Christian ^^

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Kostas

Gestern durfte ich endlich aus dem Krankenhaus. Meinen Eltern hatte ich einfach gesagt, dass ich ein paar Tage bei Mik sein würde, da es in seiner Familie einen Notfall gab. Deswegen wäre ich nach dem Einkaufen auch nicht nachhause gekommen. Sie haben es einfach so hingenommen und haben nicht weiter nachgefragt.
Nun saßen Beni, Nils, Lias, Mik und ich hier und redeten einfach. Mik hatte einen Arm um mich gelegt und kraulte mir regelmäßig den Kopf während er eine Story erzählte, welche ihm mal passiert ist.
"Ist Theas Boyfriend nicht im Moment bei ihr?", fragte Lias plötzlich aus dem Nichts.
"Ja, stimmt. Das hatte sie erzählt.", meinte ich.
"Ich frag sie mal, ob die Beiden noch vorbeikommen wollen, dass sie ihn uns mal vorstellt.", sagte Lias.
Anscheinend schrieb sie ihm sofort zurück, denn er schaute gar nicht erst vom Handy hoch.
"Sie schreibt: Ja, hatten wir sowieso vor, kommen gleich."
"Nice, bin echt gespannt wer das sein soll. Sie hat ja echt über nichts anderes mehr geredet.", meinte Mik.
"Hallo.", begrüßte Mary und neutral, als sie das Haus betrat.
"Was ist bei dir denn los?", fragte Nils lachend, als sie Marys Blick sah.
"Arbeit.", meinte sie nur und holte sich was zu trinken.
"Im Kühlschrank ist auch noch was zu Essen, wenn du willst.", meinte Mik.
"Boah hör mir auf mit Essen, das wird mir so wieder hochkommen.", sagte sie und setzte sich zu uns.
"Was ist los?", fragte Beni.
"Alter, ich werde diese Frühschicht niemals vergessen. Um 8 Uhr frühstücken wir ja immer. Wisst ihr mittlerweile bestimmt."
"Oh Gott, wenn irgendwas vor dem Frühstück passiert ist, kann es nur spannend werden.", sagte Lias und hörte gespannt zu.
"Es war 7 Uhr morgens. 7 Uhr. Ich war erst seit einer Stunde auf der Arbeit. Notaufnahme komplett leer. Um 7 Uhr kommt die erste Rettung, vor dem Frühstück. Da ist meine Laune ja schon wieder im Keller. Bringen die eine Frau mit einem Ileus. Wir haben-"
"Deutsch.", sagte Beni und Mik gleichzeitig.
"Sorry. Illeus, heißt Darmverschluss. Heißt also, der Darm war verschlossen, das Verdaute konnte also nicht auf natürlichem Wege raus. Und wenn es unten nicht rauskommen kann, muss es sich einen anderen Weg suchen. Also nimmt es den Weg zurück und-"
"Oh nein, bitte nicht...", meinte Nils angewidert, welcher anscheinend schon eine Vorahnung hatte.
"Also, kommt es oben wieder raus."
"Warte. Du erbrichst dann deinen eigenen...?"
"Ja, richtig. Klingt ekelig was? Wird noch schlimmer! Wir haben sie also in ein Zimmer gebracht und erstmal die ganze Routine gemacht. EKG, Blut abnehmen und so weiter. Aber da sie noch keine Sonde hatte, erbrach sie sich weiter. Das roch nicht geil, sag ich euch. Also mussten wir ihr erstmal eine Sonde durch die Nase in den Magen legen, damit das Verdaute aus der Nase rauskommt und sie nicht mehr erbrechen muss."
"Alter! Es wird immer schlimmer.", meinte Nils angeekelt. "Dann kam der ganze Scheiß... also wortwörlich, durch die Nase?" 
"Ja und ging dann in den Beutel. So musste sie sich wenigstens nicht mehr erbrechen und es stank nicht mehr. Ende vom Lied: Ich hab keinen Hunger."
"Ich glaub ich auch nicht mehr... Boah ist das widerlich.", meinte Lias.
"Tja, ihr findet die Erzählung schon zum kotzen? Dann wisst ihr ja was jeden Tag in den ganzen Notaufnahmen der Welt so abgeht und was wir erleben müssen."
"Und das alles für ein undankbares Gehalt.", meinte Mik.
"Du sagst es. Aber naja, das sind halt die Schattenseiten vom Job. Und sie kann da ja auch nichts für."
"Hey Leute.", begrüßte Thea uns, welche in der Tür stand. "Ich wollt euch jemanden vorstellen."
"Als ob!", rief Beni.
"Oh Gott.", sagte Mik nur und ich fing an zu Lachen.
"Das ist dein... Freund?", fragte Beni.
"Ja. Das ist Christian."
"Wissen wir.", sagte Mik.
"Alter, du hast mir gar nicht erzählt, dass du mit Mik, Kostas und Beni befreundet bist.", meinte Christian.
"Ähm... Ihr kennt euch?", fragte Lias.
"Ach! Du bist der Christian!", sagte Mary. "Klar. Die Anderen haben von dir erzählt."
"Ja, das will dich doch hoffen. Ey, Beni, was machst du denn hier?"
"Naja, Mik hat mich schon wieder angerufen, dass ich kommen soll und dann bin ich mit einem doppelten Salto hier her geflogen."
"Du laberst schon wieder. Ich hab dich nie angerufen."
Die Anderen schauten Mik, Beni und Chris verwirrt an. Gut, dass sie genauso wenig Ahnung wie ich hatten was diese Sprüche anging.
"Bin hier übrigens auch hergezogen, wie ich es im Camp gesagt habe.", fügte Beni hinzu.
"Endlich weg von deiner Alten, was?", fragte Christian lachend.
"Du sagst es."
"Und wie habt ihr euch kennengelernt?", fragte Mary neugierig.
"Auf ner Party.", antwortete Christian und setzte sich zu Beni, Thea setzte sich neben ihn.
"Hätte ich gewusst, dass ihr ihn kennt, hätte ich es euch eher gesagt." 
Sie schaute zu mir.
"Obwohl... wahrscheinlich wäre es so oder so ein blöder Zeitpunkt gewesen. Wie geht es dir?"
"Wird besser."
"Sagt an, was hab ich so verpasst?", fragte Christian und alle wurden plötzlich ruhig. "Oh Gott. So schlimm?"
Alle schauten bedrückt zum Anderen.
"Du würdest es uns eh nicht glauben.", sagte ich lächelnd um die Stimmung aufzuheitern.
"So krass? Habt ihr jemanden entführt? Wurde jemand umgebracht?"
"Fast.", meinte Lias.
"Als ob. Erzählt."
Und so entschieden wir Christian die ganze Geschichte zu erzählen. Er wird wahrscheinlich sowieso länger hier bleiben und früher oder später bekommt er es sowieso mit.
"Das ist nicht euer Ernst.", sagte Christian unglaublich. "Und du hast es einfach überlebt? Ohne bleibende Schäden?"
"Sieht so aus.", antwortete ich ihm.
"Was für eine Maschine. Wenn dieser Typ hier noch mal auftaucht, dann wird er schon sehen..."
"Das machst du nicht.", warnte Mik ihn. 
"Komm schon. Dann wird er uns nichts mehr tun."
"Christian. Lass dein Messer da wo es ist."
"Dein- was?!", fragte Thea geschockt. 
Christian holte etwas aus seiner Jackentasche. 
"Hat mein Onkel mir mal aus Polen mitgebracht. Er meinte, wenn ich Stress mit Leuten hab, soll ich es benutzen damit sie mich in Ruhe lassen. Damals war ich 15. Kurz danach kam er in den Knast, weil er jemanden, als er besoffen im Streit erstochen hat. Dann hat er sich das Leben genommen. Das ist das Einzige, was ich noch von ihm als Erinnerung hab."
"Wow... Das ist ja....", fing Lias seinen Satz an.
"Krank.", unterbrach Christian, Lias. "Ich weiß. Aber er war der Einzige der nicht so spießig und scheiße war wie alle anderen aus meiner Familie. Also, wenn irgendwas ist dann-"
"Dann regeln wir das Anders.", fiel Mik ihm ins Wort. 
Ich musste Lächeln. Es war süß wie Mik versuchte Christian vor etwas zu bewahren und dabei so bestimmend klang.

Together we're strongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt