Freundlicher Empfang

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Entgegenfiebernd tauchten die vier auf. Da war sie - die Crucis, ein scheinbar einfaches klappriges Schiff. Die Segel waren eingezogen und der Anker gelichtet.
„Die Crucis ist nicht mehr getarnt", bemerkte Alea beunruhigt. Ihre Stimme klang zittrig. Immerhin war Orion ganz in der Nähe und hätte das Schiff problemlos jeder Zeit finden können.
„Skorpionfische tarnen nichts, was Landgängern gehört. Ich muss sie jeden Tag darum bitten zu bleiben, ansonsten verschwinden sie am nächsten Tag wieder im Wasser", erinnerte sich Lennox. Ihm schien ebenfalls der Anblick, der ungetarnten Crucis nicht zu gefallen.
„Nun ja, du kannst die Skorpionfische ja gleich herbei rufen", bemühte sich Alea positiv zu denken.

Keno schwamm bereits voraus und hievte sich neugierig an Deck des Schiffs.
„Lasst uns auch an Bord gehen", schlug Thea ungeduldig vor. Sie kannte die Crucis bisher nur aus Erzählungen und konnte es kaum erwarten sie wahrhaftig zu sehen. Auch Alea wollte an Deck gehen, da sie furchtbares Heimweh hatte, weshalb sie keine Minute im Wasser vergeuden wollte und schnellstmöglichst zum Schiff schwamm.

Alea selbst war die erste die hochkletterte, gefolgt von ihrer Schwester und zu letzt Lennox. Müde ließ der Junge den Rucksack von seinem Rücken auf die knirschenden Planken fallen, was ein hörbares Geräusch von sich gab. Der Aufprall war laut, und ließ Alea augenblicklich zusammen zucken. Entschuldigend verzog Lennox das Gesicht. 
"Tut mir leid", flüsterte er.

Auf der Crucis war es stockdunkel, da der Mond in jener Nacht mager am Himmel strahlte und kaum Licht spendete. Trotzdem bemühte Alea sich die einzelnen Umrisse, der Möbel erkennen zu können. Sie kannte ihr neues Zuhause in- und auswendig, weshalb es nicht  besonders schwer war zu erraten, wo sich was befand. Zu lange hatte sie darauf gewartet endlich wieder auf diesem alten Holz stehen zu können.

Plötzlich öffnete sich eine Tür an Deck. Ein Mädchen kam heraus - Tess. Sie trug nur ein altes viel zu großes Herrenhemd, welches sie wahrscheinlich von Ben geklaut haben musste. Unter dem Hemd trug sie eine kurze Shorts. Ihre wilden Dreadlocks hatte sie zu einem lässigen Dutt zusammen geknotet. Der Rums, der Tasche musste sie geweckt haben, denn sie wirkte noch sehr müde. Vermutlich wollte sie nach sehen was vor sich ging. Verschlafen rieb sie sich die Schläfen. Als sie jedoch die drei dunklen Gestalten auf dem Schiff entdeckte wurde sie ohne weiteres hellwach. Ihre Augen rissen erschrocken auf, während sich ihre Glieder ängstlich anspannten. Es dauerte eine Weile bis sie es schaffte etwas zu sagen.
„Ben! Hier ist jemand!", kreischte sie los und stampfte mit all ihrer Kraft zweimal auf die Planken. Alea bekam schon Angst sie könne ein Loch ins morsche Holz reinhauen, so heftig schlug sie darauf ein. Sollten die Jungs den Aufprall, von dem Rucksack nicht gehört haben, so waren sie spätestens jetzt wach. 

Vorsichtig ging Thea auf Tess zu. Sie versuchte sie zu beruhigen und begann zu gebärden. Für Tess sahen die schnellen Bewegungen im Dunkeln allerdings wie Angriffe aus. Mit einem gekonnten Tritt versuchte sie sich zu verteidigen und warf Thea zu Boden. Alea japste auf. Es war offensichtlich, dass sie dieses Manöver von Lennox gelernt haben musste, der sich vermutlich gerade wünschte die ein oder andere Selbstverteidigungs-Stunde ausgelassen zu haben. Thea prallte schmerzhaft mit dem Rücken auf und krümmte sich sofort zusammen. Alea wollte gerade dazwischen gehen, und erklären was Sache war, da tauchte auch schon Ben auf. Hinter ihm stand sein kleiner Bruder Sammy. Seine braunen Augen spiegelten nichts außer Angst wieder.
„Was ist her los?", rief der Skipper Tess zu. Seine Frage relativisierte sich jedoch als er drei fremden Personen auf dem Schiff erblickte. 

„Oh Gott! Orion hat uns!", piepste Sammy aufgebracht und wich einen Schritt zurück.
„Bitte beruhigt euch erst einmal", ging Lennox auf seinen besten Freund Ben zu. Dieser schien allerdings kein Risiko eingehen zu wollen und erkannte in Lennox' Silhouette einen von Orions Männern. Das konnte man ihm zu Recht auch nicht übel nehmen. Lennox war muskulös, groß und breit gebaut. Bei schlechtem Licht könnte man ihn tatsächlich für einen jungen erwachsenen Mann halten. Ben beugte leicht die Knie, während er gleichzeitig seine Arme angewinkelt ausstreckte. Brüllend lief er auf Lennox zu und riss ihn mit einem festen Griff mit sich. Wenn es darum ging seine Bande zu verteidigen machte er keine halben Sachen. Überrumpelt stolperte der Oblivion nach hinten. Er hatte sichtlich nicht damit gerechnet angegriffen zu werden und war zu aufgeschmissen um auf den Stoß rechtzeitig zu reagieren. Das reichte dem Skipper jedoch bei weitem noch nicht. Er  lief noch ein Stück weiter und behielt Lennox dabei im Schwitzkasten bis sein Rücken gegen die Reling aufschlug. Dieser konnte sich einen schmerzhaften Stöhner nicht verkneifen und zuckte zusammen. Ben nutzte seinen unaufmerksamen Moment, Griff nach seinen Füßen, zog diese nach oben und schmiss Lennox kopfüber von Bord. Ein dumpfes platsch war zu hören, sobald sein Körper im Wasser landete. Lautes Krächzen ertönte - vermutlich Hildegard, welche sich erschrak. 

Alea Aquarius Band 7 (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt