Feuer

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"Casper ist so ein Wichser.", sagte ich leise und schaute weiter in den Flur. 

"Es ist hier ein bisschen kalt. Kannst du das Feuer im Flur anmachen?"

Die Flammen wurden immer größer. Der Rauch kam immer näher und wurde dichter.

"Sicher?"
"Absolut."

"Wir müssen hier sofort raus.", sagte ich zu den Beiden.
"Scheiße, das war ja fast klar.", meinte Joey.
"Leute, denkt ihr denn, dass Kostas jetzt noch hier ist?", meinte Beni.
"Nein. Casper würde Kostas nicht umbringen wollen. Das schwöre ich. Als er meinte, dass Kostas immerhin sein Cousin ist, war in seinen Augen... etwas vertrautes. Kostas ist nicht hier."
Wir hielten uns den Pullover vors Gesicht und versuchten durch den Rauch einen Weg nach draußen zu finden, doch das war leichter gesagt als getan. Die Flammen breiteten sich viel zu schnell aus. Ich winkte Lias und Beni zu mir als Zeichen, dass sie mir weiter ins Haus folgen sollten. Nun standen wir in einem Art Foyer. Von hier aus gingen die Treppen hoch und es gab einen Hinterausgang. Bis jetzt war hier nur ein wenig Rauch. Doch es würde nicht mehr lange dauern, bis die Flammen auch hier sein würden. Ich versuchte die Hintertür zu öffnen, diese war jedoch abgeschlossen. War ja klar.
"Wir müssen durch irgendein Fenster.", sagte Beni, doch selbst die Fenster waren abgeschlossen. Also nahm Beni sich kurzerhand einen Stuhl, welcher in dem Foyer stand. Er hämmerte den Stuhl mehrmals gegen das Fenster neben der Tür. Ich versuchte ihm zu helfen in dem ich mir auch einen Stuhl schnappte und gegen das Fenster hämmerte. 
Ich spürte wie die Luft immer knapper wurde und die Flammen kamen immer näher. Doch gleichzeitig bekam das Fensterglas Risse und es dauerte nicht mehr allzu lang bis das Fenster zerbrach.
"Scheiße, alles gut bei euch?", fragte Thea, welche mich am Arm packte und vom Haus wegzog.
"Alles gut. Wo sind Casper und die Anderen?", fragte ich.
"Weg. Wir kamen gerade an, haben gesehen, dass die Vorderseite des Hauses in Flammen steht und sahen dann nur noch wie Casper und seine Leute wegfuhren."
"Also haben sie Kostas immer noch.", sagte Beni und fing an zu Husten.
"Solche Wichser. Die werden was erleben.", fluchte Nils.
"Leute...", sagte Lias langsam und schaute hoch zum Haus. "Irgendjemand ist noch in diesem Haus."

Kostas

"Du wirst die Fresse halten.", sagte Casper zu mir. "Nur ein Mucks und du überlebst diesen Tag nicht mehr, das schwöre ich dir."
Ich nickte nur schwach. Was anderes blieb mir schließlich sowieso nicht übrig. Wieder hatte ich keine Ahnung wo ich war oder wie spät es war. Das Einzige an was ich gerade denken konnte war Wasser. Ich brauchte unbedingt was zu Trinken, sonst würde mein Körper bald abschalten. 
Ich schloss die Augen doch sofort wurde mir schwindelig. Ich atmete so flach wie es ging, denn alles was ich tat, strengte mich an. Egal, was Casper jetzt vorhatte. Ich musste hier raus. Ich musste es irgendwie schaffen aus diesem Haus zu kommen. Vor mir war eine Heizung. Wenn ich es schaffen würde mich dort hin zu robben könnte ich die Seile an meinen Händen lösen. Mit aller letzter Kraft robbte ich mich langsam dorthin und betete, dass jetzt niemand in den Raum kommt. Wahrscheinlich werde ich so oder so sterben. Ich rieb die Seile in einem bestimmten Tempo gegen die Heizung. Das würde ganz schön lange dauern.
Es vergingen bestimmt einige Stunden und immer wieder kamen mir Miks Worte in den Sinn.

