Kapitel 5 - Summer

7.8K 357 82
                                    


„Wo zum Teufel steckt Ivy schon die ganze Woche?"

Mit einem lauten Knall landet mein Mensatablett auf dem Tisch direkt neben dem von Keith.

Bei ihm sitzen lediglich Brooke und ihre zwei Kommilitoninnen, Willow und Ruby. Ruby ist zwar schüchtern und Willow manchmal ein bisschen forsch, aber die beiden sind sehr nett und verbringen seit ein paar Monaten immer mehr Zeit mit uns.

Mir gefällt es, dass unsere Clique Zuwachs bekommt.

Als mein Tablett auf der Tischplatte aufkommt und sogar ein Stück Pizza von dem Berg auf meinem Teller rutscht, zucken die drei Mädchen zusammen und unterbrechen ihr Gespräch.

Entschuldigend lächle ich ihnen zu und angle mir im Setzen das Pizzastück, das nicht auf meinem Teller hat liegen bleiben wollen.

Willows Blick wandert zu meinem vollen Tablett und ihre Augen weiten sich. Heute gibt es Pizza in der Mensa und ich habe mir von allen Sorten reichlich aufgeladen. Dazu habe ich mir einen Beilagensalat und eine Zimtschnecke als Nachtisch mitgenommen.

„Oh Summer, ich werde nie begreifen, wie es biologisch überhaupt möglich ist, dass das alles...", Willow deutet auf meinen Lunch. „... in deinen flachen Bauch passt. So groß kann dein Magen gar nicht sein."

Brooke und Ruby kichern leise, während Keith sich gar nicht an dieser Unterhaltung beteiligt. Dabei ist meine Frage eigentlich für ihn bestimmt gewesen.

„Hat nicht jeder versteckte Talente?", witzle ich und zucke mit den Schultern.

„Ich habe den Eindruck, deine Portionen werden von Tag zu Tag größer."

Da hat Ruby nicht ganz unrecht. Tatsächlich habe ich in dieser Woche noch etwas mehr zugeschlagen als sonst. Außerdem greife ich gewöhnlich auch zu mehr Gemüse und wähle auch mal die fleischlose Variante. Aber in dieser Woche habe ich mir die volle Fast-Food-Dröhnung gegeben.

„Ich schätze, ich habe kompensiert, was ich in Chicago erleiden musste."

Gespielt gequält verziehe ich das Gesicht. Ganz so schlimm ist der Essensplan meiner Mum und das Bestreben meines Dads, nach wie vor zu überwachen, dass seine Tochter bei ihm gut ernährt wird, nicht. Doch ich kann nicht leugnen, dass ich, seit ich nicht mehr bei meinen Eltern lebe, eine große Liebe zu Fettigem, Frittiertem und Zuckersüßem entwickelt habe.

„Meine Mum hat vor drei Jahren ihre Ernährung umgestellt. Sie lebt jetzt zuckerfrei und fettarm. Es gibt ständig gedünstetes Hähnchen mit irgendeinem Gemüse. Allein bei der Erwähnung von Pommes bekommt sie einen Akneausbruch. Mein Dad hingegen denkt nach wie vor, ich wäre in der Wachstumsphase und bräuchte gute Mahlzeiten. Es sind zwar Vollkornnudeln, aber zumindest gibt es bei ihm ein paar Kohlenhydrate. Nicht ein einziges Mal konnte ich ihn davon überzeugen eine Pizza zu bestellen. Könnt ihr das glauben?", klage ich.

„Wie kann man..." ich hebe ein Stück noch warme Pizza in die Höhe und lasse den Käse hin und her laufen. „... diesem Geschenk des Himmels widerstehen?"

„Hör auf!", stoppt Willow meinen Redefluss energisch. „Noch ein weiteres Wort, während vor dir dieser unverschämt große Berg Pizza steht und ich mich für das labbrige Gemüse entschieden habe und es landet in deinem Gesicht."

Wir Mädels prusten gleichzeitig los, während Keith weiter nur stoisch in seiner Pasta herumstochert. Was mich zu meiner ursprünglichen Frage zurückbringt.

„Wo steckt Ivy? Ich habe sie seit Montag nicht mehr gesehen."

Keith schaut gar nicht erst auf, er grummelt etwas vor sich hin und steckt sich eine Gabel voll Nudeln in den Mund.

At First TouchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt