Das Lagerfeuer

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Kostas

Verzweifelt versuchten zwei Jungs das Feuer anzumachen. Ich verkniff mir das Lachen, weil sie anscheinend so eine Angst vor dem Feuer hatten.
"Wenn die nicht gleich schaffen das Feuer anzumachen, hol ich mir hier den Tod."
Da hatte Max Recht. Sobald die Sonne wegging wurde es hier echt kalt, obwohl es am Nachmittag sehr warm war. 
"Ah, na seht ihr. Nur nicht den Mut verlieren.", lobte Ralf die Jungs, als die es nach geschlagenen 5 Minuten endlich geschafft hatten das Feuer anzumachen. 
"Hey Ralf, erzählst du uns nochmal die Geschichte von dem Postboten und dir damals?", fragte Mik und setzte sich neben mich. 
"Gute Idee Mik. Die Geschichte ist wirklich lustig."
"Klasse, auf die Geschichte freue ich mich jedes Mal.", sagte Mik lächelnd. Doch sobald Ralf wegschaute verschwand sein Lächeln und er verdrehte die Augen. 
"Es ist jedes Jahr die gleiche unlustige Geschichte.", flüsterte er mir zu.
"Klingt ja so, als ob er sehr kreativ wäre."
"Klar, mega kreativ. Hast du das nicht schon gemerkt, als er uns die Aufgaben verteilt hatte, die er jedes Jahr aufs neue verteilt. Und die jedes Jahr aufs neue die gleichen sind?"
Ich lachte nur. 
"Na dann, will ich mal Ralfs spannenden Geschichten zuhören.", sagte Christian und setzte sich neben Mik. "Erzählt er uns wieder die Geschichte mit dem Postboten?"
"Ja, ich hab ihn grad danach gefragt."
Christian stöhnte. "Was würde ich gerade für ein schönes kühles Bier und einen Joint geben."
"Das fühle ich auch, Bro."
"Tach Leute.", begrüßte Beni die beiden. 
"Beni? Du hier? Du schwänzt das Lagerfeuer doch sonst."
"Ja, tue ich auch. Aber Mik hat mich angerufen, da bin ich aus dem Bett gefallen."
"Das stimmt überhaupt nicht."
"So, sind alle da?", fragte Ralf und zählte einmal alle.
"Schön! Ihr seid ja alle gekommen. Gut, ich hoffe ihr hattet alle einen guten Einstieg heute. Wir machen das Lagerfeuer heute ausnahmsweise mal auf einem Montag, sonst werden wir es eigentlich Sonntags machen, um die ganze Woche nochmal Revue passieren zu lassen. Dann reden wir einmal über alles was gut gelaufen ist und auch über das was nicht so gut gelaufen ist. Außerdem verteilen wir dann auch die neuen Aufgaben. Und natürlich können wir uns auch einfach unterhalten über ganz belanglose Dinge. Genau, da heute ja noch nicht so viel passiert ist, würde ich sagen könnt ihr einfach einmal ein paar Dinge sagen, die euch heute gefallen haben oder die ihr vielleicht ändern wollt für die nächsten Tage."
"Jedes Jahr die gleiche Leier.", gähnte Mik. "Du bist das erste Mal hier oder?"
Ich dachte erst, dass er mit Christian oder Benjamin redet. Doch als er die Frage stellte fiel mir auf, dass Benjamin und Christian schon öfter hier waren. 
"Ja, bin ich."
"Uhh, dann ist das ja was total Neues und aufregendes für dich."
"Naja, aufregend ist es nicht wirklich."
"Aber du kannst den Aufenthalt hier aufregend machen."
"Und wie?"
"In dem du einfach auf die Regeln scheißt. Natürlich so, dass die Helfer es nicht mit kriegen."
"Klingt so, als hättest du schon Erfahrungen damit gemacht?"
"Natürlich. Schließlich bin ich zum vierten Mal hier und dann lernt man langsam dazu. Ich bin ganz ehrlich, am Anfang war ich dumm und wurde oft erwischt. Doch letztes Mal nicht einmal. Okay, ich geb es zu, ich kling wie ein Angeber."
Nein, wie kommt er denn da darauf?
"Bin ich nicht. Ehrlich. Aber wenn du Bock hast ungestört eine rauchen zu wollen oder sowas, dann sag mir Bescheid. Ich sag dir wo und wann du das am Besten machen kannst."
"Vielleicht komme ich darauf zurück."
Ich drehte mich wieder zu Ralf um, welcher auf ein Problem eines Jungen einging. Dabei fiel mir auf, dass ich überhaupt nicht zugehört hatte.
"Okay, wenn sonst keiner eine Anmerkung mehr hat, möchte ich euch eine Story erzählen um die Stimmung ein bisschen aufzulockern."
"Oh, jetzt geht's los.", stöhnte Christian.
"Holt das Popcorn raus.", sagte Beni ironisch. 
"Das alles war damals vor ungefähr 6 Jahren...", sagte Mik.
"Das alles war damals vor ungefähr 6 Jahren.", wiederholte Ralf, weswegen ich anfing zu Lachen.
"Du hast dir die Geschichte aber gut gemerkt.", meinte ich zu Mik.
"Das musste ich auch wohl oder übel. Jedes Mal, wenn ich eine Strafaufgabe bekommen habe und Ralf mich dabei beaufsichtigt hat, hat er mir die Geschichte erzählt. Und außerdem beim Lagerfeuer. Pass auf, jetzt kommt gleich die Stelle wo er seine Katze vermisst."
"Ich habe draußen überall gesucht, konnte meine Katze aber nicht wiederfinden. Ich hatte wirklich Angst, dass ihr etwas zugestoßen ist."
Ralf erzählte die Geschichte so uninteressant, dass ich gar keine Lust hatte weiter zuzuhören. Ich schaute an ihm vorbei in den Himmel. Er war rot gefärbt und ging langsam über ins Schwarze. Jedes Mal, wenn ich tagelang Stress mit meinen Eltern hatte und auch nicht mit ihnen redete, setzte ich mich auf die Fensterbank und sah der Sonne dabei zu wie sie unterging. Es war das Einzige, was mich beruhigt und mich meine Probleme vergessen ließ. Dieses mal jedoch erinnerte der Himmel mich an meine Eltern und ich merkte, wie ich Hass auf die beiden bekam. Wegen ihnen bin hier. Meine Mutter ist wahrscheinlich froh endlich mal Ruhe von mir zu haben. Und mein Vater? Dem war sowieso scheißegal wo ich bin. 
"Und jetzt kommt der Postbote ins Spiel.", holte mich Mik aus meinen Gedanken.
"Zwei Tage später klingelte also der Postbote bei mir um mir mein Paket zu bringen."
"Als ich die Tür öffnete stand der Postbote nicht nur mit meinem Paket da.", sagte Mik.
"Als ich die Tür öffnete stand der Postbote nicht nur mit meinem Paket da. In der anderen Hand hatte er meine Katze. Er sagte zu mir, dass er sie unten vor dem Eingang gefunden hatte. Ich war so froh, dass er sie gefunden hatte und sagte zu ihm: 'Na, ich wusste gar nicht, dass Katzen jetzt auch mit der Post gesendet werden.'"
"Jetzt ist der Moment in dem wir Lachen müssen.", flüsterte Mik und sofort fing Christian an zu Lachen. Aber er schauspielerte es so gut, dass ich echt dachte, er findet es wirklich lustig.
"Oh man Ralf. Die Geschichte ist jedes Mal aufs Neue lustig." Er wischte sich eine imaginäre Träne weg. Okay, jetzt übertrieb er ein wenig. Aber Ralf schien ihm zu glauben, dass er es lustig fand.

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