Es kann alles besser werden

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Kostas

Ich zitterte, fing an zu schwitzen.
Er war ein Psychopath.
Er drehte total durch.
Ich musste meine Mutter retten.
Meine Hände zitterten so sehr, dass ich es erstmal nicht schaffte die Tür aufzuschließen. Komm schon Kostas, konzentrier dich. Du willst doch nicht Schuld sein, dass deine Mutter stirbt. Endlich schaffte ich es die Tür aufzuschließen. Gut, jetzt oder nie.
Ich würde mich immer vor meiner Mutter stellen. Auch, wenn das hieß, dass ich jetzt sterben werde.
"POLIZEI! LASSEN SIE DIE WAFFE FALLEN!"
Sofort blieb ich oben stehen. Ich sah die Polizei nicht, hoffte nur, dass sie meinen Dad überwältigen können.
"WAFFE FALLEN LASSEN!", rief die Polizistin erneut.
"Hände da wo wir sie sehen können.", sagte der Polizist. 
Ich spürte, dass langsam Ruhe einkehrte. Ich lief die Treppen hinunter und sah, dass der Polizist mein Vater in Handschellen packte, während die Polizistin in die Küche zu meiner Mutter ging.
"Geht es Ihnen gut?", fragte der Polizist an mich. Ich nickte nur und lief langsam rückwärts aus dem Haus raus.
"Ich wollte doch nur, dass wir eine Familie sind.", sagte mein Vater traurig.
Plötzlich spürte ich wie eine Hand über meine strich. Ich wirbelte herum und sah Mik hinter mir.
Erleichtert atmete ich auf und fiel ihm in die Arme.
Und dann... weinte ich einfach.
Vielleicht vor Schock.
Vielleicht vor Wut.
Vielleicht aber auch einfach nur vor Erleichterung, weil er da war.
Miks starke Arme beruhigten mich ein wenig.
"Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte."
"Danke...", nuschelte ich gegen seine Brust.
"Aber ich bin nicht der Einzige." 
Verwirrt schaute ich ihn an. Er nickte nur mit dem Kopf zur Seite und ich sah meine Oma neben ihm stehen. Sie legte beruhigend eine Hand auf meine Schulter, während Mik mich immer noch festhielt. Was wahrscheinlich auch besser so war, denn ich war gerade nicht in der Lage alleine zu stehen.
"Es ist vorbei.", sagte sie leise. Und ich wusste, dass sie Recht hatte. Das hatte sie schließlich immer.
"Kostas...bitte.", sagte mein Vater, welcher an uns vorbeilief.
"Lass ihn in Ruhe.", sagte meine Oma und stellte sich schützend vor mich.
"Mama...", sagte mein Vater und ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. 
"Nein.", sagte Oma. "Ich bin nicht deine Mutter. Nicht mehr."
Wow, das muss gesessen haben. Der Polizist führte Dad weiter zum Streifenwagen. Auch meine Mom, kam mit der anderen Polizistin aus dem Haus.
Ich ließ von Miks Umarmung los und ging zu meiner Mutter.
"Ist alles okay?", fragte ich sie.
"J-ja..."
Ohne noch etwas zu sagen umarmte ich meine Mutter einfach. Es war ein befremdliches Gefühl, denn es passierte viel zu selten. Und irgendwie hatte ich das vermisst. Es war eine ganz besondere Umarmung in der ich die unendliche Liebe und Bindung zu meiner Mutter spürte.
"Gut, dass du da warst.", sagte meine Mutter, als wir uns aus der Umarmung lösten.
"Frau Weiß.", unterbrach die Polizistin uns.
"Die Sanitäter würden sich gerne Ihre Wunden anschauen."
"Ich warte hier.", sagte ich zu meiner Mutter.
"Hat er Ihnen auch etwas getan?", fragte die Polizistin an mich.
"Nein, mir geht es gut. Danke."

(...)

Die Sanitäter hatten meine Mutter mit ins Krankenhaus genommen um noch ein paar Röntgenbilder zu machen um auch wirklich alles ausschließen zu können. Da ich mich nicht in der Lage fühlte selbst Auto zu fahren, fuhr Mik mich zum Krankenhaus.
"Wie hast du es eigentlich geschafft so schnell zu mir zu fahren?", fragte ich ihn.
"Ich kann einfach von Glück reden das nirgends ein Blitzer oder die Polizei stand."
Ich musste kurz Lachen. Wow, dieser Junge schaffte es sogar in der schlimmsten Zeit mich zum Lachen zu bringen.
"Da sind wir. Soll ich im Auto warten?"
"Nein, du kannst fahren. Ich will nicht, dass du solange auf mich wartest. Ich nehme mir einfach später ein Taxi mit meiner Mutter. Ich denke nicht, dass sie aufgenommen werden muss."
"Ich bin im alten Haus. Da ist ne halbe Stunde von hier. Du kannst mich einfach anrufen, dann braucht ihr kein Taxi bestellen."
"Danke Mik."
Ich gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.
"Ich liebe dich.", hauchte ich zum Abschluss.
"Ich dich auch."
Dann stieg ich aus und lief zur Notaufnahme. Die Krankenschwester führte mich zu meiner Mutter. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das sage, aber meine Mutter sah so aus, als ginge es ihr gut. Und damit meinte ich wirklich gut.
Wenn man sie nicht kennt, würde man denken, dass sie echt was abbekommen hat und Schmerzen haben muss. Doch ich wusste es besser. Ich sah es in ihren Augen. Dieser Ausdruck...
Ich weiß nicht wann ich den das letzte Mal gesehen habe. Vielleicht als ich 6 Jahre war und die Welt noch in Ordnung? Auch sie wusste, dass ab jetzt alles besser werden kann.
"Hey, Mom.", begrüßte ich sie und setzte mich neben sie auf das Bett.
"Hi, wie geht es dir?"
"Gut. Aber wie geht es dir?"
Meine Mutter schenkte mir ein leichtes Lächeln.
"Gut."
"Hast du große Schmerzen?"
"Nein, ist alles auszuhalten."
"Mom, das was heute passiert ist, darf nicht nochmal vorkommen."
Meine Mutter seufzte. "Ich weiß."
"Du musst bei der Polizei Aussagen."
"Aber er ist-"
"Ein Arschloch. Ein Schläger. Ein verdammter Psychopath. Mom, bitte. Hör nur dieses eine Mal auf mich. Du musst ihn anzeigen, dann kann alles besser werden."
"Ja... Ich weiß."
"Ich komm mit dir, Mom. Du musst da nicht alleine durch."
Außerdem musste ich der Polizei noch erzählen, was mein Vater für ein Drogengeschäft am Laufen hat. Doch das war nichts, was meine Mutter wissen musste. Zumindest jetzt nicht, es ging ihr schon schlecht genug.
"Ja.... Ich werde es tun... Du hast Recht... Du hattest die ganze Zeit Recht."
"Hör auf dir Vorwürfe zu machen. Das bringt nichts. Wenn du ihn anzeigst, wird alles besser werden."
"Nicht alles."
Ich schaute sie fragend an.
"Was meinst du?"
"Du willst mir Mik nicht vorstellen, weil du dich schämst, richtig? Du schämst dich wegen..."
"Der Krankheit....", sagte ich so leise, dass ich es selbst kaum hörte.
Doch anscheinend hatte meine Mom es verstanden.
"Ich werde mich in Behandlung begeben. Ich werde es dem Arzt gleich sagen, damit sie mich in den nächsten Tagen stationär aufnehmen können."
Ich fing an zu Lächeln.
"Aber dafür musst du mir Mik dann endlich vorstellen. Sieht nämlich ganz so aus, als macht er dich wirklich glücklich."
Langsam stiegen Tränen in meine Augen.
"Ja, das tut er."
Meine Mutter legte sanft eine Hand auf meine. 
"Es wird alles besser werden. Versprochen."
"Ich weiß Mom."

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