Das illegale Bier

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Kostas

Das Mittagessen war vorbei. Abgewaschen war auch bereits und ich war froh, dass ich diese Aufgabe nach heute nicht mehr machen musste. Langsam hatte ich darauf wirklich kein Bock mehr. Aber wirklich Bock auf eine neue Aufgabe habe ich auch nicht. Schließlich besteht die Chance, dass ich die öffentlichen Duschen und Toiletten putzen muss. Aber das würde ich erst heute Abend beim Lagerfeuer erfahren.
"Jo, hast du gerade irgendeine dumme Aufgabe?", fragte Mik mich, welcher plötzlich neben mir aufgetaucht ist.
"Ne, bin gerade fertig. Warum?"
"Gut. Ich brauch deine Hilfe. Wir gehen in die Stadt."
"In die Stadt? Ralf hat uns doch nicht mal gesagt, dass wir Freizeit haben."
"Na und? Christian und Beni sind unser Alibi. Ich soll eigentlich Holz hacken gehen für das Lagerfeuer heute Abend. Beni und Christian erledigen das aber für uns. Hab nämlich auch gesagt, dass ich dich suche damit du mir hilfst."
"Okay, verstanden. Und was wollen wir, in der Stadt und wie kommen wir dahin?"
"Wir holen Bier und wie wir dahin kommen ist ganz einfach. Mit der Buskarte."
Mik hielt plötzlich die Buskarte in der Hand.
"Wo hast du die her?"
"Ich weiß wo Ralf sie versteckt und als er nicht da war, hab ich sie mir geklaut. Also, bist du dabei?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Von mir aus."
Mik grinste glücklich und zeigte mit mir einer Kopfbewegung, dass ich ihm folgen soll. Wir schlichen uns langsam und heimlich vom Platz weg und liefen zur Bushaltestelle, welche auch nochmal 5 Minuten entfernt war. Während des Weges schaute ich immer mal wieder unauffällig zu Mik. Wir hatten gar nicht mehr über den Kuss geredet und wirklich viel passiert ist danach auch nicht mehr. Ich fragte mich, wie es Mik jetzt gerade wohl ging. Dachte er auch über den Kuss nach? Oder war es für ihn einfach nur aus Spaß. Was war es überhaupt für mich? Ich hatte überhaupt keine Erfahrungen mit anderen Jungs. Doch Mik hatte mir gestern mit dem Kuss bewiesen, dass es gar keine schlechte Erfahrung mit einem Jungen war. Nein, nicht mit einem Jungen. Es war keine schlechte Erfahrung mit Mik. Scheiße man, war ich gerade dabei mich in Mik zu verknallen? 
"Kommst du dann heute Abend auch?", fragte Mik mich und holte mich so aus meinen Gedanken.
"Wohin?"
"Zu Christian und mir. Wir wollen einfach ein wenig was trinken und chillen. Außerdem glaube ich, dass Christian und Beni dich echt mögen werden."
"Klar, bin ich dabei."
Wir stiegen in den sehr leeren Bus, etwas weiter nach hinten. Mik lehnte sich an die Fensterscheibe. 
"Am Liebsten würde ich dieses dumme Lagerfeuer heut Abend schwänzen.", stöhnte er.
"Glaub mir, das will ich auch. Aber sobald Ralf die Aufgaben verteilt hat, können wir ja einfach heimlich gehen."
"Ist keine schlechte Idee."

Die Busfahrt dauerte ungefähr 20 Minuten. Ich dachte die ganze Zeit über Mik nach. Ob er noch über den Kuss nachdachte, ob er auch das fühlte, was ich fühlte. Und vor allem, was fühlte ich überhaupt? War Mik ein Freund? Ich würde schon Ja sagen. Aber einen Freund würde ich nicht küssen wollen. Ich versuchte erstmal nicht drüber nachzudenken und mich auf unsere eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Mik und ich packten beide ein Sixpack Bier ein. Mehr konnten wir nicht mitnehmen, da wir es ja auch noch heimlich reinschmuggeln müssen. Ich hatte zwar keine Ahnung wie wir das anstellen wollten, doch ich vertraute Mik, dass er dafür einen Plan hatte.
"Also, wenn wir gleich wieder an der Haltestelle angekommen sind, werden wir das Bier so weit es geht mit zum Camp nehmen. Wir werden es nicht schaffen, dass Bier gleich mit in unsere Hütte zu nehmen. Deswegen legen wir das Bier erstmal versteckt in einem Feld ab und heute Abend wird es einer von uns holen gehen. Denn dann werden die meisten Helfer nicht mehr draußen sein."
"Okay, wenn du das sagst, dann vertraue ich dir mal, dass das auch stimmt."
"Klar stimmt das. Schließlich hab ich da schon Erfahrungen drin."
"Hätte mich auch gewundert, wenn nicht."
Der Bus hielt an der Haltestelle an und zusammen liefen wieder in Richtung des Camps. Doch kurz davor blieb Mik stehen.
"Hier. Leg das Bier hier ab. Um 20 Uhr wird das dann einer von uns abholen. Und mit einen von uns, meine ich Christian oder Beni. Die können schließlich auch mal was tun." Ich lachte nur und legte das Bier in das Feld. Okay, hier würde niemand jemals denken, dass da Bier liegt. Als wir wieder beim Camp ankamen, wurden wir bereits von Christian und Beni erwartet. 
"Habt ihr was bekommen?", fragte Christian und Mik nickte.
"Nice. Ich hol das dann später und bring es zu euch in die Hütte.", meinte Beni. "Hab eh kein Bock auf das Lagerfeuer."
"Das hätte mich jetzt auch gewundert, wenn du das nicht geschwänzt hättest.", lachte Mik.
"Also, das Holz liegt bereit im Schuppen. Ihr müsst es nur noch holen und an den Lagerfeuerplatz bringen. Das konnten wir nicht auch noch machen, dann wäre es aufgefallen. Und jetzt müssen wir weiter, weil sonst merkt Ralf oder einer der Anderen gleich, dass wir noch keinen Finger für diese dumme Scheune gerührt haben."
"Danke, Jungs.", rief Mik den beiden nach, doch ich glaube, das haben sie schon gar nicht mehr gehört. Mik und ich machten uns also auf den Weg in den Schuppen und holten das gehackte Holz raus um es zum Lagerfeuerplatz zu bringen. Außerdem räumten wir noch das alte, fast verbrannte Holz weg.
"Ah, Jungs. Super gemacht. Ich danke euch." Ralf stand plötzlich hinter uns und schaute uns bei der Arbeit zu.
"Aber gerne doch, Ralf. Sie wissen ja. Ich kann nie genug von der Arbeit hier bekommen.", sagte Mik voller triefender Ironie, weswegen ich unwillkürlich anfing zu lachen.
"Das glaube ich dir Mik. Deswegen kommst du ja auch jedes Jahr wieder, richtig?"
"Unter anderem auch aus diesem Grund. Da haben sie recht."
"Na, dann. Packt euren Kram weg und kommt ins Haus. Das Abendessen ist gleich fertig."
Wir sammelten das verbrannte Holz auf und schmissen es dann in den Schuppen zu dem anderen verbrannten Holz. Ich fand das zwar irgendwie dumm und unnötig, das verbrannte Holz wieder in den Schuppen zu tun, aber irgendjemand wird sich wohl irgendwas dabei gedacht haben.
"Kosti?" Als Mik mich plötzlich so nannte sprang mein Herz kurz höher. 
"Ja?"
"Beni holt ja nachher das Bier um 20 Uhr. Ich hab den beiden gesagt, dass wir aber erst gegen 22 Uhr bei mir und Christian treffen, weil dann auch das Lagerfeuer zu Ende ist und Nachtruhe ist. Wie wäre es, wenn wir uns schon etwas eher wegschleichen und zu mir gehen. Ich ähm... Wollte nämlich noch kurz mit dir alleine sein."
Er wollte mit mir alleine sein? Was hatte er vor?

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