Von Anfang an

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"Wie hast du von mir erfahren? Wie hast du mich gefunden?", durchbohrte Thea Alea mit Fragen. Alea musste schmunzeln. Damals fragte sie Nelani ähnlich aus. "Also wie sich herausgestellt hat kennen wir uns bereits", deutete Alea an. Verwirrt hob Anthea eine Braue. "Ich bin A.", erklärte sie.

Sie und ihre Schwester schrieben übers Handy miteinander. Dabei nannten sie sich T. und A. .

Überwältigt fasste sich Thea an den Kopf. "In einer Nachricht hast du geschrieben, dass du gerne huer hin gehen würdest um nach deinen... nach unseren Eltern bei der Dame Loreley zu suchen", erklärte Alea knapp. Thea schien überrascht und gerührt zu gleich, dass ihre Schwester sich auf die Suche nach ihr machte.
"Jedoch wirst du unsere Eltern nicht bei der Loreley finden", sagte Alea vorsichtig. Sie wusste was für ein Gewicht ihre nächsten Worte haben würde. "Was? Wieso denn nicht?", hakte Thea sofort nach. Sie blickte Alea mit großen Augen an. "Weil unsere Eltern noch leben", antwortete Alea und musste lächeln. Entgeistert starrte Thea ihre Schwester an. Ihr Leben lang war sie alleine und einsam gewesen. An nur einem Tag erfuhr sie, dass sie eine Zwillingsschwester hatte, und ihr Eltern noch lebten. Sie hatte eine Familie. Ihr fiel es schwer die aufregenden Neuigkeiten zu verarbeiten. Schwummrig hielt sie sich am Gitter des Bettes fest. Sie sah nach oben und keuchte: "Erzähl mir bitte von ihnen". Alea entnahm ihr eine kleines Schluchzen. So glücklich war Thea zu erfahren, dass ihre Eltern nicht wie gedacht an dem Virus starben.

Alea atmete kurz durch, dann begann sie. Sie begann mit dem Anfang. Sie begann mit Marianne, ihrer Pflegemutter, ihrem Herzinfarkt und wie Alea auf die Alpha Cru traf. Davon wie sie über Bord fiel, und erfuhr, dass sie ein Meermädchen war. Wie sie Lennox kennenlernte und mit ihm nach Loch Ness ging und dort die Nachricht von Keblarr erhielt. Zwar wusste Thea über das ein oder andere bereits Bescheid, doch als sie Keblarr, ihren Vater erwähnte, horchte Anthea auf. Sofort bemerkte Alea ihren Blick und beschrieb ihr ihren Vater. Auch wenn er auf sie deprimiert und gebrochen wirkte, und Alea ihr gerne diese Enttäuschung erspart hätte, blieb sie wahrheitsgetreu. Traurig blickte Thea ihre Schwester an.
"Ich glaube aber, dass er sich inzwischen verändert haben könnte", machte Alea ihr Hoffnung, deren Vater sei nicht nur eine verlorene Seele. "Wieso das denn?". Erwartungsvoll wartete Thea auf ihre Antwort. Trotzdem war sich Alea unsicher ob es wirklich eine gute Idee war ihrer Schwester gleich alles zu erzählen. Sie war bereits sehr aufgebracht und Alea hatte Angst es könne zu viel auf einmal werden. Vorsichtig sagte Alea: "Ab hier wird es etwas... finster. Bist du sicher, dass ich dir nicht morgen den Rest erzählen soll?". Thea dachte nach. Sie wollte unbedingt alles erfahren, doch ihr Puls raste bereits. Nachdenklich sah sie aus dem Fenster. Sie schloss die Augen und atmete laut ein und aus. Meditierte sie gerade um ihre Gefühle zu kontrollieren? Alea war darüber sehr überrascht, sie selbst meditierte auch gerne mit Tess zusammen. Sie wollte Thea nicht stören, und so verkniff sie sich Thea darüber auszufragen.

Es wurde ruhig. Folglich nutzte Alea den Augenblick um ihre Schwester etwas genauer betrachten zu können. Thea hatte sehr viele Verletzungen an den Armen. Manche verheilten langsam, andere waren frisch. Alea wusste, dass Thea mehrere Tage auf der Straße lebte, nachdem sie von Zuhause weglief. Damals wartete sie auf Cassaras, der gerade bei Alea war. Theas Hosenbein rollte sich leicht nach oben. Da erspähte Alea eine riesige dicke Narbe, die sich über ihre ganze Wade erstreckte. Was geschah nur mit Thea, dass sie sich der Maßen verletzte, dachte Alea. Hatte ihr Orion dies angetan? Seine Leute? Oder verletzte sie sich auf der Flucht? Auch wenn Thea mit ihrem süßen Rüschen-Oberteil harmlos und unschuldig wirkte, war für Alea klar, dass mit ihr nicht zu spaßen war.

"Ich glaube ich bin bereit. Egal was es ist, ich kann es verkraften", gab Thea entschlossen bekannt. Alea kam diese selbstsichere Denkweise sehr bekannt vor. Sie selbst sprach ebenfalls so anmutig, wenn sie von etwas überzeugt war. Anthea hatte die selbe starke Ausstrahlung wie Alea. Anscheinend lag dies in der Familie und hatte kaum etwas damit zu tun, dass sie die Elvarion war. Beeindruckt nickte sie. So beschloss Alea ihr alles zu erzählen. Wie sie dachte Orion könne ihr helfen ein Gegenmittel für das Virus zu finden, dass er wie der liebe Onkel für sie war, und wie er schließlich sein wahres Ich zeigte. Als die beiden Schwestern noch übers Handy miteinander schrieben traute sich Alea kaum ihr etwas von Orion zu erzählen, nun hatte sie aber das Gefühl es stünde Thea zu, zu erfahren wer ihr Vater war.
"Er..? Er hat diesen bescheuerten Virus kreiert?", stammelte Thea. Ihr Gesicht wurde rot und sie begann schneller zu atmen.
"Ihm sind die ganzen Tote, die Waisen, die Umweltverschmutzung zu zuschreiben?!", sie stand auf. Sie schlug mehr um sich als, dass sie gebärdete. Wütend schmiss sie das Schachbrett vom Tisch. Es prallte laut auf den Boden und die Figuren zerstreuten sich durch den ganzen Raum. Alea zuckte zusammen. Thea drehte sich zu Alea und gebärdete weiter: "Wegen ihm wurde ich von meiner Familie getrennt. ER HAT MIR DAS ANGETAN!". Aufgewühlt strich sie mit ihrer Hand durchs Haar. Ihr Gesicht verzogsich in eine gestresste Grimasse. Doch dann. Plötzlich wurde sie ruhig. Beinahe als wäre ihr etwas eingefallen, dass sie beruhigte, ihr das Gefühl gab etwas unternehmen zu können. 

"Ich will euch helfen!", verkündete sie entschlossen. Verdutzt sah Alea sie an. Sie hatte sich natürlich gewünscht, dass ihre Schwester mit ihr kämpfen wolle, war aber überrascht, dass der Vorschlag von ihr aus kam. "Okay", stimmte Alea sofort zu. "Du musst dich aber beruhigen", bat sie Thea warm. Es schien ihr schwer zu fallen, woraufhin sie sich trotzig auf das Bett schmiss. Kurz darauf trank sie etwas Wasser aus dem Glas, welches auf dem Tisch neben ihr stand. Erneut schloss sie die Augen und atmete schwer, sie meditierte. Diesmal brauchte sie jedoch etwas länger als zuvor. Alea konnte sie gut verstehen. Orion zog sie groß und hatte sie ihr ganzes Leben über belogen, ihr erzählt die Meerwelt sei gefährlich, dass das Virus aus dem Nichts entstanden sei und er durch Glück überlebte. Alles war gelogen... Anthea sammelte sich wieder und richtete sich auf. 

"Und was ist jetzt mit Keblarr? Du meintest er hätte dich davon überzeugt, noch ein bisschen Ehrgeiz und Würde zu besitzen. Wie?", fragte sie schließlich. "Als wir dann aus eurer Villa ausbrachen, wollte uns Orion natürlich nicht einfach so gehen lassen. Er setzte seine Darkoner auf uns an. Keblarr rettete uns mit anderen Meermenschen vor ihnen. Nur dank ihm konnten wir fliehen", erklärte Alea mit Dank. Theas Augen weiteten sich. "Er ist ein Held!", verkündete sie zufrieden. Es schien sie zu beruhigen zu wissen, dass ihr leiblicher Vater sich für das Gute einsetzte. "Sieht so aus", stimmte Alea zu. "Aber konnte er denn wieder abhauen?", erkundete sich Thea weniger euphorisch. Enttäuscht zuckte Alea mit den Schultern. Sie wusste es selbst nicht, hatte jedoch gehofft, dass Thea eventuell bescheid wüsste. Schließlich geschah all dies gleich vor ihrer Haustür. Zu dem Zeitpunkt wurde Anthea, jedoch eingesperrt, erinnerte sich Alea. "Ich weiß nicht ob es ihm gut geht... Aber unsere Mutter, Nelani, sucht ihn bereits", ergänzte Alea nachträglich. Ein bisschen erleichtert nickte Thea.

Auf einmal bemerkte Alea im Augenwinkel, dass sich Büsche im Hintergrund bewegten. Sofort zog sie die Vorhänge weg vom Fenster und spähte nach draußen. Staub wirbelte sich auf, woraufhin Thea begann zu husten. Sie ging die Umgebung durch. Schlagartig entspannte sich Alea. Sie sah Lennox, Cassaras und Keno. Anscheinend sind sie eine Runde spazieren gegangen. "Das ist übrigens Lennox", stellte Alea ihren Freund nachträglich vor und deutete mit dem Finger auf ihn. Interessiert sah Thea aus dem Fenster. Sie pfiff leise durch die Zähne: "Er sieht ja noch besser aus als du ihn in den Nachrichten beschrieben hast", komplimentierte sie ihn. Mit seiner hellen Haut, dunklen zersausten Haaren, azurblauen Augen und muskulösen Armen sah er fast aus, wie aus einer Boy-Band entsprungen. "Worüber unterhalten sich die beiden?", fragte sich Thea. Lennox und Cassaras blieben ein paar Meter von der Hütte entfernt stehen. Sie schienen ihr Gespräch unbedingt beenden zu wollen. Alea versuchte zu verstehen worüber sie sprachen, jedoch kam bei ihr nur Rauschen an. Lennox guckte sehr ernst. War er etwa wütend? Seine Körpersprache verriet jedenfalls, dass er angespannt war. Aber wieso? Was hatte Cassaras ihm nur erzählt?

Alea Aquarius Band 7 (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt