Casper
"Und? Wie weit bist du?"
"Casper, bei allem Respekt lass mich kurz in Ruhe und frag nicht alle paar Minuten.", meinte Ferdi.
"Jap, sorry.", meinte ich und ging im Zimmer auf und ab.
Das musste einfach klappen. All meine Hoffnungen lagen in diesem Plan. Sonst wären wir am Arsch. Oh Gott ich will mir gar nicht ausmalen was passiert, wenn er herausfindet, dass zwei der Pläne schon so maßlos gescheitert sind.
"Drin!", freute sich Ferdi und ich eilte wieder zu ihm.
"Ehrlich? Du kannst jetzt auf Miks Handy zugreifen?"
"Voll und ganz. Naja fast. Ich hoffe, dass das System stark genug ist damit Miks Handy fürs Erste nicht reagiert. Also, was willst du Kostas schreiben?"
"Schreib ihm, dass er sich mit mir getroffen hat und dann... dann hat er bemerkt, dass er noch Gefühle für mich hat."
"Du meinst das glaubt Kostas?"
"Er muss es einfach glauben. Das ist unsere letzte Chance sonst bin ich bald ein toter Mann."
"Okay, okay. Übertreib nicht.", lachte Ferdi.
"Ich übertreibe nicht Kumpel. Der Typ ist ohne Karten."
"Ja, hab ich schon gehört. Sieh mal, wir haben ne Antwort von Kostas."
Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. "Dann kann der Spaß ja losgehen."Kostas
Die Nacht war die Hölle. Nachdem ich den ganzen Abend über im Bett lag und über seine Nachrichten nachdachte, entschloss ich um 2 Uhr nachts, dass es Zeit zum Schlafen ist. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Ich musste über unsere Zeit im Camp nachdenken und die Zeit danach. Das erste Mal seit Jahren war ich wieder richtig glücklich und er konnte mich sogar von meinem Dad ablenken. Und jetzt war er weg. Hat mich betrogen und belogen. Ich hasse ihn einfach. Die ganze Zeit über war ich nur eine Ablenkung für ihn. Plötzlich spürte ich wie mir eine Träne die Wange runterlief. Nein, ich will wegen ihm nicht heulen. Er hatte keine einzige Träne von mir verdient. Doch mein Körper sah das anders. Ich heulte wie ein kleines Kind einfach drauf los und konnte nicht mehr aufhören.
"Ich würde wirklich alles für dich tun und ich will, dass du das weißt. Egal, was passiert, ich werde immer für dich da sein. Auch, wenn ich gerade vielleicht nicht in der Nähe bin oder du denkst, dass jetzt alles vorbei sein wird. Ich werde immer da sein."
Na klar. Wer es glaubt. Da kommt einmal Casper um die Ecke und er fickt ihn gleich. Scheiße, ich hasse ihn so sehr. Wieso hat er mich so verletzt? Wahrscheinlich war ihm total egal wie es mir gerade ging. Er liegt schön mit Casper im Bett und amüsiert sich, während ich mir die Tränen aus dem Leib heule. Apropos Tränen. Ich hatte bereits so lange geheult, dass mein Körper keine Tränen mehr produzieren konnte. Ich schlang die Decke um meinen Körper, drehte mich zur Seite und schluchzte. Dabei fing ich irgendwann an zu zittern, da mein Körper einfach nicht mehr in der Lage war zu weinen. Okay, Kostas, reiß dich zusammen. Er ist es nicht wert zu weinen. Er denkt wahrscheinlich nicht mal mehr an dich.
Ich schloss die Augen, versuchte mich zu beruhigen und zu schlafen.Seine rechte Hand lag auf meiner Wange, die Andere um meine Hüfte. Und plötzlich lagen seine Lippen auf meinen. Ich war überrumpelt von dem Kuss. Konnte im ersten Moment gar nicht reagieren. Tausende Gefühle explodierten in meinem Körper.
Sofort öffnete ich meine Augen wieder. Nein. Ich will nicht mehr darüber nachdenken. Dadurch vermisste ich ihn nur noch mehr.
Doch an Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss, sah ich Mik. Wenigstens das Weinen hatte aufgehört. Die ganze Nacht über versuchte ich mich auf andere Gedanken zu bringen um einzuschlafen. Aber als es schon wieder hell in meinem Zimmer wurde, gab ich es auf.
Also nahm ich mein Handy und schaute mir ein paar Videos an.Jace: Bock heut Abend zu saufen?
Kostas: Auf jeden Fall.Das war jetzt das, was ich brauchte. Einfach ein entspannter Abend mit Freunden und Alkohol.
Joey: Kannst Mik auch mitbringen.
Kostas: Ne, lass man.
Joey: Warum? Ist alles okay bei euch?
Kostas: Erzähl ich dir später.Eigentlich war ich nicht bereit über die Trennung zu reden, aber meine Freunde waren die Ersten die erfahren haben, dass wir zusammen sind, also sollten sie auch die Ersten sein die erfahren, dass es wieder aus ist.
Naja, vielleicht nicht ganz die Ersten. Es gab eine Person mit welcher ich jetzt unbedingt reden musste. Jemand, der immer die richtigen Worte findet und der mich darüber hinwegkommen lässt.
Das erste Mal seit gestern Abend stand ich nun vom Bett auf und schaute mich im Spiegel an.
Alter sah ich scheiße aus. Mein Gesicht war total blass. Meine Augenringe waren tief und angeschwollen. Man sah auf jeden Fall, dass ich geheult hatte. Da ich nicht so vor meine Eltern treten wollte, ging ich erstmal duschen. Sonst würden sie mich noch mit Fragen durchlöchern und darauf hatte ich wirklich keinen Nerv.
Das kalte Wasser der Dusche tat verdammt gut und ich fühlte mich schon ein Stück besser. Tatsächlich sah ich auch schon etwas besser. Gut, ich hatte immer noch tiefe Augenringe und war immer noch etwas blass. Aber es sah wenigstens nicht mehr so aus, als hätte ich die ganze Nacht durchgeheult.
"Guten Morgen, Kostas.", begrüßte mich meine Mom.
"Ja, Morgen.", sagte ich während ich mir meine Jacke anzog.
"Wo willst du, denn so früh hin?"
"Hab noch was zu erledigen. Wartet nicht auf mich. Bin später noch mit den Anderen unterwegs. Könnte spät werden."
"Pass auf dich auf Liebling."
"Mhm, bis dann."(...)
Ich schuldete meiner Oma einige Erklärungen. Vor allem warum ich mich in den letzten Tagen nicht gemeldet hatte. Also erzählte ich ihr alles im kleinsten Detail.
Die Entführung, das brennende Haus und was Casper alles damit zu tun hatte.
"Ach du heiliger Hexenzirkel. Gut, dass du alles soweit überstanden hast. Ich hätte niemals gedacht, dass Casper zu so etwas im Stande ist. Aber das erklärt nicht ganz, warum du so fertig aussiehst. Was ist los? Du siehst aus als hättest du die ganze Nacht geweint."
Meiner Oma konnte ich nichts vormachen. Ich hätte noch so fit und ausgeschlafen aussehen können, sie würde trotzdem sehen wie schlimm meine Nacht war.
"Hab ich auch...", sagte ich leise.
"Oh nein, sag nichts Liebes. Ist es wegen Mik?"
Ich nickte langsam und merkte wieder wie mir Tränen in die Augen stiegen.
Oma stand vom Sessel auf, setzte sich neben mich und nahm mich in den Arm. Das tat verdammt gut. Genau das, was ich jetzt brauchte.
"Er hat mich betrogen.", sagte ich und meine Stimme klang gefasster als ich dachte. "Mit Casper."
"Warte. Der Casper? Der dich entführt hat? Dein Cousin?", fragte Oma verwirrt.
"Ja. Mik und er hatten wohl früher mal was zusammen. Tja und jetzt anscheinend schon wieder..."
"Das hat er dir einfach ins Gesicht gesagt?"
"Nein. Er hat es mir geschrieben. Aber trotzdem..."
Es wurde still im Raum. Oma strich mir beruhigend über den Rücken.
"Warte...", unterbrach sie die Stille und hörte auf mir über den Rücken zu streicheln.
"Also Mik und Casper? Und Mik hat dir das geschrieben? Danach hast du ihn noch nicht wiedergesehen? Und Casper auch nicht?"
"Nein, warum...?"
Oma seufzte. "Ich wollte dir das noch erzählen. Vor ein paar Tagen war Casper bei mir."
Ich schaute geschockt hoch zu Oma.
"Er war ganz lieb. Hat sich bei mir entschuldigt und wollte wissen wie es mir geht. Also ich denke ja, dass er nur Geld haben will, aber das kriegt er nicht. Naja, ist auch egal. Auf jeden Fall habe ich ihn dann gefragt was er denn im Moment so macht und er meinte, dass er sich für Computer interessiert und da durchstarten will. Er hat wohl einen Kumpel der sich in andere Handys reinhacken kann. Das hat er mir total stolz erzählt. Was ich damit sagen will ist, dass Mik dir die Nachrichten vielleicht gar nicht geschickt hat, sondern Casper."
"Meinst du wirklich?"
"Ich denke schon. Ich glaube nicht, dass Mik dich jemals betrügen würde. Er ist so ein lieber Kerl und als ihr hier wart habe ich gemerkt wie viel er für dich empfindet."
Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht, aber Oma könnte recht haben. Nicht umsonst wollte Casper mich in diesem Haus sterben lassen...Ich dachte der Song passt ganz gut zu dem Kapitel :).
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Together we're strong
FanfictionSie lernten sich in einem Camp für schwer erziehbare Jugendliche kennen. Schnell merkten sie, dass sie eines gemeinsamen haben: Sie beide haben eine kaputte Familie. Zurück in der Heimat versuchen sie zusammen die schwere Zeit durchzustehen. Doch d...