Verflucht

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Die Stimme, welche erklang, war klar und melodisch. Ihre gesprochenen Worte glichen Kirchengesang, welcher Aleas Körper zum beben brachte. 

Von einer hohen weißen Treppe stieg eine Frau hinunter. Sie war bereits etwas älter, hatte weißes wallendes Haar, welches vermutlich früher golden blond war, und trug ein göttliches Eierschalen-farbiges Kleid mit einer langen Schleppe.

„Sie sind es!", stammelte Alea, „Sie haben mich gerufen!". Die Dame lächelte freundlich, während sie auf die beiden zuging.
„Nicht nur dich", ergänzte sie und ihr Blick fiel auf Lennox, welchen sie keck angrinste.
„Du hast auch das Rufen gehört?", zählte Alea eins und eins zusammen. Lennox nickte langsam.
„Ja, das habe ich. Ich ging davon aus es wäre nur das Bedürfnis schwimmen zu gehen", erklärte er und zuckte unbedeutend mit den Schultern. Nun verstand Alea warum Lennox letztlich zustimmte dem Gesang zu folgen. Er hörte es ebenfalls!
„Deshalb wurdest du in der Nacht wach!", erinnerte sie sich.
In jener Nacht konnte er ebenfalls nicht schlafen, wodurch er bemerkte, dass Alea verschwunden war. Augenblicklich suchte er nach ihr und fand sie schließlich im Rhein.

„Sie sind als die Loreley?", wechselte Lennox das Thema.
„Das stimmt, die bin ich", bestätigte die Dame, „die Legenden, welche die Landgänger über mich erzählen stimmen jedoch nicht zu hundert Prozent".
„Sie sind eine Nixe", fiel Alea ihr ins Wort, denn sie erinnerte sich an Theas Theorie. Loreley lächelte warm.
„Das stimmt ebenfalls".
„Aber Sie haben doch Beine", bemerkte Lennox und starrte auf ihre Füße, welche vor ihrem Kleid hervor lugten.  Schlagartig verschwand ihr Lächeln und sie setzte eine traurige Miene auf.
„Ich schlage vor ich erzähle euch die ganze Geschichte", verkündete sie daraufhin und führte die beiden in einen riesigen Saal.

Dessen Decke war ebenfalls verziert mit mehreren Skulpturen. Die Wände bestanden aus Mamor und Gold. In der Mitte des Saales stand ein weißer langer Tisch, mit mindestens zwanzig Stühlen. Die drei nahmen nebeneinander Platz und Loreley begann zu erzählen. Neugierig lauschten die Jugendlichen ihrer Geschichte.

„Meine Eltern und ich schwammen gerne im Rhein. Damals lebten Magische und Landgänger noch vereint. Eines Tages vernomm ich eine wunderschöne Männerstimme. Ich folgte dem Klang bis zum Ufer und erblickte einen jungen Mann". Verträumt hielt Loreley kurz inne, bevor sie weiter sprach.
„Er sang wie es nur Engel konnten. Wir Nixen selbst können keine Musik fabrizieren, lauschen ihr jedoch unendlich gerne. Ich sprach ihn an und wir lernten uns kennen und später auch lieben. Er war adlig, was für mich allerdings keine Rolle spielte. Wir sahen uns fast täglich. Manchmal schwommen wir im Fluss, wann anders sang er für mich. Doch dann... Dann wurde alles unschön. Menschen und Magische hatten ihre Konflikte miteinander und mein Nixenvolk akzeptierte meinen Geliebten nicht. Als ich mich schließlich weigerte mich von ihm zu trennen wurde ich verflucht". Ihre Stimme wurde hart und verbittert.

„Sie verfluchten mich mit Menschenbeinen und nahmen mir die Fähigkeit zu schwimmen. Ich war eine normale Ländgängerin. Lediglich Hajara konnte ich sprechen, damit mir die Nixen sagen konnten es sei alles meine Schuld. In diesem Körper erkannte mich mein Geliebter jedoch nicht mehr und er verließ mich. Verzweifelt versuchte ich ihm beizubringen, dass ich noch immer die selbe war, doch nichts half. Eines Tages kam ich auf die Idee das Lied zu singen, welches er mir jeden Tag vorsang. So kam es, dass ich mich Tag und Nacht auf einen hohen Felsen setzte und unser Lied sang. Die ständige Erinnerung an unsere Beziehung schmerzte ihn und in Gedanken an mich benannte er den Felsen nach mir. Ich realisierte, dass ich nur uns beiden weh tat und beschloss ihn sein eigenes Leben leben zu lassen".

Nun meldete sich Lennox zu Wort.
„Wo sind Sie denn hin?", hakte er nach. Loreley blickte ins Leere.
„Ich konnte nicht an Land bleiben. Deren Welt war mir zu fremd. Meine Geschichte verbreitete sich in der Meerwelt und eine Mortem bekam Mitleid mit mir. Durch eine Lafora übertrug sie mir ihre Fähigkeiten und ich kehrte in den Fluss zurück". Fragend hob Alea eine Braue.

„Was ist denn eine Mortem?", erkundigte sie sich. Von diesen Wesen hatte sie nie zuvor gehört. Loreleys Blick richtete sich auf das Mädchen.
„Mortems sind kleine Wesen, welche für Landgänger teilweise wie Algen aussehen. Sie sind mit der Fähigkeit gesegnet mit Verstorbenen in Kontakt treten zu können, jedoch teilten sie diese Gabe kaum mit der restlichen Welt, weshalb es um so ungewöhnlicher war, dass sie sich bereit erklärte mir ihre Gabe zu schenken. Dieses Phänomen sprach sich schnell rum und Gilfen errichteten mir diesen wunderschönen Tempel. Von da an waltete ich über die Geister des Jenseits, und rufe Angehörige mithilfe meines Gesangs um mit Freunden und Familie zu sprechen", erzählte Loreley stolz. 

Sie seufzte kurz, und stand daraufhin auf. Mit großen Schritten verließ sie den Raum. Lennox und Alea wechselten einen kurzen Blick und folgten der Dame. Sie gingen in einen weiteren Saal, welcher an Rach Turana erinnerte. Auf beiden Seiten des Saales erstreckten sich prächtige Wasserfontainen. Der Raum glich nicht dem zuvor, dieser war eher geschlossen gebaut. Die schmalen Fenster wurden überdeckt von bunten Glasbildern, die denen in der Kirche ähnelten. Im Zentrum des Saales war ein wunderschönes Mosaikbild abgebildet. Alea blieb stehen und betrachtete dieses. Auf dem Bild war eine singende Frau zu erkennen, umringt von Geistern. War das die Loreley selbst?

Verzaubert legte sie ihre Hand auf das Bild um die einzelnen Mosaiksteine spüren zu können. Plötzlich tat sich etwas. Das Bild verschwand und ihr wurde auf einmal die Alpha Cru gezeigt! Ben saß im Deckshäuschen, Sammy schlief und Tess telefonierte. Erschrocken zog Alea ihre Hand weg.
„Was ist passiert?", fragte Lennox und drehte sich um.
„Ich sah auf einmal die Alpha Cru!", stammelte Alea ungläubig. Ihr ganzer Körper bebte. Was war soeben passiert? Irritiert legte Lennox seine Hand auf das Bild und die Bande wurde erneut angezeigt.  

„Oh, ihr habt mein Cum Oculi entdeckt", bemerkte Loreley und stellte sich ebenfalls zu den beiden.
„Ihr was?", wiederholte Alea.
„Cum Oculi. Es ähnelt einem allsehenden Auge, welches mir Einblick in die Außenwelt gewährt. Du Alea, hast anscheinend gerade an deine Freunde gedacht", erklärte die Dame. Alea staunte nicht schlecht. Sie legte ihre Hand erneut auf das Bild, diesmal konzentrierte sie sich jedoch auf etwas bestimmtes, auf jemanden...

„Das ist ja Orion", stellte Lennox erschrocken fest, während er auf das Cum Oculi starrte.
„Aber was macht er da?", dachte er laut. Orion war in einem mittelgroßen Raum zu sehen. Er trug einen  langweiligen blauen Hoodie und eine dunkle graue Jogginghose. Seine Locken saßen kraus wie jeden Tag. Er schien zu experimentieren.

Der Doktor kippte Flüssigkeit von Reagenzglas A in Glas B, notierte sich etwas, dann erhitzte er Glas C und kippte nun auch Reagenzglas B hinzu. Manchmal gab er einen enttäuschten Stöhner von sich, ein anderes Mal grinste er fies.

„Er stellt den zweiten Virus her", knurrte Alea bitter. Lennox' Augen verengten sich. Ungläubig sah er Orion bei seiner Arbeit zu.
„Tatsächlich...", murmelte er leise.
„Wir müssen ihn rechtzeitig in Rom abfangen", stellte Alea entschlossen klar. Zustimmend nickte ihr Freund.
"Unser kleiner Oriony kann sich auf etwas gefasst machen!", gab er auffordernd bekannt. Alea musste über den Spitznamen Oriony schmunzeln. Dadurch wirkte der Doktor gleich ganz harmlos.

Ihr war klar, dass wenn sie zusammenhielten, Oriony keine Chance gegen die Alpha Cru hatte!!

                                                              
Mitmach-Aktion

An alle die eine Alea-Fanfiction schreiben:

Lamahausen und ich kamen durch Zufall auf den Spitznamen Oriony. Ihr könnt liebend gerne den Spitznamen in eurer Fanfiction mit einbringen!! Er klingt so niedlich und harmlos ♡. Dadurch haben wie auch gleich einen Insider in der Alea Familie 😁.
Taggt anschließend Lamahausen und mich unter eurem Kapitel!!

                                                                

Danke an Lamahausen für ihre Hilfe bei dem Kapitel. Sie schreibt auch super Fanfictions zu Alea, hat aber auch schon viele eigene Geschichten veröffentlicht 😊!!

Alea Aquarius Band 7 (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt