Öffentliche Duschen

71 4 0
                                    

Kostas

Es vergingen zwei weitere Tage und Ralf hatte heute ein paar von uns ein wenig Freizeit gegeben. Es war verdammt gutes Wetter und so beschlossen Mik und ich an den See zu gehen. Nachdem wir ein wenig im Wasser waren, legten wir uns in die Sonne.
"Ich hab kein Bock mehr hier zu sein.", seufzte ich.
"Nur noch diese Woche, dann sind wir hier weg."
"Willst du überhaupt nach Hause?"
"Ganz ehrlich? Nicht wirklich. Aber ich weiß ja wie ich mit meinem Vater umgehen muss. Ich ignoriere ihn einfach. So wie immer."
"Mik, wenn es nicht geht. Dann sag mir bitte Bescheid. Wir werden eine Lösung finden."
"Danke Kosti, ich weiß. Aber solange er das zwischen uns nicht herausfindet, ist alles in Ordnung."
"Er wird es nicht herausfinden. Ich mein nur, dass du mir alles erzählen kannst, wenn er wieder austickt oder so."
"Das werde ich. Versprochen."
Ich gab Mik einen Kuss auf den Haaransatz und schaute in den Himmel. Wie würde meine Mutter wohl reagieren, wenn ich ihr sage, dass ich einen Freund habe? Irgendwie war so etwas nie Thema bei uns in der Familie. Sollte ich es ihr einfach sagen? Warum eigentlich nicht. Ich glaube nicht, dass sie austicken wird und mich schlagen würde. Was meinen Vater angeht, weiß ich nicht wie er es aufnehmen würde. Aber ich muss es ihm ja auch nicht erzählen. Er war im Knast und dort würde er auch hoffentlich noch etwas bleiben. Ich glaube nicht, dass er damit wirklich einverstanden wäre. 
"Scheiße, Kostas.", sagte Mik und setzte sich aufrichtig hin.
"Wir müssen los. Wir sollten doch um 17 Uhr die Duschen putzen."
Ich seufzte und setzte mich auch aufrichtig hin. 
"Ich will diese dumme Aufgabe nicht machen."
Wir packten unsere Sachen zusammen, zogen uns schnell um und gingen dann zu den Duschen. Als ich diese betrat, traf mich der Schock. Sie waren komplett dreckig und alles war nass. 
"Bah, hier liegen safe überall Haare rum.", meinte Mik angeekelt.
"Mhm... Wo ist eigentlich dieser Jerome?"
"Stimmt gute Frage. Wehe dieser Pisser kommt nicht."
Ich holte ein paar Putzutensilien aus einem kleinen Schrank.
"Hey, sorry. Bin bisschen spät.", sagte eine männliche Stimme hinter uns.
"Ja, das bist du.", sagte Mik kalt und drückte ihm einen Eimer in die Hand. "Dann kannst du ja auch die Toiletten putzen."
Ich sagte nichts, sondern schaute mir das einfach an. Ich war bereit für eine Diskussion zwischen Mik und diesem Jerome.
"Wenn du meinst.", sagte Jerome nur und nahm den Eimer an.
"Das war ja einfach.", sagte Mik und zuckte mit den Schultern. Ich lachte nur und putzte weiter die Dusche. 
"Babe.", sagte Mik. Ich drehte mich zu ihm um. Es gefiel mir, dass er mich so nannte. Doch bevor ich reagieren konnte drehte er den Duschkopf hoch und machte mich nass.
"Du Arschloch.", lachte ich, nahm mir auch einen Duschkopf und machte ihn damit nass. Er lachte nur.
"Das war wahrscheinlich verdient.", meinte er.
Dann putzten wir weiter und ich hätte nicht gedacht, dass man solange braucht um die Duschen zu putzen. 
"Das haben wir doch gut hingekriegt.", meinte Mik und schaute sich unser Ergebnis an.
"Ja, das finde ich auch."