"Ich würde wirklich alles für dich tun und ich will, dass du das weißt. Egal, was passiert, ich werde immer für dich da sein. Auch, wenn ich gerade vielleicht nicht in der Nähe bin oder du denkst, dass jetzt alles vorbei sein wird. Ich werde immer da sein."

Ja, das wusste ich. Ich weiß, dass Mik auch jetzt gerade für mich da ist. Er wird alles daran setzen mich hier raus zu bekommen. Doch er würde wahrscheinlich nicht mehr pünktlich kommen. Ich hoffe einfach nur, dass er daran denkt, dass ich ihn immer lieben werde. Immer.

(...)

Die Seile an meinen Händen wurden lockerer. Von unten drangen mehrere Stimmen. Aber da die Wände hier etwas dicker waren und ich im Oberschoss saß, konnte ich nicht hören worüber sie redeten. Ich rieb weiter die Seile gegen die Heizung. Die Stimmen wurden wieder leiser. Endlich spürte ich wie das Seil riss und meine Hände befreit waren. Meine Hände zitterten total und immer noch spürte ich, dass ich sehr schwach war. Ich entknotete nun auch meine Füße und stand langsam auf. Sofort drehte sich alles bei mir. Ich brauchte ein wenig bis ich klar kam. Dann setzte ich langsam einen Fuß vor den Anderen, doch auch dadurch wurde mir wieder schwindelig. Egal, ich musste da jetzt durch. Ich trat aus dem Zimmer und schaute mich um. Rechts waren noch drei weitere Türen, doch nach links ging der Flur weiter entlang. Die Wände waren alle weiß, genau wie Türen. Es sah so aus als wäre ich in einer Schule. Langsam lief ich weiter, dabei stützte ich mich an der Wand ab, da ich sonst wahrscheinlich umfallen würde. Das Laufen strengte mich so sehr an, dass ich bereits nach ein paar Schritten eine Pause brauchte. Plötzlich hörte ich ein lautes Klirren, als würde irgendwo Glas zerbrechen. Wieder hörte ich Stimmen. Dieses Mal kamen sie von draußen. Ich lief ein paar Schritte weiter, als mir ein beißender Gestand in die Nase kam. War das... Rauch?! Ja, das war Rauch. Er schlich sich langsam die Treppe hoch. Ich hielt kurz an einem Fenster an und lehnte mich dagegen. Ich spürte meine Beine nicht mehr, doch ich wusste, dass ich weiter gehen musste, wenn ich in diesen Flammen nicht sterben wollte. Also schleppte ich mich voran, bevor das Feuer mich einholte und kam endlich an einer Treppe an. Doch unten sah es noch gefährlicher aus. Das Feuer war im ganzen Flur verteilt. Da es aber noch nicht an der Treppe angekommen war, hatte ich noch eine Chance zu entkommen. Langsam lief ich die Treppen hinunter, während ich mich wie ein Kleinkind ans Treppengeländer festkrallte. Ein falscher Tritt und ich würde fallen. Mein Körper war nicht mehr in der Lage dazu das Gleichgewicht zu halten.
Ganz langsam.
Schritt für Schritt.
Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Kopf. Ich wusste nicht ob es vom Rauch kam, durch welchen ich nur noch sehr schlecht Luft bekam oder ob es der Wassermangel war. Vermutlich eine Mischung aus beidem. Das Feuer knistere gefährlich, aber darauf wollte ich mich nicht konzentrieren. Durch den Rauch fing ich nun auch noch an zu Husten, was mich noch mehr anstrengte. Am Ende der Treppe angekommen sah ich, dass das Fenster aufgebrochen wurde. Dadurch wurden die Flammen natürlich nur noch mehr angespornt und wurden immer größer. Aber da vorne war frische Luft. Das würde mir helfen. Immer noch hustend bahnte ich mir einen Weg durch den immer dichter werdenden Rauch. Dann, endlich, spürte ich frische Luft in meinen Lungen. Aber ich bekam immer noch nicht genug Luft. Außerdem schmerzte mein Kopf höllisch und mein Herz raste wie verrückt. Mir wurde wieder schlagartig schwindelig. Dann sah ich Mik. Er schaute hoch, sah mir direkt in die Augen und dann... 

wurde alles schwarz.

Together we're strongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt