Was ist mit Mik?

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Kostas

Kostas: Mik, bitte schreib mir zurück. Es ist wirklich wichtig.
Ich muss mit dir reden. Gib mir die Chance.
Alles, was passiert ist hatte mit meinem Dad zu tun.

Ich starrte auf die Nachrichten und hoffte einfach, dass Mik mich nicht mehr blockiert hatte. 
Doch so wie es aussah, hatte er das immer noch. Er hatte mir seit fast zwei Wochen nicht geschrieben, die Nachrichten kamen nicht mal bei ihm an. Ich war ein paar mal beim Haus gewesen, doch immer wenn ich dort war, war da niemand. Nicht mal Mik, dabei war er doch immer da.

"Alte Menschen schmeißen sich nicht weg. Sie reparieren sich. Und das solltet ihr auch tun."

"Schau Mal, Kostas. Wie wäre es, mit diesem Auto?", fragte mein Vater.
"Du kannst dir dein scheiß Auto in den Arsch stecken.", gab ich als Antwort zurück und blickte wieder auf mein Handy.
"Kostas! Ich will nicht, dass du so mit deinem Vater redest!", schrie meine Mutter mich an.
"Mir doch egal. Ich rede so mit ihm, wie er es verdient hat!"
"Kostas, achte auf deine Wortwahl.", sagte mein Vater bedrohlich.
Doch ich hatte kein Stück Angst vor ihm. Genauso wenig wie ich Respekt vor ihm hatte. Er war so ein Arschloch und das sollte er auch zu spüren bekommen. Jede Sekunde die er in diesem Haus ist. Ihm muss nur ein kleiner Fehler unterlaufen, ein Beweis und er wird von der Polizei mitgenommen.
Ohne ein Wort zu sagen, stand ich vom Tisch auf, ließ mein dreckiges Geschirr einfach stehen und zog meine Jacke an.
"Wo gehst du jetzt hin?", fragte mein Vater.
Ich antwortete ihm nicht, machte einfach die Tür auf und zog sie hinter mir wieder zu. Dann atmete ich tief durch. Ich hasse diese Familie. Nein, ich hasste nur mein Vater. Warum ließ sich meine Mutter so von meinem Vater unterdrücken? Sie wusste doch genau wie krank er sie gemacht hat und trotzdem ließ sie sich auf alles was er tat ein. Sie ließ es wieder zu.
"Hey, was geht?", begrüßte mich eine bekannte Stimme. 
Ich schaute hoch und sah Beni.
"Hey. Alles gut bei dir?", fragte ich ihn.
"Joa, muss. Und bei dir?"
Ich zuckte mit den Schultern.
"Geht so."
"Ist scheiße mit dir und Mik, was?"
"Ja, auch. Aber weißt ja wie das mit der Familie ist. Da läuft es auch nicht so rund. Aber wo wir gerade über Mik reden.... Ich weiß er hat kein Bock mehr mit mir zu reden, aber es gibt etwas was ich ihm unbedingt sagen muss. Und er antwortet nicht auf meine Nachrichten."
Beni sah plötzlich bedrückt rein. Okay, irgendwas stimmte nicht.
"Was willst du Mik, denn sagen?"
"Das ist eine lange Geschichte. Er hat dir vermutlich erzählt, dass ich ihm Nachrichten geschrieben habe in denen ich mit ihm Schluss gemacht habe oder?"
"Ja, sowas hat er erzählt."
"Ich war das nicht. Casper hat sich in mein Handy gehackt um Mik für sich zu gewinnen. Und, ob du es glaubst oder nicht, mein Dad steckt auch in allem mit drin."
"Wie? Ernsthaft jetzt?"
"Ja, er hat das Haus gekauft in welchem ich gefangen war. Aber wie gesagt das ist eine lange Geschichte, aber ich muss unbedingt mit Mik darüber reden. Weißt du wo er ist?"
"Ja... Schon..."
"Beni, was ist los?"
"Mik ist... Er ist im Moment in der Psychiatrie."
Ich spürte wie dieser Satz mir einen Stich ins Herz versetzte.
"Er...? Warum?"
"Ich weiß nicht ob ich dir das erzählen darf, deswegen lasse ich es lieber. Nichts gegen dich, aber Mik soll es dir lieber selbst erzählen, wenn er soweit ist und das möchte."
"Ja, klar. Ist verständlich."
"Aber ich mache dir einen Vorschlag. All das was du mir gerade erzählt hast, erzähle ich Mik, wenn er wieder rauskommt und dann schlage ich ihm vor, dass ihr euch nochmal trefft. Er hört im Moment wahrscheinlich eher auf mich als auf dich."
"Ja, das ist eine gute Idee. Danke Beni."
"Kein Ding, Bro."

(...)

Es vergingen weitere Tage an denen ich meistens nur nachts zuhause war und am Morgen wieder ging. Ich wollte meinen Vater so wenig wie es ging sehen. Aber auf der anderen Seite wollte ich auch meine Mom irgendwie beschützen und das wiederum ging nur, wenn ich zuhause war. Denn ich wusste, dass mein Dad ihr dann nichts antat. Ich konnte nur hoffen, dass sie bald endlich aufwacht und zur Polizei geht. 
Es war jetzt 11 Uhr morgens. Ich chillte seit einer Stunde im Bett, weil ich keine Lust hatte aufzustehen. Doch so langsam bekam ich wirklich Hunger, weswegen ich mich aus dem Bett zwang und in die Küche lief. War ja klar, dass auch Dad und Mom unten waren.
"Guten Morgen.", begrüßte mein Vater mich. 
Ich antwortete ihm nicht, nahm mir etwas Müsli und setzte mich so weit es ging weg von ihm. Was ist denn mit ihm? Jetzt tat er wieder so freundlich obwohl er genau weiß, was er getan hat. 
"Kostas, du glaubst mir gar nicht was mir gestern bei der Arbeit passiert ist. Wärst du da gewesen, du hättest dich totgelacht."
Er fing an mir seine langweilige, an den Haaren vorbeigezogene Story zu erzählen, doch ich hörte ihm nicht zu. Ich schaute auf mein Handy und konzentrierte mich auf Instagram. Aber sein Gelaber ging mir so auf die Nerven, dass ich ihn irgendwann doch unterbrach.
"Musst du nicht arbeiten gehen?"
Mein Vater unterbrach Gott sei Dank seine Story und schaute mich kurz fassungslos an.
"Also... Ja, klar. Aber ich muss erst in 10 Minuten los."
Es interessierte mich absolut nicht wann er los musste, aber wenigstens erzählte er mir seine Story nicht weiter.
Während ich in Ruhe weiterfrühstückte sagte weder meine Mutter, noch mein Vater irgendein Wort. Ich stellte meine Schüssel in die Spülmaschine und wollte gerade wieder in mein Zimmer gehen, als mich eine unbekannte Nummer auf dem Handy anrief. Verwirrt setzte ich mich wieder an den Tisch und ging ran.

Kostas: "Hallo...?"
Therapeut: "Psychosomatische Therapie am Klinikum. Theodor Zank mein Name, Hallo. Spreche ich mit Herrn Weiß?"
Kostas: "Ähm...Ja?"
Therapeut: "Sehr gut, ich würde gerne mit Ihnen über einen Patienten von mir reden."
Kostas: "Geht es um Mik?"

Als ich seinen Namen aussprach, sah ich, dass mein Vater langsam von der Zeitung hochschaute. Ich ignorierte seinen Blick einfach und konzentrierte mich weiter auf das Gespräch.

Therapeut: "Ja, genau... Ich würde aber gerne persönlich mit Ihnen darüber reden."
Kostas: "Ähm... okay. Geht es ihm gut?"
Therapeut: "Wie gesagt, ich würde gerne persönlich mit Ihnen reden."

Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie machte er mich total nervös.

Kostas: "Okay, wann soll ich vorbeikommen?"
Therapeut: "So wie Sie wollen. Wenn Sie jetzt Zeit haben, wäre es sehr gut. Wir können aber auch einen anderen Termin ausmachen."
Kostas: "Nein, ich kann vorbeikommen."
Therapeut: "Okay, dann warte ich auf sie. Bis gleich."
Kostas: "Bis gleich."

"Mom, ich nehme dein Auto mit."
"Wo gehst du hin?", fragte mein Vater.
"Kann dir egal sein. Aber ich brauch das Auto wirklich dringend."
"Also... Du... Sag doch erstmal wo du hin möchtest."

Ich seufzte nur genervt. Ging in den Flur und nahm mir einfach die Autoschlüssel. Ich hatte jetzt keine Zeit mit ihnen zu diskutieren. 
Warum konnte der Therapeut mir nicht einfach sagen ob es Mik gut ging oder nicht? Warum musste er mich so nervös machen? Ich wusste schließlich nicht mal warum er in der Psychiatrie ist. Außer er will mir nicht sagen, wie es Mik geht, weil es ihm schlecht geht. Hatte er sich vielleicht was angetan? Die Gedanken machten mich noch nervöser. 
Lass es ihm einfach gut gehen...

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