Ich tat den letzten Duschkopf wieder in Halterung rein und war froh, dass wir damit fertig waren. Mik stand direkt hinter mir und umarmte mich von hinten. Er gab mir ein paar kleine Küsse in meinen Nacken. Ich drehte mich um und küsste ihn. Er drückte mich sanft gegen die Duschwand und bat mit seiner Zunge um Einlass, welchen ich ihm gewährte.
"Ich hätte nichts, gegen einen Quickie in der Dusche.", flüsterte Mik.
"Ich bin nicht abgeneigt."
"Jerome, wie läuft es bei dir?", rief Mik ihm zu.
"Es sind noch 2 Toiletten."
"Na dann. Viel Spaß."
Mik nahm mein Handgelenk und zog mich mit raus. 
"Du bist gemein.", lachte ich.
"Nö. Aber er kam zu spät, also kann er den Rest jetzt auch alleine machen."
Ich schüttelte nur lachend den Kopf. Wir gingen zusammen ins Haus, wo sich die meisten schon sammelten, da es gleich Essen gab. Wir setzten uns zu Max und ich fing an mit ihm zu reden. Zu uns setzten sich auch noch Christian und Beni.
Nach 20 Minuten erhoben sich Christian und Beni wieder.
"Komm nachher zu mir.", flüsterte Mik mir zu. "Und denk daran, was ich gerade zu dir bei den Duschen gesagt habe." Er gab mir einen Kuss auf die Wange und verschwand dann mit Christian und Beni.
"Ist da was zwischen euch?", fragte Max mich. "Also nicht, dass ich das schlimm finden würde. Um Gottes Willen, ich wäre der Letzte der was dagegen hat. Aber du bist oft mit ihm unterwegs und so wie ihr euch anschaut-"
"Ja.", unterbrach ich Max. "Da läuft was zwischen uns."
"Oh, okay. Na dann. Viel Glück euch beiden. Solange ich wegen euch nicht aus dem Schlaf geholt werde, ist mir das egal."
"Schon gut. Du musst es ja nur noch eine Woche aushalten."
"Ja, bin froh, dass wir dann hier weg gehen. Wie geht es dir, jetzt eigentlich? Hat dieses Camp bei dir irgendwas verändert?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Irgendwie nicht wirklich. Naja, ich glaube schon, dass ich netter zu meiner Mom sein sollte. Es hätte mich auch schlimmer treffen können." 
Ich dachte dabei an Mik und seine Eltern.
"Und was ist mit dir?"
"Ich glaube ich hab hier schon was gelernt. Hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Aber ich werde meinen Schulabschluss noch machen und dann mal schauen, welche Ausbildung für mich infrage kommen könnte."
"Hey, das ist doch keine schlechte Idee. Dann hat dieses Camp ja wenigstens für einen von uns etwas gebracht."
"Na, für dich hat es doch auch was gebracht. Vielleicht hat es nichts an deinem Verhalten geändert, aber du hast Mik kennengelernt."
"Ja, du hast Recht. Ohne das Camp wäre es nie soweit gekommen."
"Wissen deine Eltern, dass du auf Jungs stehst?"
"Ich sag dir ganz ehrlich, bis vor ein paar Tagen wusste ich das selbst noch nicht mal.", lachte ich.
"Achso. Meinst du deine Eltern werden darauf locker reagieren?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Kann ich nicht einschätzen. Und selbst wenn nicht, dann ist das so. Damit müssen sie halt leben. Schließlich bin ich ihr Sohn."
"Was ist, wenn sie dich rausschmeißen? Sowas soll es ja auch geben."
"Das werden sie nicht. Und falls doch, kann ich bestimmt bei jemandem unterkommen."
"Du kannst auch zu mir kommen. Die Tür steht für dich offen. Mein ich ernst Kostas."
Ich lächelte.
"Danke Max. Ich hoffe zwar, dass ich das Angebot niemals annehmen muss. Aber falls doch, nehme ich es gerne an."

Together we're strongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt