Loreley

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Nach 4 Stunden kamen sie in Koblenz an. Am Bahnhof unterhielt sich Lennox mit einigen vorbeilaufenden Passanten. Währenddessen setzte sich Alea auf eine Bank, dabei ließ Lennox sie nicht aus den Augen. Schließlich setzte er sich müde neben sie und kratzte sich am Hinterkopf: "Zufuß bräuchten wir über 6 Stunden bis nach Loreley zum Rhein". Alea sah ihn fassungslos an: "Das schaffe ich nicht!! Es ist schon mitten in der Nacht". Betroffen sah er sie an. Sie wirkte sehr mitgenommen und aufgebracht. Die Reise war für beide sehr anstrengend gewesen. Folglich ging er ihre Alternativen durch.
Schließlich blickte er auf etwas, woraufhin er aufsprang. "Da!!", rief er. Alea sah sich um. Am Straßenrand stand ein kleines gelbes Taxi. Es war gerade dabei loszufahren.
"Halt!!", schrie Lennox und hob seine linke Hand. Mit einer Geste gab er Alea zu verstehen, sie solle mitkommen. Sogleich wollte sie etwas einwenden, doch dann ran er schon los. Sie warf sich den Rucksack über den Rücken und taumelte hinterher.
Beide stiegen rasch ein und ließen sich auf die Rückbank falle. Im Auto roch es nach Staub. Die Fenster waren dreckig und die ein oder andere Türklinke mit Edding bekritzelt. "Zum Rhein", bat Lennox den Taxifahrer. Folglich fuhr er los.
Alea sah Lennox entsetzt an und sagte auf Hajara, damit der Taxifahrer sie nicht verstand: "Hast du das durchdacht?"
Der Fahrer sah verwundert nach hinten. Vermutlich fragte er sich gerade, was für eine Sprache das war, doch Alea ignorierte seine irritieren Blicke. "Was meinst du?", fragte Lennox, ebenfalls auf Hajara. "Bis zum Rhein sind es über 40 Kilometer. Für die Fahrt haben wir niemals genügend Geld!!", flüsterte sie wütend. Am liebsten wäre sie ausgestiegen, jedoch war die Straße relativ leer, weshalb der Fahrer ordentlich Gas gab. Einfach aussteigen war nicht. Sie fuhren eh schon ein paar Kilometer, und Alea war sich garnicht sicher ob sie alleine dafür genug Geld gehabt hätte. Alea hörte Lennox verunsichert schnaufen. Er war sich nicht sicher ob sie mit seinem Plan einverstanden wäre. Schließlich lehnte er sich leicht nach hinten, seinen Kopf neigte er zu Alea, sah aber den Taxifahrer weiterhin an. Er erklärte: "Ich weiß, dass wir nicht genug Geld haben. Sobald das Fahrzeug anhält steigen wir aus." Sogleich wollte sie ihn unterbrechen, doch er sprach schon weiter. "Wir laufen jedoch nicht weg", versuchte er sie zu beruhigen. Sein Blick verriet doch, dass die Alternative dazu kein Stück besser war. Fragend hob Alea eine Braue. "Ich werde ihn vergessen lassen, dass er uns durch die Stadt fuhr, geschweige denn, dass wir ihm Geld schulden", beendete er seinen Vorschlag kleinlaut. Alea war außer sich. "Das ist Ausbeutung!!", schimpfte sie wütend. Sie hielt nichts von stehlen, dazu gehörten auch unbezahlte Dienstleistungen.
"Hast du eine bessere Idee??", verteidigte sich Lennox.
"Hör zu", sagte er nun etwas sanfter, "wir müssen Thea so schnell wie möglich finden. Es sind nur noch wenige Tage bis die Alpha Cru Rom erreicht, bis dahin müssen wir in Italien sein. Es wäre unlogisch einen halben Tag zu verschwenden, wenn wir den Rhein auch in 40 Minuten erreichen können".
Bedrückt sah Alea Lennox an. Zwar gefiel ihr die ganze Situation nicht, jedoch wusste sie, dass er recht hatte. Die beiden hatten tatsächlich nur noch wenige Tage Zeit. "Okay", stimmte sie bedrückt zu und versuchte sich zu entspannen. So fuhren sie also eine Weile durch die müden Straßen.

Plötzlich hielten sie an. Alea erwachte aus ihrer Trance und sah sich um. Links von ihr sah sie den Rhein. Zufrieden plätscherte der Fluss. Mittig des Rheins erstreckte sich ein schmaler Weg Land oberhalb des Wassers. Am Ende des Weges stand eine Statue. Eine Frau wurde dargestellt. Sie war unbekleidet und hatte langes wallendes Haar. Auf der rechten Straßenseite erstreckten sich steile Berge und Hügel. Auf ihnen wuchsen hauptsächlich Büsche. Weiter oben sogar kleine Junge Bäume. Eine weitere lange Straße schlängelte sich durch das Gewächs des Berges. Zu dem Zeitpunkt wusste Alea nicht, wie bedeutend dieser Ort einmal für sie sein würde.

"55 Euro", brummelte der Fahrer. Betrübt stug sie aus, gefolgt von Lennox. Ihr Freund ging zur Fahrertür des Autos, woraufhin der Mann das Fenster runter ließ. "55 Euro", wiederholte er sich. Lennox blickte ihm tief in die Augen. Seine Stimme wurde tiefer und er begann zu sprechen: "Sie vergessen, dass Sie uns hierher fuhren, wer wir sind, dass wir uns begegnet und Geld schulden".
Alea drehte sich weg, zu schuldig fühlte sie sich. Sie konnte es nicht leiden wenn Lennox seine Gabe zum stehlen einsetzte, und dennoch ließ sie es zu. Hatte sie denn eine andere Wahl?
Der Mann nickte mit starrem Blick, kurbelte das Fenster wieder hoch und fuhr los. Zufrieden schmiss sich Lennox den Rucksack über den Rücken.

"Und?", fragte Alea. Sie versuchte auf andere Gedanken zu kommen. "Wie geht's jetzt weiter?"
Sie sah sich um, weit und breit war keine Menschenseele zu erkennen. "Die Nacht ist warm", bemerkte Lennox und zog seine Lederjacke aus, welche er sich um die Hüfte band. "Wir können draußen schlafen. Ein günstiges Hotel zu finden scheint mir in dieser Touristenfalle unmöglich". Er lachte stumm und blickte in den Rucksack. Es waren kaum noch 30 Euro übrig.
"Lass uns doch an der Küste übernachten", schlug Alea vor. Sie wollte dem Wasser so nah wie möglich sein.
"Okay, machen wir das", stimmte Lennox zu. Alea gab die Richtung vor, und er folgte. Sie irrten ein Weilchen neben dem Straßenrand umher, kletterten über paar Felsen und marschierten durch einen mysteriösen stark bewachsenen Gehweg, an dessen Kurve sie eine wehende Fahne erblickte, jedoch war es zu dunkel, weshalb sie die Farben nicht erkannte. Sie liefen weiter bis sie ein ruhiges Plätzchen fanden.

"Perfekt", grinste Lennox, "wir sind weit genug von den Gebäuden und Sehenswürdigkeiten entfernt. Hier findet uns niemand". Das stimmte, es war da draußen im Nirgendwo ziemlich dunkel, nur das Licht vom Mond hielt einen davon ab über seine eigenen Füße zu stolpern.
Alea breitete ihre Jacke auf dem Boden aus und setzte sich auf diese. "Ein Feuer wär nicht schlecht", schlug sie vor und blickte zu Lennox. Er sah sich kurz um. "Okay, ich suche trockene Äste und du besorgst große Steine", wies er die Aufgaben zu. Alea nickte und stand daraufhin auf. Ihr T-shirt benutzte sie als eine Art Beutel, in welchen sie mehrere Steine legte. Damit stolperte sie zurück zum Treffpunkt. Angesichts der Tatsache, dass es sehr dunkel war und sie kaum etwas sehen konnte, verlor sie häufig  das Gleichgewicht, während sie versuchte über Felsen zu steigen. Dabei fielen ihr mehrere Steine runter, welche sie wieder einsammeln musste.

Als sie wieder da war bereitete Lennox schon alles vor. Er hatte einen großen Stapel an dicken Stöcken und Ästen gesammelt. "Weiter hinten war ein toter Busch.  Die trockenen Äste sind ideal für ein kleines Feuer", erklärte Lennox während er zwei Stöcke schnell aneinander rieb. Währenddessen bildete Alea einen großzügigen Kreis mit den gesammelten Steinen um das Holz herum. Lennox brauchte ein paar Anläufe, bis etwas Rauch anstieg. Er rieb schneller und eine kleine Flamme entstand. Schnell hult er seine Hände um diese und begann zu pusten. Vorsichtig wurde die kleine Flamme zum Feuer. Zufrieden setzte er sich und nahm neben seiner Freundin Platz. Das Licht erhellte ihren Schlafplatz und Alea lehnte sich zurück.

Alea Aquarius Band 7 (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt