Kostas
Ich lachte nur und schüttelte den Kopf.
"Sieh sich einer das an. Er kann doch lachen. Dachte schon, dass du einer von denen bist, der kein Bock auf die Anderen hier hat und deswegen immer zeigen muss, dass er schlecht gelaunt ist."
"Ne, so bin ich nicht."
"Mik.", ertönte Ralfs Stimme.
"Chef.", kam von Mik in der gleichen Tonlage zurück.
"Komm. Die Tiere kriegen nicht von alleine Futter."
"Bin unterwegs."
Und damit verschwand er dann wieder. Irgendwie hätte ich nicht damit gerechnet, dass ich in diesen Wochen noch mit ihm rede. Und selbst wenn, hatte ich mir das Gespräch anders ausgemalt. Eher so, dass wir uns überhaupt nicht verstanden und uns in die Haare kriegen. Aber so wie er gerade drauf war, war er eigentlich ganz cool. Immer noch ein Angeber, aber cool.
Endlich konnten wir auch den letzten Teller wegpacken und waren fertig mit der Aufgabe. Eine ganze Stunde hatte es jetzt gedauert alles abzuwaschen, abzutrocknen, einzusortieren und die Küche wieder aufzuräumen. Es wäre vermutlich schneller gegangen, wenn diese zwei Arschlöcher noch da gewesen wären. Und wenn es eine Spülmaschine gegeben hätte. Aber das wäre natürlich zu einfach.
"Da bist ja endlich.", sagte Max, der anscheinend auf mich gewartet hatte.
"Wenn diese anderen zwei Idioten noch gekommen wären, wäre ich schneller fertig gewesen."
"Hast du grad irgendeine Aufgabe die du erledigen musst."
"Ne, du denn?"
Max schüttelte den Kopf. Also beschlossen wir uns ein wenig umzuschauen. Vor allem wollte ich wissen von welchem Stall und welchen Tieren Ralf sprach. Wir liefen den Weg entlang zum See. Auf dieser Strecke fanden wir auch den Stall. Ralf hatte Recht, der musste repariert werden.
"Kannst du reiten?", fragte Max mich.
"Nicht auf Pferden. Und du?"
"Auch nicht.", lachte er.
Ich sah, dass Mik aus dem Stall raus kam. "Sag ehrlich, so ein Pferd steht mir oder?", fragte er an mich gewandt. Ich lachte nur.
"Klar. Am besten reitest du es noch Oberkörperfrei am Strand entlang."
"Wenn ich das machen würde, würdest du glatt eifersüchtig auf mich werden."
Bevor ich etwas erwidern konnte, zwinkerte er mir zu und ging zurück zu den Hütten.
"Lass uns weiter gehen, bevor Ralf uns sieht und auf die Idee kommt, dass wir ihm helfen können."
Ich nickte zustimmend. Der Weg zum See führte uns durch einen kleinen Waldabschnitt. Natur interessierte mich irgendwie nie wirklich. Auch, weil meine Eltern nie mit mir in den Wald spazieren gegangen sind. Es dauerte nicht lange bis Max und ich am See angekommen waren. Das Wasser vom See war tiefblau und umgeben von dichten Bäumen.
"Meinst du, dass hier jemand herkommen wird?"
"Außer ein paar Passanten denke ich niemand. Warum?"
Max wühlte in seiner Tasche herum und holte zwei Zigaretten raus.
"Wo hast du die her?", fragte ich und nahm ihm eine ab.
"Sie haben zwar unsere Taschen durchsucht, aber nicht meine getragene Unterwäsche."
Fast ließ ich die Zigarette wieder fallen. "Du hast die Zigarette aus deiner Unterhose geholt?"
"Keine Sorge. Die waren in einer Verpackung."
Er reichte mir ein Feuerzeug, welches er auch aus seiner Hose zog.
"Den fasse ich jetzt garantiert nicht an. Wer weiß, wo du mit deinem Ding in der Hose schon alles warst."
"Hey, der ist frisch gewaschen und-"
"Okay, Max. Zu viele Informationen."
Er lachte nur und zündete mir die Zigarette an. Ich nahm einen tiefen Zug und fühlte mich gleich viel besser. Die Zigarette tat mir wirklich gut.
"Genieß es, ich hab nicht mehr viele von denen. Und hab keine Ahnung, ob ich welche schmuggeln kann."
"Wenn wir uns gut anstellen und schön lieb und brav sind, könnten wir vielleicht ein wenig Freizeit bekommen und in die Stadt fahren."
"Das nehmen wir uns als Plan. Dann können wir hier auch Bier reinschmuggeln."
"Wie willst du denn Bier hier her schmuggeln? Auch in deiner Hose? Sorry, aber es wird dir keiner glauben, dass du so ein großes Ding hast."
"Das überlegen wir uns, wenn es soweit ist. Einfach spontan."
Ich nahm den letzten Zug von meiner Zigarette und schnipste sie auf den Boden. Max machte es mir gleich.
"Sollen wir zurückgehen?", fragte ich ihn. Max nickte und so liefen zurück zum Camp.
Wir waren gerade erst beim Camp wieder angekommen, als Ralf uns aufhielt.
"Jungs, euch habe ich gesucht."
Na klasse. Was für eine dumme Aufgabe, kam jetzt wieder?
"Wir wollen heute Abend ein Lagerfeuer veranstalten. Neben dem Pferdestall ist ein kleiner Schuppen in welchem Holz ist. Ihr könntet einmal das Holz hacken und es zur Feuerstelle bringen. Die habt ihr bestimmt schon gesehen. Gleich neben dem Haus Nr.10. Außerdem muss die Stelle noch einmal sauber gemacht werden, sie ist noch voller Asche."
"Machen wir.", seufzte Max etwas genervt.
"Super, vielen Dank, Jungs."
"Wir hätten am See bleiben sollen.", stellte ich fest.
"Im Nachhinein ist man immer schlauer."
Und so nahmen Max und ich uns jeweils eine Schippe und gingen damit zur Feuerstelle um diese sauber zu machen. Selbst das nahm schon viel Zeit in Anspruch. Doch das Holz hacken dauerte noch länger. Vor allem, weil weder Max noch ich das jemals gemacht hatten. Es war also eine Katastrophe, doch wir bekamen es irgendwie hin.
"Muss ja nicht schön aussehen, die Holzstücke werden sowieso verbrannt.", sagte Max, als wir anfingen.
Kurz dachte ich, dass einer von uns gleich einen Finger verlor oder schlimmer. Zusammen schleppten wir auch die Holzscheite zum Lagerfeuer und legten sie übereinander hin. Das alles hatte den ganzen Nachmittag gedauert womit ich niemals gerechnet hätte. Demnach hatten Max und ich auch Hunger und waren erleichtert, als es endlich Essen gab.
"Ich hab gar kein Bock auf dieses dumme Lagerfeuer.", meckerte Max leise, damit Ralf oder einer der anderen Helfer uns nicht hören konnte.
"Ich auch nicht. Hoffentlich geht der Scheiß schnell um. Was sollen wir, denn da machen? Singen?"
Max lachte. "Und Stockbrot machen. Und Gruselgeschichten erzählen."
"Mega kindisch. Aber wahrscheinlich erzählt Ralf uns wieder irgendwelche belanglosen Dinge, so wie immer. Ich hab das Gefühl, dass er es zuhause niemandem erzählen kann."
Ich schaute mich einmal im Raum um zu den Anderen Leuten. Auch sie haben anscheinend schon mitbekommen, dass wir heute Abend ein Lagerfeuer machen, denn wir waren nicht die Einzigen, die darüber meckerten. Mein Blick traf den von Mik, welcher anscheinend nur so tat, als würde er Benjamin zuhören. Er zwinkerte mir zu, was mich verwirrte, weswegen ich ihm nur ein flüchtiges Lächeln schenkte. Was sollte das denn werden?
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Together we're strong
FanfictionSie lernten sich in einem Camp für schwer erziehbare Jugendliche kennen. Schnell merkten sie, dass sie eines gemeinsamen haben: Sie beide haben eine kaputte Familie. Zurück in der Heimat versuchen sie zusammen die schwere Zeit durchzustehen. Doch d...