Abendessen

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"Das Essen ist fertig!", rief Ben und riss Alea somit aus ihren Gedanken. Cassaras wandt sich vom Meer ab und ging mit großen Schritten auf das gerichtete Mahl zu. Sein Mantel wehte in der Abendbrise und verlieh seinem Träger eine besondere Ausstrahlung.

Die ganze Bande hatte sich hingesetzt und belegte sich die Teller mit frisch zubereiteten Nudeln mit gebratener Zucchini. Auch Fussel bekam ein paar Fischreste von Sammy zugesteckt.
"Jetzt erzählt mal", begann Ben neugierig.
"Wie kamt ihr denn nun an den Silberumhang?", wollte Tess wissen und legte ihre Gabel auf den Tisch, und schenkte der Unterhaltung ihre ganze Aufmerksamkeit. Sammy schien sich allerdings ganz andere Fragen gestellt zu haben.
"Gibt es nun einen Laden der speziell finstere Finsterling-Kleidung verschenkt?", wollte er in Erfahrung bringen. Sein Tonfall war überraschend ernst, als würde die ganze Modewelt davon abhängen, dass er ebenfalls einen schwarzen Mantel besäße. Alea musste allerdings verneinen.
"Tut mir leid, Draco. Aber wir haben keinen Laden gefunden", musste sie gestehen.
"Jedoch habe wir kaum etwas von der Stadt gesehen! Eventuell finden wir dir ja noch deine finsteren Klamotten", bemühte sich Lennox, ihn aufzumuntern. Der kleine Schimmer Hoffnung schien dem Jungen genug zu sein, denn Sammy grinste zufrieden in die Runde.
"Supi!", stieß er hibbelig hervor.
"Also ich hätte eher gedacht, dass du mehr der Typ für knallige Tshirts bist", überlegte Tess und musterte ihn skeptisch. Sammy hingegen hob belehrend den Finger und schloss die Augen beim sprechen.
"Jeder Mensch hat verschiedene Seiten. Man muss lernen alles an sich zu lieben und zu akzeptieren", unterrichtete er sie.
"Außerdem möchte ich endlich meine Emo-Phase durchleben!", schob er sofort grinsend hinterher, als hätte er eine Liste mit verschiedenen Lebensabschnitten, die er dringend abarbeiten musste. Alea traute ihm tatsächlich zu, dass er genau darüber Protokoll führte.

"Leute, wir schweifen ein wenig ab", unterbrach Ben das Fashion-Meeting.
"Wir wollten doch eigentlich mehr über den Silberumhang erfahren".
Damit hatte er recht. Alea konnte es ohnehin kaum erwarten, ihnen alles von ihrem Abenteuer und Sieg gegenüber Mura erzählen zu können. Noch während Ben das Thema erneut angeschnitten hatte, flitzte Sammy unter Deck und kam mit dem Handy in der Hand zurück.
"Wir müssen jedes kleinste Detail für die Nachwelt festhalten", erklärte er und setzte sich wieder hin. Mit zwei schnellen Bewegungen stopfte er sich viel zu viele Nudeln in den Mund, während er das Handy einschaltete .
"Okay, kann los gehen", schmatzte er.

Alea verkniff sich ihr Grinsen und begann gleich zu erzählen.
"Wir haben es geschafft durch einen Geheimgang ins Schloss zu gelangen", erklärte sie der Bande und fiel gleich mit der Tür ins Haus.
"Wir mussten uns an vielen Wächterinnen vorbei schleichen. Dabei hat uns Keno tatenkräftig unterstützt!". Sie lächelte zu dem Kobold. Er war gerade dabei sich mehrere Zucchinischeiben zu reservieren und bunkerte sich alles auf dem eigenen Teller. Da gerade eine Mischung aus Deutsch und Gebärdensprache gesprochen wurde, hatte er garnicht mitbekommen, dass sich die Unterhaltung mehr oder weniger um ihn drehte.

"Cassaras hat uns einen weiteren Geheimgang zur Schatzkammer gezeigt. Wir vier gingen also weiter, während er Mura ablenkte", fuhr Lennox fort. Tess hätte sich beinahe an ihrem Chaitee verschluckt.
"Mura hat euch entdeckt?", hakte sie ungläubig nach.
"Und wie!", bestätigte Thea daraufhin.
"Lennox und Alea konnten sie allerdings davon überzeugen, uns den Umhang zu geben", sagte sie mit nicht wenig stolz. Ben pfiff beeindruckt durch die Zähne. Auch Sammy blickte die beiden beeindruckt an.
"Wir haben allerdings noch weitere Neuigkeiten", baute Alea etwas Spannung auf und lächelte Lennox an. Dieser sah nur verlegen zur Seite.
"Lennox konnte Mura davon überzeugen, mit den Landgänger zusammen zu arbeiten!", ließ sie nun die Katze aus dem Sack.
"Was? Das ist ja... unglaublich!", stammelte Ben und fuhr sich durch seine Rockstarfrisur.
"Das ist mehr als unglaublich! Das grenzt nahezu an einem Wunder!", verbesserte Sammy seinen Bruder.
"Nun ja, Alea hat auch einen großen Beitrag geleistet Mura zu überzeugen", wehrte Lennox bescheiden ab. Er schaffte es kaum aufzublicken und grinste nur typisch verschmilzt auf den Boden.
"Gibt es eigentlich etwas, was ihr nicht schafft?", lehnte sich nun Tess begeistert nach hinten.
"Das bezweifle ich. Wer Mura vom Gegenteil überzeugen kann, hat keine Schwächen!", witzelte Thea daraufhin.

Alea war von den ganzen Lobehren leicht verlegen und sah lediglich zur Seite. Ihre Augen streiften dabei Cassaras. Er kam kaum zum Essen, da er ständig für Thea gebärden musste. Er selbst hatte allerdings nicht viel zur Unterhaltung beizutragen. Stattdessen nahm er seine typisch verschwiegene Haltung ein und verschwand ähnlich wie ein Schatten im Getrubel. Alea fragte sich fast schon, ob der das mit Absicht tat. Vermutlich, kam sie zum Entschluss.

"Habt ihr auch etwas Neues über die Nixen erfahren können?", hielt Sammy sein Handy in die Luft, um die Antwort auf Band zu haben. Thea überlegte einen Moment, bevor sie zu gebärden begann.
"Ich habe ganz viele Buchmuscheln mitnehmen können!", präsentierte sie ihre Schätze stolz und kippte ihre Hosentasche auf dem Tisch aus. Cassaras musste mehrere Muscheln für sie verstaut haben, denn auch er leerte seinen Mantel aus. Tess blickte begeistert auf die halb feuchten Buchmuscheln, welche in der Reflexion der Sonne glitzerten.
"Wow, das sind aber viele Bücher", stellte Ben fest und nahm eine der Muscheln überrascht in die Hand. Insgesamt mussten das etwas zwischen acht und zwölf Büchern sein.
"Habt ihr etwa eine Bücherei ausgeraubt?", lachte nun Sammy, schien die Frage allerdings ernst gemeint zu haben.
"Das ist eigentlich gar keine so schlechte Idee", witzelte Lennox daraufhin, der für gewöhnlich kein Problem mit Stehlen hatte. Kurz darauf fing er sich einen leichten Schlag in die Rippen von Alea ein.
"Wir werden definitiv keine Bücherei beklauen", stellte sie klar, obwohl sie wusste, dass der Vorschlag nicht ernst gemeint war.
"Nein, die Bücher haben früher mir gehört", erklärte Cassaras kurzerhand.
"Die meisten drehen sich um Nixengeschichte, den Silberumhang, adliger Stammbäume - so einen Kram", fuhr Thea fort. Sie musste sich an die Beschriftungen erinnert haben. Alea konnte es bereits kaum erwarten, in den Büchern zu versinken. Immerhin wussten sie so gut wie nichts, über die Geschichte der Magischen.
"Danke, dass Sie uns Ihre Bücher gegeben haben", bedankte sich Ben mit einem vorsichtigen Lächeln. Cassaras ließ seine freundlichen Worte allerdings kalt an sich abperlen.

Er erhob sich und strich seinen langen Mantel mit den Handflächen glatt. Seine Augen musterten die Sonne.
"Die Stunde ist vorbei", sprach er. Alea blickte auf das Display von Bens Handy, welches Sammy immer noch in die Mitte gehalten hatte. Tatsächlich war es bereits nach 20 Uhr.
"Musst du wirklich schon gehen?", hakte Thea enttäuscht nach. Cassaras nickte jedoch trocken.
"Um diese Uhrzeit leisten Orions Männer ihm einen Lagebericht. Ich muss informiert bleiben, ob sie euch entdeckt haben könnten oder ihr weiterhin in Sicherheit seid", erklärte er daraufhin im ernsten Tonfall. Alea war überrascht. Sie wusste, dass er Orion für sie im Auge behielt. Allerdings war ihr nicht klar gewesen, wie ernst er diese Verantwortung nahm.

Niemand hielt ihn auf und so schreitete der Nixenprinz zur Reling. Kurz bevor er über Deck sprang, drehte sich Cassaras nochmal zur Alpha Cru.
"Ihr habt heute etwas geschafft, was niemand für möglich hätte halten können. Ihr habt das letzte Puzzleteil zu eurem Schicksal bekommen", legte er seine Gedanken offen. Im selben Moment vergaß Alea fast nach Luft zu schnappen. Sie hatte keineswegs damit gerechnet, solch ein Lob von Cassars zu erhalten.
"Ich dachte, du wärst naiv, an solch einen Traum zu glauben, Meermädchen", sein Blick fiel auf Alea.
"Aber du traust dich einfach, groß zu denken, schätze ich".

Mit diesen Worten verschwand Cassaras im Meer und hinterließ eine Welle des Stolzes.

Alea Aquarius Band 7 (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt