Mik
"Hallo? Handy? Auch nochmal reagieren oder?", regte ich mich auf. Die ganze Zeit schon tat mein Handy nicht das, was ich von ihm verlangte. Sobald ich es anschaltete ging es wieder aus oder spackte so sehr rum, dass ich keine Tasten drücken konnte.
"Du brauchst ein neues Handy.", meinte Mary und schaltete durch verschiedene Sender.
Da es Mitte der Woche und erst 15 Uhr war, lief sowieso nichts im Fernsehen.
"Ich weiß.", sagte ich und schmiss mein Handy zur Seite.
"Jaaa genauuuu. Ich untersuche auch als erstes die Augen, wenn der Patient mit Knieschmerzen kommt.", meinte Mary ironisch zum Fernseher.
"Läuft auch was Gescheites?", fragte ich sie dann.
"Es läuft absolut gar nichts."
Ich seufzte und lief zu der kleinen Küche in der Hoffnung, dass wir noch irgendwas zu Essen hatten.
"Alter, übertreibt halt komplett. Der Typ hat ne Lungenembolie, keinen Herzinfarkt. Warum rennen die denn jetzt so zum Röntgen hin? Wenn ich das jedes Mal machen würde, hätte ich ne Ausdauer wie ein Marathonläufer."
Marys Kommentare zu der Serie waren viel unterhaltsamer als die Serie an sich. Ich setzte mich mit einer halb vollen Cornflakes Packung wieder zu ihr und hörte mehr ihr als der Serie zu.
"Jetzt erklären die nochmal kurz was Vergiftung eigentlich bedeutet, damit auch die letzten Idioten es verstehen."
Bei jedem Kommentar den Mary abgibt hatte ich Angst mich in den Cornflakes zu verschlucken.
"Ne, Mik. Den Scheiß kann ich mir nicht mehr geben.", sagte sie, als die Werbung kam und schaltete den Fernseher aus.
"Aber ich muss sowieso gehen. Hab meiner Mom versprochen, dass ich um 15 Uhr zum Kaffee bei Oma bin."
"Ähm... Es ist gleich 16 Uhr."
"Ich weiß. Deswegen muss ich langsam los."
"Alles klar, wir sehen uns. Viel Spaß."
"Den wünsche ich mir auch.", meinte sie noch zur Verabschiedung.
Nun saß ich alleine in dem Haus und wusste nicht was ich machen sollte. Vielleicht ging ich auch nach Hause und schaute mal ob ich da irgendwas mit meinem Leben anfangen konnte. Meine Eltern würden mich jetzt bestimmt nicht stören. Es war mitten am Tag, da pennen die oder sind so zugedröhnt, dass die eh nichts mehr mitbekommen. Außerdem hatte ich da einen funktionierenden Laptop mit welchem ich mich beschäftigen konnte.
Auf dem Weg nach Hause bekam ich eine Nachricht von Kostas. Da aber gerade sehr viel los war in der Stadt und ich am Auto fahren war, wollte ich mein Leben jetzt nicht riskieren und las die Nachricht erst, wenn ich zuhause bin. Außerdem war die Nachricht bestimmt schon mehrere Stunden alt, aber kam erst jetzt an, weil mein Handy sich langsam wieder beruhigte.
Ich schlich mich leise ins Haus um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Nicht, dass wirklich noch einer meiner Eltern wach war und auf die dumme Idee kommt ich könnte schnell Bier kaufen gehen. Doch tatsächlich lagen sie beide auf der Couch oder auf dem Sessel und schliefen, während der Fernseher dagegen an brüllte. Naja, konnte mir egal sein. Ich ging in mein Zimmer, schloss die Tür und öffnete Kostas Nachricht.Kostas: Ich glaube das mit uns Beiden wird nichts...
Verwirrt las ich mir die Nachricht drei mal durch. Was meinte er damit, denn jetzt?
Mik: Wie?
Das war das Einzige was mir dazu einfiel. Seine Nachricht ließ nicht lange auf sich warten.
Kostas: Nachdem was mit Casper passiert ist hab ich einfach gemerkt, dass ich das so nicht mit dir kann.
Mik: Kostas, rede Klartext. Was meinst du?
Kostas: Ich meine damit, dass ich nicht mit dir zusammen sein kann und will. Ich lebe jeden Tag mit der Angst, dass Casper oder seine Leute wieder bei mir auftauchen nur um dich dann zu erpressen.
Mik: Was? Das stimmt doch gar nicht. Casper ist abgeschrieben. Sie werden dir nichts mehr tun, das schwöre ich dir. Ich bin doch für dich da.
Kostas: Aber du kannst nicht 24/7 mein Bodyguard sein. Du weißt wozu Casper alles fähig ist. Und wenn wir uns nicht trennen, dann wird er weiter machen.
Mik: Kostas, bitte mach keinen Scheiß. Wie wäre es, wenn wir uns bei dem Haus treffen und in Ruhe über alles reden?
Kostas: Nein Mik, ich will nicht reden. Das führt doch zu nichts. Ich fühle mich mit dir einfach nicht sicher.Aua, der hat gesessen. Was war denn auf einmal los mit ihm? Ich hab ihm doch gesagt, dass ich für ihn da bin und dass ich ihn beschützen werde. Ich dachte immer, dass ich ihm das Gefühl von Sicherheit gab. Ich tat alles dafür, dass er sich sicher fühlte, damit es nämlich zu genau so einer Situation nicht kommen muss. Aber anscheinend war alles, was ich für ihn getan habe nie genug.
Mik: Was ist los bei dir? Hast du vergessen, dass ich versucht habe dich vor Casper zu retten als er dich entführt hat?
Kostas: Retten? Ich saß in dem brennenden Haus, als du dich daraus gerettet hast.
Mik: Ich wusste doch nicht mal, dass du da bist. Denkst du denn nicht, dass ich alles getan hätte um dich da raus zu holen?
Kostas: Anscheinend ja nicht. Aber darum geht es nicht. Ich fühle mich mit dir einfach nicht mehr sicher. Ich hab kein Bock mehr auf den ganzen Scheiß mit Casper. Ich will nicht jeden Tag in Angst leben. So langsam wird mir das echt zu viel. Es reicht mir Mik. Es ist aus.
Mik: Kostas, ich bitte dich. Lass uns persönlich darüber reden.
Kostas: Versteh es einfach Mik, ich will nicht mehr mit dir reden, ich will dich nicht mehr sehen. Ich will nichts mehr von dir wissen. Ich will einfach ein ganz normales Leben führen. Ohne Angst. Ohne dich. Melde dich einfach nicht mehr bei mir.Blockiert.
Ich starrte auf mein Handy und las mir die Nachrichten mehrmals durch, dabei stiegen mir Tränen in die Augen. Es war ihm zu gefährlich mit mir. Er fühlte sich bei mir nicht sicher. Er vertraute mir nicht. Schön, anscheinend habe ich ihm nie wirklich was bedeutet. Sonst würden wir auch das zusammen durchstehen. Ich habe ihm von Anfang an gesagt was für Scheiße ich am Laufen hab. Vor allem früher. Und es war ihm egal. Und plötzlich so? Ich fasse es nicht. Aber schön, wenn er nichts mehr von mir wissen will, dann will ich auch nichts mehr von ihm wissen.
So ein Arschloch.
Ich schmiss mein Handy weg und weinte einfach in mein Kopfkissen. Nicht nur vor Traurigkeit, sondern auch vor Wut, weil ich einfach nicht glauben konnte was für ein Misstrauen er mir gegenüber immer hatte. Und er hat es mir nie erzählt. Er hat es nicht mal in Erwägung gezogen mir irgendwas darüber zu sagen. Er hat mich die ganze Zeit angelogen.
Scheiß auf ihn.
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Together we're strong
FanfictionSie lernten sich in einem Camp für schwer erziehbare Jugendliche kennen. Schnell merkten sie, dass sie eines gemeinsamen haben: Sie beide haben eine kaputte Familie. Zurück in der Heimat versuchen sie zusammen die schwere Zeit durchzustehen. Doch d...