Zusammen sind wir stark

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Kostas

"Meine Mutter.... hat eine Zwangsstörung. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass sie alles immer putzen muss..."
Wow, irgendwie war es echt erleichternd darüber zu reden. 
"An all dem ist mein Dad Schuld. Wegen ihm hat meine Mutter diese Zwangsstörung entwickelt."
Ich spürte wie Mik seine Hand auf meine legte.
"Danke, dass du mir das erzählt hast. Ich kann mir vorstellen, dass das schwer für dich ist."

(...)

Es vergingen ein paar Tage. Meine Mom und ich hatten bei der Polizei gegen meinen Vater ausgesagt. Auch das mit dem Drogenhandel hatte ich erzählt. Ihn erwarten jetzt ein paar Jahre Knast und danach darf er sich weder mir noch meiner Mutter nähern. 
Bald würde die Schule wieder losgehen und so nutzten wir alle zusammen die Letzten freien Tage.
"Essen ist da!", begrüßte Mary uns als sie mit mehreren Pizzaschachteln und anderen Sachen von der Spätschicht zu uns kam.
"Du bist die Beste.", sagte Beni und nahm sich sein Essen.
Mary setzte sich neben Naomi.
"Willst du nichts Essen?", fragte Mik Mary.
"Kann grad echt nichts essen."
"Warum?", fragte Beni.
"Esst erst auf, dann erzähle ich euch die Story. Wo sind eigentlich Christian und Thea? Wollten die nicht auch kommen?"
"Kommen später.", antwortete ich ihr.
"Sind noch 'beschäftigt'.", meinte Beni und sprach in Anführungszeichen.
"Wahrscheinlich schafft es Christian nicht zu kommen.", lachte Mik und Beni stimmte mit ein.
"Das vergesse ich auch nie wieder. Er weiß bestimmt nicht mehr, dass er uns das erzählt hat."
"So drauf wie er war? Der hat keine Ahnung."
"Ich hasse euch.", meldete sich eine dunkle Stimme. 
Christian stand mit Thea in der Tür.
"Ich erzähle euch nie wieder irgendwas.", meinte er gespielt beleidigt.
"Och Chrisi...", sagte Beni mit Schmollmund.
"Halt die Fresse. Was machst du hier überhaupt?"
"Das frag ich mich auch. Aber Mik hat mal wieder pünktlich um 10 Uhr morgens bei mir angerufen und gesagt, dass ich heute Abend kommen soll und jetzt sitze ich hier."
"Ich schieb dir deinen Anruf gleich in den Arsch.", antwortete Mik nur.
"Jungs, irgendwann müsst ihr uns mal erklären, was es mit dem Spruch auf sich hat.", meinte Thea, welche sich auf den Boden setzte.
"Lange Geschichte.", sagte Christian und setzte sich zu Thea.
"Viel zu lang.", sagte Mik.
"Dauert Stunden die zu erzählen.", fügte Beni noch hinzu. Dann wandte er sich an Mary. "Jetzt erzähl mal was heute bei der Arbeit los war."
"Ich hafte nicht dafür, wenn ihr euer Essen wieder auskotzt."
"Schlimmer als der Darmverschluss kann es nicht werden.", meinte Beni nur. 
Sieht so aus als wäre er von der Story immer noch traumatisiert.
"Glaubst du? Also, am Abend kam noch ein Rettungswagen mit einem Mann der nicht ansprechbar war. Also er war wach und so, aber er hat einfach nicht geantwortet. Hat immer nur irgendein Murren von sich gegeben. Die Sanitäter hatten ihn wohl an der Straße gefunden. Vermutlich ein Obdachloser. Er war ziemlich ungepflegt, hatte auch sehr lange Finger und Fußnägel und total fettige Haare. Auf jeden Fall hat er absolut nicht das gemacht, was wir von ihm verlangt haben. Keine Ahnung ob er das mit Absicht gemacht hat oder es wirklich nicht konnte. Ist aber auch egal. Er sollte stationär aufgenommen werden, weil sein Blutdruck auch ziemlich hoch war. Ich wollte ihn dann mit einer Schülerin auf die Station bringen und weil er sich ja kein Stück bemühte sich zu bewegen, haben wir ihn auf der Trage hochgebracht. Meine Kollegin sagte schon, dass wir Handschuhe anziehen sollen. Er hat ziemlich gestunken, so sehr, dass man es schon im Flur gerochen hatte. Als ich dann das Zimmer betrat sah ich dann auch warum wir uns Handschuhe anziehen sollten. Er war voller Schuppen. Von Kopf bis Fuß. Wir ihn dann auf Station gebracht, ins andere Bett umgelagert und dann kam das Schlimmste. Unsere ganze Trage war voller Schuppen. Wieder in der Notaufnahme mussten wir das dann auch irgendwie Putzen. Wir haben also einen Müllsack genommen und die ganzen Schuppen da reingetan. Es hat sich angehört, als würde Sand in den Müllsack fallen so viele Schuppen waren das. Nachdem wir dann die ganze Trage geputzt haben und überall nochmal Schuppen gefunden haben, hab ich auf dem Fußboden einen Fußnagel gefunden. Und deswegen habe ich keinen Hunger."
"Bahhh.", sagte Beni nur und stellte seine Pizzaschachtel auf den Tisch ab.
"Ich hab euch gewarnt. Aber Themawechsel. Hat in den letzten Tagen eigentlich irgendjemand was von Casper und seinen Leuten gehört?"
Mik und ich hatten den Anderen nicht erzählt, dass Casper mit meinem Dad unter einer Decke steckte. Sie brauchten es nicht wissen.
"Er zieht aus der Stadt.", meinte ich.
"Ach, ehrlich?", sagte Mary verwunderlich.
"Er hat sich bei mir entschuldigt und naja... Ich hab ihm trotz allem verziehen. Schließlich gehört er ja irgendwie immer noch zur Familie. Auch, wenn wir nie wieder beste Freunde werden."
Außerdem hatte ich das Gefühl, dass wir uns doch ähnlicher sind, als ich dachte.
"Verständlich. Ich glaube ich hätte das Gleiche getan.", meinte Mary. "Ich bin einfach nur froh, dass der ganze Horror endlich vorbei ist. Ich meine, ohne dieses komische Camp, hättet ihr beide euch nie kennengelernt. Und wir wären niemals zu so einer großen Clique geworden."
Da hatte Mary Recht. Mittlerweile war der Platz im Haus wirklich eng geworden. Die meisten saßen mit Kissen oder Decken auf dem Boden. Es war echt schön zu sehen wie viele Leute hinter einem Stehen und auf wen man sich verlassen kann.

(...)

"Was machen wir hier?", fragte Mik mich, als wir aus dem Auto stiegen. Wir standen auf einem großen Parkplatz eines Freizeitparks.
"Jetzt komm."
"Kostas, wir brechen jetzt nicht ernsthaft hier ein?"
"Ach quatsch. Wenn irgendwo ein Tor offen steht oder ein Loch im Zaun ist, ist es kein einbrechen. Schließlich stand es dann offen."
"Man kann es sich auch schön reden.", lachte Mik.
Ich nahm seine Hand und führte ihn zwischen Bäume und Gebüschen hindurch, bis wir bei einem Loch im Zaun ankamen. Wir schlüpften hindurch und standen mitten in einem dunklen Wald. 
"Wir müssen noch ein kurzes Stück laufen, aber ich verspreche dir, es wird dir gefallen."
"Wieso kennst du immer solche Orte?"
"Bin viel rumgekommen."
Wir liefen noch ein kleines Stück durch den Wald, bis wir an einer Wiese mit einem großen Hügel ankamen.
"Kannst du mir jetzt sagen was das wird?"
"Also, es gibt hier Feriengäste. Und für diese gibt es jeden letzten Samstag im Monat ein Feuerwerk. Aber von hier oben, kann man viel mehr sehen."
Mik und ich setzten uns auf den Hügel und konnten noch den Sonnenuntergang genießen, bevor es gleich los ging.
"Führst du alle deine Dates hierher?"
"Nein, du bist der Erste. Als ich kleiner war, war ich ab und an mit Joey hier."
"Es ist echt schön hier."
"Will ich doch hoffen." 
Ich lehnte mich an Miks Brust ran. Er schlang einen Arm um mich und nahm dann meine Hand in seine.
"Mik? Meine Mom ist jetzt ja für mehrere Wochen in dieser stationären Therapie und ich weiß wie ungern du zuhause bist. Wie wäre es, wenn du solange zu mir kommst?"
Mik lächelte mich an.
"Klar, gerne."
"Und danach kannst du auch immer noch bei uns bleiben."
"Kostas, ich kann nicht bei euch einziehen."
"Das vielleicht nicht. Aber du kannst so oft kommen wie du willst. Aber wieso probierst du es nicht mal mit einem Heim oder betreutes-"
"Nein.", unterbrach Mik mich sofort, was mich ein wenig erschreckte. "Das... es geht nicht."
"Warum?"

Mik

"...Aber wieso probierst du es nicht mal mit einem Heim oder betreutes-"
"Nein.", unterbrach ich ihn sofort und mein Herz fing an schneller zu schlagen. "Das... es geht nicht."
"Warum?"
Wegen ihm . Ich kann nicht so enden wie er.
"Ich will meine Eltern nicht im Stich lassen. Trotz allem liebe ich sie doch und ich will ihnen irgendwie helfen. Sobald es mir selbst wieder besser geht."
"Ja, das kann ich verstehen. Und ich werde dir bei jedem Schritt helfen."
"Ich weiß Babe. Ich liebe dich."
"Ich dich auch."
Ich legte zwei Finger unter Kostas Kinn und gab ihm einen sanften Kuss.
Diesen Junge will ich nie wieder verlieren.
Er war mein Anker.
Er gab mir Kraft.
Und ich ihm.
Ohne einander hätten wir unseren kaputten Familien niemals ausgehalten.
Zusammen sind wir stark.
Der Kuss war langsam und doch leidenschaftlich. Und ich merkte wie viele Emotionen dort drin steckten. Und während ich die Zeit mit Kostas einfach nur genoss fing im Hintergrund langsam das Feuerwerk an.

                                                                                     Ende

Ich hoffe euch hat die Geschichte gefallen. Ich hätte tatsächlich noch Ideen für einen zweiten Teil. Man weiß schließlich noch gar nicht wie es mit Mik weitergeht. Und wen Mik mit Er meint. Und so weiter. (Würde aber wahrscheinlich noch etwas dauern. Wegen Arbeit und so :3)

Übrigens sind mir tatsächlich alle Storys die Mary in der Geschichte erzählt hat so passiert. War nichts von ausgedacht (leider) xD

Ich würde mich auch sehr über ein Feedback freuen. Gerne auch konstruktive Kritik.
Vorab aber schonmal Danke fürs Lesen ^^

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