Kapitel 16 - Summer

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„Hey! Zuckerpuppe, mein Shake!"

Genervt verdrehe ich die Augen und knalle dem Neuankömmling sein Schlüsselarmband auf den Empfangstresen des Unisports. Meine Schicht hat gerade erst angefangen und es ist schon die reinste Katastrophe, denn Kate ist heute ausgefallen.

Das bedeutet nicht nur, dass ich früher gekommen bin, um schon vor meinem TRX-Kurs den Empfang zu schmeißen, bis Ryan mich unmittelbar nach seinem Bauch, Beine, Po Kurs ablöst, sondern auch, dass ich nach meinem Group Fitness, bis dreiundzwanzig Uhr hierbleiben muss.

Roy vergütet uns die Überstunden zwar ziemlich gut und ich kann mich weder über mein Gehalt noch die vielen Extras, die ich hier bekomme, beschweren. Aber durch die heutigen Überstunden, die auch in den kommenden Tagen nicht weniger werden werden, gerät das wackelige Konstrukt aus Uni und Arbeit ziemlich ins Schwanken.

Bis Ende der Woche ist meine erste Hausarbeit in einem meiner BWL-Kurse fällig und ich habe noch nicht einen Satz verfasst. Denn leider gehöre ich nicht zur Sorte überfleißiger Student, wie Brooke, die schon Tage vor einer Abgabe fertig mit der Hausarbeit ist. Ich brauche den Stress einer nahenden Deadline, um mich überhaupt an meine Aufgabe zu machen. Getreu nach dem Motto, unter Druck entstehen Diamanten.

„Ey! Puppe, ich rede mit dir!"

Zornig drehe ich mich um, dabei bewege ich mich so schnell, dass mein langer geflochtener Zopf peitschend durch die Luft saust.

„Nenn mich nicht Puppe.", zische ich und lasse meine flache Hand laut auf den Tresen knallen.

Der aufgepumpte Typ vor mir zuckt doch tatsächlich ziemlich heftig zusammen, was mir ein schadenfrohes Auflachen entlockt. Routiniert bereite ich ihm seinen Shake zu und stelle ihn nicht weniger energisch vor ihm ab, bevor ich mich wortlos wieder zurück an den Check-In stelle.

Ein kurzer Seitenblick auf die Uhr, die im Eingangsbereich hängt und ich würde am liebsten laut aufstöhnen.

Ich bin noch eine knappe Stunde hier gefangen, bis ich endlich meinen Aggressionen im Kurs freien Lauf lassen kann.

Nach weiteren dreißig Minuten, die ich ziemlich zu rödeln habe, legt sich der nachmittägliche Ansturm zum Glück etwas und ich nutze die Ruhe, um den Bereich, in dem wir die Proteinshakes und auch ab und an einen Kaffee zubereiten, sauber zu wischen und ein bisschen Ordnung in die vielen Boxen mit den verschiedenen Proteinpulvern zu bekommen, die ich die ganze Zeit nur achtlos wieder zurück gestellt habe.

„Hey Summer!"

Überrascht drehe ich meinen Kopf in die Richtung, aus der ich meinen Namen gehört habe und blicke direkt in Adams strahlendes Gesicht.

Er hat den Arm um Brookes Schulter gelegt, die mich etwas leiser begrüßt und eine Sporttasche in der Hand des anderen Arms.

Lächelnd gehe ich auf meine Freunde zu und lehne mich mit den Unterarmen auf den Empfangstresen. Sie kommen wie gerufen. Ein kleiner Plausch mit ihnen und mir wird es schon sehr viel besser gehen.

„Bist du schon wieder auf dem Weg zum Training?", frage ich Adam und nicke in Richtung seiner Sporttasche.

Er hat erst gestern sein letztes Match der Saison gespielt. Den Titel hat er durch seine unglaublich gute Saison, mit der er alle Rekorde der Uni-Liga gebrochen hat, zwar schon vor Wochen in der Tasche gehabt, aber trotzdem hat er es sich erst gestern erlaubt, darauf mit uns anzustoßen.

Auch, wenn er dieses Jahr zum ersten Mal bei der Winter-Hallensaison teilnehmen wird, habe ich gedacht, dass er sich wenigstens für ein paar Tage eine Auszeit nehmen wird.

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