Kostas
Es war einfach viel zu lange her, dass ich hier war. Ich musste sie öfters besuchen kommen.
"Und, wie war es in diesem komischen Ich-schick-mein-Kind-mal-für-ein-paar-Wochen-weg-um-Ruhe-zu-haben Camp?"
Ich lachte über diese Umschreibung.
"Naja. Besser als ich dachte."
"Sag bloß? Musstet ihr nicht um 4 Uhr aufstehen und um 5 Uhr joggen gehen?"
"Oma, ich war nicht beim Militär."
Man musste meine Oma einfach lieben. Für ihre 80 Jahre war sie noch echt fit und hatte die besten Sprüche und auch die besten Ratschläge auf Lager. Ich erzählte ihr was wir dort so getan haben und wen ich so kennengelernt habe. Dabei erzählte ich ihr vor allem von Mik.
"So Freundchen. Und jetzt haben wir ein Problem.", sagte sie ernst. "Mik heißt er?"
"Ja."
"Wie lange?"
"Paar Wochen."
Sie schüttelte nur langsam mit dem Kopf. "Kostas, du weißt, dass ich dich über alles liebe. Heimlich bist du mein Lieblingsenkel. Aber das geht wirklich nicht."
Sie atmete kurz durch und schaute auf den Boden, dann schaute sie wieder zu mir.
"Ihr seid jetzt seit ein paar Wochen zusammen... Und ich kenne ihn immer noch nicht? Das nehme ich dir übel. Ich will doch wissen welcher Junge dich so glücklich macht. Und ob er dich auch anständig behandelt."
Das war einer der übernatürlichen Fähigkeiten, welche meine Oma besaß. Sie musste mich nur 2 Sekunden ansehen und wusste sofort wie es mir ging. Manchmal wusste sie besser als ich, wie ich mich fühle. Ich hatte ihr schon oft gesagt, dass sie keine normale Oma war, die ihr Leben nun in Rente genießen konnte. Sie war alles Andere als das. Sie hatte Hellseherische Fähigkeiten und wusste sofort was, wogegen hilft. Egal ob es Trauer war, eine Erkältung oder ein verstauchter Knöchel. Und das meiste konnte sie schnell selbst zusammen mixen. Ich denke sie verheimlicht mir einfach, dass sie einer der mächtigsten Hexen im Universum ist.
"Ich werde ihn dir noch früh genug vorstellen."
"Das will ich auch schwer hoffen mein Freund."
Es entstand eine kurze, angenehme Stille, in welchem ich einen kleinen Schluck von dem Tee nahm.
"Der ist gut. Hat einer deiner Hexenfreunde dir das Rezept für den Tee gegeben?", fragte ich sie.
Sie nickte und nahm auch einen Schluck von dem Tee.
"Das war Bellatrix. Sagt sie dir was? Bellatrix Lestrange? Hab sie letztens besucht."
Ich prustete laut los. Manchmal glaubte ich, dass meine Oma ist eine 30 Jährige, gefangen in einem 80 Jahre alten Körper. Sie wusste, dass ich sie als Hexe bezeichnete, was nicht beleidigend gemeint ist. Seitdem ist es irgendwie ein Insider zwischen uns.
"Wie geht's denn deiner Mom? Ist das Verhältnis besser geworden seitdem Ich-bin-überfordert-mit-der-Erziehung-meines-Kindes Camp?"
Ich hätte jetzt ja gerne erneut über den Witz meiner Oma gelacht, doch meine Stimmung kippte sofort.
"Anscheinend ist es nicht besser geworden. Eher schlimmer, was?", fragte meine Oma, die es natürlich sofort erkannt hatte.
Ich nickte langsam. "Wusstest du, dass... dass Dad zurückkommt?"
Oma schaute mich lange an, als wäre sie eingefroren.
"Er kommt aus dem Gefängnis?"
"Ja, anscheinend wegen guter Führung. Und Mom hat sofort gesagt, dass er zurück zu uns kommen kann."
"Das kann sie nicht ernst meinen. Hat sie vergessen, was er euch und vor allem ihr angetan hat?"
"Anscheinend schon. Sie ist einfach nur blind."
Oma schüttelte nur mit dem Kopf und schaute auf den Fußboden.
"Ich kann einfach nicht glauben, dass so ein respektloses Arsch aus dem Gefängnis rauskommen darf."
Tja, das verstand ich leider genauso wenig.
"Kostas, du weißt, dass ich immer einen Platz für dich bei mir habe. Du musst nicht mit ihm unter einer Decke leben."
"Ich weiß, Oma. Aber ich kann Mom nicht alleine mit ihm lassen, wer weiß ob er ihr dann nicht noch schlimmere Dinge antut."
"Ja, da hast du Recht. Trotzdem. Wenn du da mal raus musst, komm einfach zu mir. Und wenn er austickt, dann ruf mich an, ich komme sofort auf meinem Besen angeritten und verzaubere ihn."
Ihr Witz entlockte mir ein kleines Lächeln.
"Und du kannst doch bestimmt auch mal bei deinem Freund unterkommen, oder?"
"Naja, das ist nicht so einfach. Seine Familie ist auch nicht so toll."
"Sie sind homophob, was?"
Ich nickte langsam.
"Dann kommt ihr eben beide zu mir, wenn euch die Decke auf den Kopf fällt. Dann kann ich bei den Anderen mit zwei hübschen Jungs angeben."
Wenn meine Oma von 'den Anderen' redet, dann meint sie ihre Nachbarn. Seit mein Opa gestorben ist, lebt sie in einer Seniorenwohnung wo mehrere Leute in ihrem Alter Tür an Tür leben. Und ich sah, dass ihr das gut tat.
Als mein Handy einmal kurz vibrierte wurde ich aus meinem Gedanken geholt.Mik: Willst du auch zum Haus kommen? Ich kann dich abholen.
Kostas: Passt schon, ich kann selbst hinkommen, wenn du mir nochmal die Adresse schickst."Dann geh man los.", meinte meine Oma, weswegen ich sie fragend ansah. "Oder willst du dich nicht mit ihm treffen?"
"Woher weißt du, dass es Mik war?"
"Weil du gelächelt hast."
"Stimmt doch gar nicht."
"Da. Schon wieder. Na los geh jetzt. Lass ihn nicht warten. Hopp, hopp. Ich hab noch ein satanisches Ritual vorzubereiten."
Ich lachte nur und umarmte meine Oma innig.
"Hab dich lieb, Omi."
"Ich weiß. Ich dich auch. Melde dich bald wieder."
"Das werde ich auf jeden Fall tun."Bevor ich zu Mik und den Anderen ging, entschied ich nochmal kurz nach Hause zu gehen um mir was Anderes anzuziehen und meine Mom zu bitten mir das Auto auszuleihen. Ich hatte zwar einen Führerschein, jedoch kein eigenes Auto. Aber dafür hatten wir auch einfach kein Geld. Seit mein Dad nicht mehr da war, bekamen wir Geld vom Staat, da meine Mutter arbeitsunfähig ist und das Geld reichte nicht für ein zweites Auto. Doch mich störte das nicht wirklich. Ich kam auch so gut hin und zurück und sobald ich das Geld zusammen hatte, würde ich mir ein eigenes Auto kaufen.
"Mom?", rief ich durch das Haus, auf der Hoffnung nach einer Antwort.
"Oben!", rief sie mir zurück.
Ich ging die Treppen hoch und fand sie oben im Bad die Wäsche machen.
"Ich treffe mich gleich mit Mik. Darf ich dein Auto mitnehmen? Das ist ne gute Stunde von hier."
"Ja, ist okay. Aber ich brauche es morgen früh wieder, dann wollte ich einkaufen gehen."
"Klar, kein Problem."
Ich zog mein T-Shirt aus und schmiss es noch schnell in die Waschmaschine bevor meine Mutter diese anstellte.
"Oh, Kostas? Da war gerade jemand für dich an der Tür."
"Wer denn?", fragte ich verwirrt und zog mir ein neues T-Shirt über.
"Irgendein Junge. Ach, ich hab sein Namen schon wieder vergessen. Beni oder so?"
"Benjamin?"
"Ja, genau. So ein blonder Junge. Er hat nach dir gefragt. Aber ich hab gesagt, dass du gerade nicht da bist. Da wollte er dir schreiben. Das war vor ungefähr 5 Minuten."
"Ähm... okay. Danke Mom. Bis später."
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Together we're strong
FanfictionSie lernten sich in einem Camp für schwer erziehbare Jugendliche kennen. Schnell merkten sie, dass sie eines gemeinsamen haben: Sie beide haben eine kaputte Familie. Zurück in der Heimat versuchen sie zusammen die schwere Zeit durchzustehen. Doch d...