Am ersten Vorlesungstag des Semesters starte ich eher semi-gut gelaunt in den Morgen. Das liegt zum einen daran, dass ich vor jedem Semesterstart ein flaues Gefühl im Magen habe. Mir fällt es immer schwer, die Freiheiten, die ich während der Vorlesungsfreien Zeit genossen habe, wieder los zu lassen und mich meinem Kursplan zu beugen.
Explizit heute liegt es aber auch daran, dass mein Wecker mich mitten aus einem wirklich interessanten Traum gerissen hat. Ein Traum, der ziemlich nah an die Realität herangekommen ist, bei dem ein gewisser Pilot es aber nicht hat zu Ende bringen können.
Frustriert stöhne ich auf und strample die Decke von meinem Körper. Sofort wird meine Haut von der kalten Morgenluft bedeckt, aber es reicht nicht aus, um mich zum Frösteln zu bringen.
Was Kälte betrifft, bin ich absolut unempfindlich. Deshalb schlafe ich auch das ganze Jahr über in einer meiner enganliegenden Schlafshorts, die mir gerade einmal bis knapp unter den Hintern gehen und den lockeren bauchfreien Tops, die ich in allen möglichen Farben im Schrank liegen habe.
Unschlüssig blicke ich mich in meinem Zimmer um. Hier herrscht, wie so oft, das blanke Chaos. Nachdem ich gestern Abend nicht einmal eine Folge von Rachels und meiner Lieblings-Serie durchgestanden habe, bevor mir auf der Couch die Augen zugefallen sind, bin ich mitten in der Nacht, Rachels fliederfarbene Patchworkdecke über meinem Körper drapiert, dort aufgewacht.
Fast schon zombie-like bin ich geradewegs in mein Zimmer und ins Bett gestolpert. Deshalb liegt mein Gepäck noch unausgepackt auf dem Boden und meine große Handtasche habe ich nur achtlos auf meinen Schreibtischstuhl geschmissen.
Genervt stelle ich fest, dass ein paar der unzähligen Dinge, die darin für gewöhnlich herumfliegen, herausgerutscht sind und sich auf dem Boden verteilt haben.
Doch darum werde ich mich nachher kümmern. Zunächst einmal brauche ich mein Frühstück. Ohne, bin ich nur ein halber Mensch. Bevor ich mein Zimmer verlasse, bleibe ich noch einmal in der Tür stehen und betrachte meine Einrichtung.
Der Raum ist ziemlich vollgestopft und die Möbel zusammengestückelt. Es ist nicht super gemütlich, aber ich versuche seit einem Jahr, das Beste daraus zu machen. Das Problem dabei ist nur, dass ich damit auch erreiche, dass das Zimmer voller und voller wird.
Ich habe einfach nicht Rachels Talent.
In der linken Ecke steht mein weißer Schreibtisch, der schon einige Macken hat, zusammen mit dem braunen Korbstuhl mit cremefarbenem Kissen, den ich als Schreibtischstuhl nutze. Auf der Tischfläche liegt einfach alles, was ich dort vor meiner Abreise zu meinen Eltern nach Chicago habe liegen lassen.
Uni-Unterlagen, die ich nach meinen Prüfungen nicht mehr gebraucht habe, die unterschriebenen Anträge für meinen Fachwechsel, ein paar ungeöffnete Briefe und, und, und. Neben dem Schreibtisch habe ich eine kleine Kommode aus hellem Holz, in die ich einfach alles stopfe, das nicht irgendwo anders hineinpasst.
Außerdem steht an der linken Wandseite auch der große Kleiderschrank mit Spiegelfront. Eigentlich habe ich mir für meine Studentenwohnung immer eine Kleiderstange gewünscht, mit der man dekorativ seine Klamotten aufbewahren kann.
Doch zum Glück hat meine Mum mich davon abgebracht, denn ich weiß genau, wenn ich jetzt in meinen Kleiderschrank schaue, platzt er aus allen Nähten und das, obwohl sich noch ein Großteil meiner Klamotten in meinem Koffer befindet.
Neben den Kleiderschrank habe ich das kleine Schlafsofa gequetscht, das mit mir gemeinsam bereits durch die halben Vereinigten Staaten gezogen ist. Es ist das einzige größere Möbelstück, von dem ich mich einfach nicht trennen kann und das, obwohl es das hässlichste Braun der Weltgeschichte hat. In einem kläglichen Versuch, die Farbe irgendwie ansehnlich wirken zu lassen, bin ich Rachels Beispiel gefolgt und habe ein paar Dekokissen besorgt.
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At First Touch
ChickLitEr schiebt mich mit seinem großen Körper Richtung Waschbecken, bis ich mit dem Rücken dagegen stoße. „Nur, um wirklich sicher zu sein. Wir haben da gerade über das Gleiche gesprochen, oder?", raunt er mir zu und kommt mit seinem Gesicht immer näher...