Es ist unglaublich dämlich. So unfassbar dumm und widerspricht allem, was ich Summer Donnerstagabend am Telefon versprochen habe. Trotzdem kann ich mich nicht davon abhalten, Montagabend die Tür zum Kursraum des Unisports aufzustoßen und ihn nach meiner Schicht zu betreten.
Mein Blick fällt sofort auf die Schwarzhaarige am vorderen Ende des Raumes. Es ist, als wäre jede Zelle meines Körpers plötzlich einzig und allein auf Summer gepolt.
Ein leichter Schweißfilm liegt auf ihrer Stirn, denn sie hat schon ihren TRX-Kurs hinter sich und scheint gerade die Musik für das anstehende Group Fitness vorzubereiten.
Ich sollte eigentlich nicht hier sein, aber sie ist Sonntag dermaßen spät nach Hause gekommen, dass ich bereits geschlafen habe und heute Morgen scheint sie ihre erste Vorlesung zu Gunsten einer Portion Schlaf geschwänzt zu haben, sodass ich zur Arbeit gegangen bin, ohne ihr über den Weg gelaufen zu sein.
Und jetzt stehe ich hier unschlüssig in der Tür, eigentlich fertig mit der Arbeit, zu früh für ihren Kurs und gleichzeitig voller Sehnsucht, sie endlich zu sehen, nachdem sie vier Tage nicht in der Stadt gewesen ist.
Es ist nicht nur dämlich, korrigiere ich mich selbst, sondern gleichzeitig entsetzlich erbärmlich.
Was hat diese Frau nur aus mir gemacht?
Summer bemerkt mich zunächst nicht, während sie auf ihrem Handy herumscrollt, kneift sie sich gedankenverloren in die Ohrmuschel, wie ich es schon des Öfteren bei ihr bemerkt habe. Das lange dunkle Haar trägt sie heute zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, was ihr mindestens genauso gut steht, wie der geflochtene Zopf.
Sofort muss ich daran denken, wie es sich angefühlt hat, meine Hände in ihrem dichten Haar zu vergraben.
Schwer schluckend presse ich kurz die Lider zusammen.
Ich habe Summer etwas versprochen und daran werde ich mich auch halten!
Also Konzentration!
Ich gebe mir selbst einen Ruck und durchquere den stillen Raum mit großen Schritten. Summer bemerkt mich auf halber Strecke und hebt das müde Gesicht.
Der Anblick ihrer herabgesunkenen Mundwinkel und die Schatten um ihre Augen, ziehen mir die Eingeweide zusammen.
Das Wochenende scheint sich nach unserem Telefonat nicht gebessert zu haben.
„Hey.", begrüße ich sie einfallslos und versuche mich an einem aufmunternden Lächeln.
Doch um Summers Mundwinkel zuckt es nur ganz leicht, was mir einen weiteren Stich in der Brust beschert.
„Stimmt etwas nicht?", will Summer wissen und zieht fragend die Augenbrauen in die Höhe.
Natürlich denkt sie, ich wäre hier in der Position ihres Arbeitskollegen, der ihr gleich ausrichten wird, dass sie einen Kurs eines anderen Trainers übernehmen muss oder dass die Musikanlage heute Mucken macht.
Doch nichts davon ist der Fall und die Wahrheit ist zu erbärmlich, um sie auszusprechen.
Ich habe Summer vermisst und ich habe sie unbedingt sehen müssen, bevor ich zurück zur Wohnung fahre.
„Nein. Nein, alles super. Ich habe heute mit Kate Schicht getauscht und bin für heute fertig, da dachte ich..."
Unsicher fahre ich mir mit der Hand über die leichten Stoppeln an meinem Kinn.
Ja Landen? Was hast du gedacht?
„...Ich dachte, ich könnte mal an einem deiner Kurse teilnehmen.", sage ich das erste, das mir in den Sinn kommt.
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At First Touch
Romanzi rosa / ChickLitEr schiebt mich mit seinem großen Körper Richtung Waschbecken, bis ich mit dem Rücken dagegen stoße. „Nur, um wirklich sicher zu sein. Wir haben da gerade über das Gleiche gesprochen, oder?", raunt er mir zu und kommt mit seinem Gesicht immer näher...