammelte er traurig. Alea blickte ihn an. "Du hast meine Zeit nicht verschwendet. Dank dir weiß ich, dass Thea tatsächlich auf Loreley ist", versuchte sie ihn mit einer möglichst optimistischen Stimme aufzumuntern. Er setzte sich neben Alea und stierte in Leere. Er schien dankbar für ihre lieben Worte, fühlte sich jedoch immer noch mies. Betroffen betrachtete Lennox die beiden.

Alea wollte gerade in ihren trüben Gedanken versinken. Da setzte der Elvarion-Modus ein. Ihr Geist wurde klar, unnötige Gefühle beiseite geschoben und ihre Gedanken ordneten sich neu an. "Nein!", sagte sie mit starker Stimme. Lennox und Keno sahen sie an. Mutig stand sie auf und stellte sich vor die beiden. Ihre Schultern schoben sich nach hinten, sie reckte ihre Brust nach vorne. Anmutig sagte sie: "Wir wissen, dass Thea auf der Insel ist, du hast sie gesehen". Ihr Blick fiel auf Keno, dieser nickte zustimmend. Er wusste aber noch nicht genau worauf sie hinaus wollte. "Sie ist hier irgendwo", bestärkte Alea sich selbst. Erwartungsvoll und beeindruckt von ihrer starken, unabhängigen und mutigen Ausstrahlung hing Lennox an ihren Lippen.  Aleas Kopf ging alle Möglichkeiten durch, dann machte es klick!!

"Keno, hast du irgendetwas charakteristisches an der Landschaft bemerkt als du auf Thea und Cassaras trafst?", fragte Alea. Ihr Kopf hörte währenddessen nicht auf zu arbeiten. Keno fasste sich ans Kinn, zugleich legte er dar: "Als ich später wieder in Wasser wollte sah ich eine Statue. Keine Ahnung was die darstellen sollte. Eine Frau vielleicht??". Er verzog das Gesicht als wäre er angewidert was Landgänger Kunst nannten. Kobolde selbst konnten lebensechte Bilder und skulpturenähnliche Kunst erschaffen. "Das muss die Loreley Statue sein", erinnerte sich Lennox aufgeregt. Laut dachte Alea: "Direkt am Wasser werden sie sich nicht versteckt haben, zu viele Touristen. Außerdem denkt Thea bestimmt sie würde an dem Virus sterben". "Die Berge", rief Lennox, "als wir aus dem Taxi stiegen sah ich überall hohe Berge, bewachsen mit großen Gebüschen. Dort kann man sich klasse verstecken, abgeschieden von der Zivilisation, jedoch nah genug um an Lebensmittel zu kommen!".  "Das muss es sein!", fröhlich fiel sie ihrem Freund um die Arme. Alea freute sich, dass Lennox da war. So dachte nur ein Oblivion, ein Beschützer. Keno schien dieser Einfall ebenfalls zu freuen. Erneut drehte er sich im Kreis und wedelte wie wild mit den Armen.

So machten sie sich erneut auf den Weg, diesmal mit einem klaren Ziel vor Augen. Sie gingen einen steinigen Weg entlang, welcher Alea verdächtig bekannt vor kam.
"Die Fahne!", rief sie und deutete auf einen Fetzen Stoff, den sie gestern Abend nicht wirklich erkennen konnte. "Ja, was ist damit?", wunderte sich Lennox und drehte sich zur Fahne um. "Die sah ich auch letzte Nacht! Das bedeutet wir müssen hier lang". Alea zeigte auf einen mysteriös versteckten Gehweg. Mittendrin lagen große Steine und Unkraut. Sie sprangen über die Steine und liefen an einem Straßenrand entlang. "Dieser Weg kommt mir irgendwie bekannt vor", erinnerte sich Keno und sah zufrieden zu Alea rüber. Sie grinste schmal. Aus dem Nichts stopfte Lennox Keno plötzlich forsch in seine Jackentasche. "Hey!!", beschwerte sich der Kobold wütend und wedelte mit seiner kleinen Faust. Er sah fast schon knuffig aus dachte sich Alea. Trotzdem blickte sie Lennox fragend an. Warum tat er das? Da sah sie es auch. Ein Touristenpärchen lief gerade an ihnen vorbei. Er wollte den Kobold vor ihnen verstecken. Als sie weg waren blickte er entschuldigend in seine Tasche. Keno stierte ihn beleidigt an und reckte seinen Kopf soweit aus der Tasche, dass er einigermaßen etwas sehen konnte. "Du bleibst lieber vorerst dadrinnen", schlug Lennox vor. Keno nuschelte ein unbedeutendes "Ja, ja, ja". 

"Da hoch", befahl Keno, "Da geht es lang". Er deutete auf eine schmale Straße, die sich über den Berg erstreckte. Hier wurden Alea und Lennox letzte Nacht vom Taxifahrer raus gelassen. Sie musste fast schon lachen. Sie stand ihrer Schwester direkt vor der Nase und trotzdem ahnte sie von nichts. Angestrengt hievten sie sich den engen Weg neben der Straße hoch. Ab und zu musste Lennox Alea leicht nach oben ziehen, da sie etwas schneller müde wurde. Keno saß immer noch in Lennox' Jackentasche. Zwar bestand in den Bergen kaum Gefahr von Landgängern entdeckt zu werden, dennoch wollte der Kobold nicht raus. Er schien es zu genießen nicht selbst laufen zu müssen. Aus der Ferne erspähte Alea etwas Holz. Das mag nicht besonders ungewöhnlich zwischen all den Büschen wirken, dennoch sah dieses Holz anders aus. Irgendwie bearbeitet. Sie blieb stehen und sah genauer hin. "Lennox, komm mal kurz her", rief sie nach ihm. Er kam auf sie zu. "Was ist los?", fragte er. "Hier schau mal", sagte sie und zeigte auf die komisch aussehenden Umrisse im Hintergrund. Keno sprang aus der Tasche. "Da müssen wir hin!", rief er aufgeregt und rann voraus. Die beiden folgten sofort. Je näher sie kamen, umso deutlicher wurde das Bild. Mehr und mehr war vom Holz zu erkennen. Dieses war teilweise mit Moss und Ranken bewachsen. Es war eine kleine gemütliche Holzhütte, versteckt mitten zwischen dem ganzen Gewächs. Von unten war die Hütte garnicht zu sehen, zu gut passte sie sich ihrer Umgebung an.

Plötzlich hörte Lennox Schritte. Er packte Alea am Arm und zog sie hinter einen Felsen. Geduckt versteckten sie sich. "Die Silberfadenvision", erinnerte er sich. Die Schritte wurden lauter. Alea lugte vom Felsen hervor und erkannte die Silhouette eines breit gebauten Mannes. Er sah muskulös aus, trug enge schwarze Kleidung und eine Bauchtasche. Ebenso Pfeil und Bogen am Rücken. Seine Haare waren zu einem Zopf zusammen gebunden. Alea gefror das Blut in den Adern, das war Cassaras. 

Alea Aquarius Band 7 (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt