Ich komme mit fünfzehnstündiger Verspätung in meiner WG in State College an.
Fünfzehn Stunden! Das ist mehr als ein halber Tag.
Bei einem Flug von eigentlich nur Hundertzwanzig Minuten ist das eine ganz schöne Leistung.
Wahrscheinlich wäre ich trotz des Schneesturms sogar mit dem Bus schneller gewesen.
Obwohl man die Passagiere meines Flugs nach fünf Stunden Wartezeit hat ausrufen lassen, haben wir weitere sechs an unserem Gate und schließlich zwei im Flugzeug warten müssen.
Die Krönung des Ganzen sind aber die eineinhalb Stunden gewesen, die wir über State College kreisend in der Luft verbracht und auf unsere Landeerlaubnis gewartet haben.
Als wir endlich wieder auf dem Erdboden gelandet waren, hatte man uns erneut neunzig Minuten sitzen lassen, bis wir hatten aussteigen können.
Die reinste Katastrophe. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich die unterschiedlichsten Wettergötter für Tief Debby, Charlotta oder wie auch immer es dieses Mal geheißen hat, verflucht habe.
Obwohl ich andererseits niemals in den Genuss dieses unglaublichen Sex gekommen wäre. Der Pilot hat tatsächlich ein Talent besessen, das mich meine ganze Reise über verfolgt hat. Mehr als einmal habe ich gehofft, ihm nochmal auf dem Flughafen über den Weg zu laufen, vergeblich.
Wenn ich die Augen schließe, meine ich, nach wie vor seine zarten Finger über meine Haut wandern zu spüren.
Wie er seine Finger in mein Haar gekrallt hat, als er mich mit heftigen Stößen genom...
„Tut mir leid, aber das alles ist vollkommen inakzeptabel für uns. Wer das dritte Zimmer in dieser WG bezieht, sollte zumindest in den wichtigsten Aspekten zu unseren Vorstellungen passen.", reißt mich Rachels Stimme aus meinen nicht ganz jugendfreien Tagträumen.
Leise stöhnend lasse ich die Stirn gegen die Flurwand sinken. Das kann doch nicht ihr Ernst sein?
Noch vor meiner Abreise nach Chicago hat sie mir versprochen, dass wir eine neue Mitbewohnerin haben werden, ehe ich wieder zurück bin.
Nachdem wir ein WG-Casting nach dem nächsten gemacht haben – bei denen ich schon längst mindestens zehn neue Mitbewohner gefunden hätte – habe ich aufgegeben.
An jedem Einzelnen hatte Rachel etwas auszusetzen. Irgendwann habe ich ihr einfach komplett die Zügel überlassen, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass ich noch etwas auszusetzen haben könnte, nachdem die potenzielle Kandidatin Rachels Inquisition bestanden hat.
Jetzt, da ich auf der anderen Seite stehe, habe ich nicht den blassesten Schimmer, wie zum Teufel ich vor einem Jahr den Zuschlag bekommen habe. Wahrscheinlich hat Meredith, unsere alte Mitbewohnerin, Rachel einfach besser im Griff gehabt als ich.
Vielleicht liegt es dieses Mal aber auch daran, dass uns Merediths Auszug ziemlich überraschend getroffen hat. Da Rachel und Meredith eine langjährige Freundschaft verbindet, hat es ihr noch mehr weh getan als mir. Ich glaube, was ich da gerade erlebe, ist eine verletzte und traurige Rachel, die ihre Emotionen in Form von Zorn und Strenge nach Außen trägt.
Ich habe volles Verständnis für sie, aber so langsam beginnt es wirklich anstrengend zu werden. Vor allem, da Meredith nur noch diesen Monat Miete zahlen wird.
Spätestens in drei Wochen müssen wir also jemanden gefunden haben, der hier einzieht, wenn wir nicht beide unsere Zahlungen aufstocken wollen.
Ich höre, wie in der Küche Stühle gerückt werden, zähle gedanklich bis drei und atme noch einmal tief durch, bevor ich den Kopf von der Wand nehme und mir die Schuhe von den Füßen streife.

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At First Touch
Chick-LitEr schiebt mich mit seinem großen Körper Richtung Waschbecken, bis ich mit dem Rücken dagegen stoße. „Nur, um wirklich sicher zu sein. Wir haben da gerade über das Gleiche gesprochen, oder?", raunt er mir zu und kommt mit seinem Gesicht immer näher...