Alea saß in der Mitte, der Rückbank. Normalerweise mochte sie diesen Platz nicht, da es dort schnell eng wurde, doch diesmal genoss sie die Nähe ihrer Freunde. Rechts von ihr saß Lennox. Seine Augen waren rot getönt. Vermutlich vom fehlenden Schlaf. Aufmerksam beobachtete er die Gegend. Obwohl er gerade in Alarmbereitschaft war und bei gegebener Gefahr sofort kampfbereit wäre, hielt er Aleas Hand fest.
Nachdem Alea den Blick von ihrem Krieger abwenden konnte drehte sie sich zu ihrer linken Seite. Thea sah ebenfalls aus dem Fenster. Um genauer zu sein auf das Wasser. Vermutlich suchte sie instinktiv nach Cassaras, der wahrscheinlich in diesem Augenblick nach Rom schwamm.
„In Rom treffen wir ihn bestimmt wieder", gebärdete Alea aufmunternd. Dafür brauchte sie beide Hände weshalb sie Lennox' Hand los ließ. Verwirrt sah er zu ihr rüber. Als er jedoch bemerkte warum Alea seine Hand nicht mehr hielt drehte er sich zurück zum Fenster.
„Ja, vermutlich. Ich hatte, aber gehofft er würde mit uns kommen", gab Thea enttäuscht zurück. Sie betrachtete ihre Hände und spielte bedrückt mit ihren Raffnarben.
„Er ist gegangen, weil er uns und vor allem dich vor Orion schützen will", munterte Alea sie entschlossen auf. Sie zweifelte keinen Moment daran, dass er alles in seiner Macht stehende tun würde um für Theas und Aleas Sicherheit garantieren zu können. Thea sah auf und strich sich unschuldig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Obwohl sie äußerlich harmlos und zierlich wirkte, wusste Alea, dass sie es faustdick hinter den Ohren hatte.Alea liess ihren letzten Satz leer im Raum stehen und lehnte sich an ihren Sitz. Sie war von letzter Nacht bei der Loreley noch ganz geschaffen und versuchte die letzten paar Minuten noch etwas Schlaf zu erhaschen. Erst jetzt bemerkte sie wie angespannt sie die ganze Zeit über war. Sobald sie es sich bequem gemacht hatte handelte es sich um nur wenige Minuten bis sie einschlief.
In ihrem Traum sah sie Marianne wie sie mit ihr Geschichten erfand. Das taten die beiden früher sehr gerne. In ihrer Geschichte ging es um zwei Freunde, welche plötzlich in einem Märchen gefangen waren. Es machte Spass die harmonische Landschaft zu gestalten und die einzelnen Königreiche zu entwickeln. In deren Märchen spielte der Mond eine entscheidende Rolle und es gab eine Menge an Liebesdrama.
„Alea, wach auf", weckte Lennox sie. Verschlafen blinzelte das Mädchen nach draußen. Inzwischen strahlte die Sonne wach am blauen Himmel. Im Hintergrund hörte sie mehrer Autos hupen und viele Menschen gleichzeitig sprechen. Sie waren am Bahnhof in Koblenz!!
Aufgeregt löste sie ihren Sicherheitsgurt und stieg aus dem kleinen Auto. Das Sonnenlicht blendete sie und Alea hielt sich eine Hand vor die Augen. Während Lennox den Fahrer bezahlte nahm Thea den Rucksack.
„Ich geh' die Tickets kaufen", meinte der Junge mit weiteren Scheinen in der Hand. Alea fühlte sich nicht wohl dabei mit Cassaras' Geld ihre Reise nach Rom zu finanzieren, da sie genau wusste von wem er das Geld bekam - Orion höchstpersönlich. Und wie der sein Geld verdiente war längst kein Geheimnis mehr.Derweil sass Thea auf einer Bank vor den Gleisen auf welcher Alea ebenfalls platz nahm. Sie fühlte sich unwohl ganz alleine mit ihrer Schwester dazusitzen. Jedesmal schoss ihr die Erinnerungen von dem betrunkenen Touristen in Italien in den Kopf und wie er sich letztlich mit Lennox prügelte. Dabei wurden sie beinahe von Polizisten geschnappt.
Mit wackelnden Armen versuchte sie ihre trüben Gedanken beiseite zu schieben. Der Berufsverkehr schien überstanden, denn es war erstaunlich leer.
„Eure Tickets", stiess Lennox wieder zu ihnen mit drei farbigen Karten in der Hand. Thea nahm alle drei Tickets und verstaute diese in einer Außentasche des Rucksacks. Müde ließ sich Lennox neben Alea fallen.„Diesmal müssen wir häufiger umsteigen", beschwerte er sich.
„Fahren wir denn sofort nach Rom?", erkundigte sich Thea. Alea schüttelte den Kopf.
„Nein, in der Version treffen wir erst in 6 Tagen auf Oriony", erklärte sie. In ihrer Stimme war gewisser Stolz zu erkennen, denn sie freute sich dem Doktor diesmal überlegen zu sein. Denn im Gegensatz zu ihm wusste sie ganz genau wo er sich aufhielt.
„Ben meinte wir treffen die Alpha Cru in Isola Sacra. Abseits der Küste warten sie dann auf uns", fügte Lennox hinzu. Bestätigend nickte Alea.„Moment, moment", bremste Thea die beiden verwirrt und fuchtelte mit ihren Armen als wolle sie ein Auto aufhalten.
„Welche Vision?", hakte sie nach, denn Alea hatte ihr bisher noch nichts von den Silberfäden, geschweige denn dem Silberumhang erzählt. Sie klärte sie über die Prophezeiung und die verschiedenen Umhänge auf. Deren Kräfte und was es mit der Vision auf sich hatte. Das Detail, dass der Nixenprinz ihr den Silberumhang zu Beginn aus Rachegründen abnehmen wollte ließ sie dabei aus.„Orion hat mir garnichts von diesen Umhängen erzählt", murmelte Thea mit gerunzelter Stirn. Er hatte sie eigentlich über alles wissenswerte der Meerwelt aufgeklärt. Diese Kleinigkeit schien er allerdings gezielt ausgelassen zu haben.
„Er dachte damals noch du seiest die Elvarion. Vermutlich wollte er dich nicht in Versuchung bringen dein Schicksal, wenn auch aus Versehen zu erfüllen", versuchte Alea Theas Wissenslücke zu erklären.
„Das leuchtet mir ein", stimmte Lennox ihr zu.„Wie dem auch sei. Diese Vision scheint mir vielversprechend aus Orion das Gegenmittel zu quetschen", wechselte Thea kurzerhand das Thema.
„Wenn wir wieder auf der Crucis sind musst du unbedingt ebenfalls einen Faden in die Hand nehmen!!", fiel Lennox ein. Mit raschen Handbewegungen verlieh er seinen Worten um einiges mehr Gewicht.
„Super Idee", lobte Alea ihn. Mit einem weiteren Meerkind an Bord war es ihnen erlaubt deutlich mehr Einblicke in die Zukunft zu erhalten. Thea schien ebenfalls sehr aufgeregt und stimmte der Idee sofort zu.Im Hintergrund vernahm Alea lautes quietschen. Sie drehte sich um ihre eigene Achse und blickte hinter sich.
„Da kommt unsere Bahn", bemerkte sie und deutete auf die Wagons, welche im Bahnhof ankamen. Wie aufs Stichwort schmiss sich Thea den Rucksack lässig auf den Rücken.„Los geht's", gebärdete sie. Man konnte nicht erkennen ob sie sich darüber freute oder ihr der Gedanke Angst machte. Trotzdem stieg sie ohne weiteres in den Wagen ein. Lennox und Alea folgten ihr. Sobald alle drei drinnen waren schloss sich die Türe automatisch.
Nun gab es kein zurück mehr. Sie fuhren nach Rom, dem Doktor geradewegs in die Arme.
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Die Geschichte von der Alea träumte gibt es wirklich! Ich nahm die Idee aus meinem Buch Gefangen im Märchen. Das kann man ebenfalls auf Wattpad lesen. Für wen das interessant klang, kann sich einfach mal den Klappentext durchlesen :)
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Alea Aquarius Band 7 (Fanfiction)
FanfictionDie Alpha Cru hat sich aufgeteilt. Während Sammy, Ben und Tess nach Rom segeln um Orion abfangen zu können, hat sich Nelani auf die Suche nach Keblarr begeben. Alea und Lennox machen sich also alleine auf den Weg nach Loreley. Dort hoffen sie auf T...