Kapitel 15 - Landen

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Als der junge Barleiter der Kneipe, in der ich mich heute früh vorgestellt habe, mir diesen abwertend Blick zugeworfen hat und mich gefragt hat, ob ich sonst nichts Besseres zu tun hätte, als bei ihnen anzufangen, hätte ich niemals gedacht, dass ich heute Abend auf der WG-Party tatsächlich Spaß haben könnte.

Dass ich ein bis vier Bier gebrauchen könnte? Auf jeden Fall!

Aber ich habe eher damit gerechnet, mit pochendem Schädel und ziemlich mieser Laune auf dem Schlafsofa zusammen zu brechen und mich in meinem Selbstmitleid zu suhlen, wie ich es zurzeit am besten kann.

Zuerst sind es die eindringlichen Worte meiner Schwester gewesen, dann Rachels klare Anweisungen, die mir etwas zu tun zu geben haben und schließlich Summers lockere Art, die mich endgültig aus meinem Loch geholt hat.

Summers lautes Lachen ist es auch, das mich aus dem Gespräch mit Rick, Ivys Mitbewohner, reißt.

Während Rick als Antwort auf die Frage, die ich ihm gerade gestellt habe, leise vor sich her druckst und am Rand seines Glases herumspielt, lasse ich meinen Blick über die ganzen Leute, die sich in die Wohnung drücken, schweifen, auf der Suche nach der Besitzerin dieses Lachens.

Dabei weiß ich ganz genau, dass ich das nicht tun sollte. Die Grenzen habe ich heute schon viel zu sehr beansprucht und eigentlich ist meine Devise für heute Abend, mich von Summer fern zu halten.

Doch bevor ich mich selbst davon abhalten kann, weiter nach ihr Ausschau zu halten, begegne ich Summers goldenen Augen, die heute durch das, was sie da mit ihren Wimpern angestellt hat, noch deutlicher hervortreten.

Als sie vor einigen Stunden aus ihrem Zimmer gekommen ist, nachdem sie sich für die Party fertig gemacht hat, hat es mich beinahe umgehauen. Bisher habe ich sie nur legere für die Uni gesehen oder in einem ihrer unglaublich heißen Sportoutfits. Aber das heute Abend ist wieder eine ganz andere Summer, wie ich sie bisher kennengelernt habe.

Der tiefe Ausschnitt ihrer schwarzen Bluse und dass durch den Knoten im Saum immer wieder ihr fantastischer durchtrainierter Bauch hervorlugt, macht mich schier wahnsinnig.

Ich hasse es, ihr nicht sagen zu können, wie umwerfend sie aussieht. Aber das wäre einfach nur unpassend.

Erst da fällt mir auf, dass Summer auf uns zugelaufen kommt. So viel dazu, Abstand zu wahren.

„Du hast Recht. Ich glaube, das hat mir echt geholfen.", murmelt Rick neben mir und ich reiße mich von Summers fesselnden Augen los.

Denn Rick ist ein ganz schönes Häufchen Elend, wie er dasteht und in seine Wodka-Energydrink-Mischung starrt. Nach dem, was er mir gerade vage erzählt hat, ist eine ganze Menge in seinem Kopf los.

Freundschaftlich lege ich die Hand auf seine Schulter, drücke sie kurz und merke dabei genau, wie er leicht zusammenzuckt.

Ich versuche den Stich, der dadurch in meine Brust schießt zu ignorieren, aber ich habe in meinem Leben einfach schon zu viel Ablehnung erfahren müssen, um den kurzen Schmerz, der durch meinen Körper geht, vollständig überspielen zu können.

„Danke für deinen Rat.", sagt Rick, als ich die Hand wieder sinken lasse und ich kann in seinen Augen deutlich erkennen, wie ehrlich seine Dankbarkeit gemeint ist.

Deshalb fällt es mir auch leicht, wieder zu meinem entspannten Lächeln zurück zu finden und mich zu entspannen.

Zumindest, bis dieser exotische Geruch in meine Nase steigt und ein Augenblinzeln später, Summer neben mir auftaucht und den Kühlschrank öffnet.

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