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Caydens P.o.V.

Ich lief die Treppen zu unserem Eingangsbereich runter und beobachete die vielen Leute. Bedienstete, aber besonders meine Familie, befand sich in Hektik. Etwas untypisch, denn normalerweise herrschte zuminest in der Früh eine angenehme Ruhe. Ruhe, die selten in unserer Großfamilie war.
Ich sah mich nach engeren Verwandten um, doch als ich niemanden entdeckte, lief ich in das große Wohnzimmer. Mein Vater stand am Fenster und telefonierte aufgebracht, meine Mutter lief wie ein Tiger vor ihm auf und wieder ab. Ryan saß auf seinem gewohnten Sessel und laß irgendwelche Papiere, während die Zwillinge einen Fernsehsender nach dem anderen wechselten. Lexi befand sich mit zwei meiner Cousins auf der Couch und unterhielt sich nervös mit ihnen. In ihrer Hand ruhten einige bedruckte Blätter.
Ich lief zu ihr rüber. "Guten Morgen", begrüßte ich sie, doch sie schien nicht auf mich zu reagieren. "Dir auch einen guten Morgen, Cayden", imitiere ich sie, was ihre Aufmerksamkeit erregte.
"Hey", murmelte sie und ich forderte sie mit einer Kopfbewegung auf, den morgentlichen Troubel zu erklären.
Sie runzelte die Stirn. "Du hast noch nicht davon gehört?", fraget sie irritiert nach und ich schüttelte den Kopf. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Es wurde eine Leiche gefunden", flüsterte sie und sah sich dabei um. Ich blinzelte ein paar mal, denn was Lexi gerade von sich gab, konnte nur ein Witz sein.
"Ein Scherz?", fragte ich mit hochgezogenen Mundwinkeln nach und sie schüttelte den Kopf.
"Ich wünschte, es wäre so." Sie sah etwas traurig aus, was mich unruhig machte.
"Wo ist Harvey?", fragte ich schnell nach und sah mich in dem großen Raum um.
"Keine Sorge", beruhigte sie mich und legte mir die Hand auf den Arm, "Er war es nicht. Er vergnügt sich vermutlich gerade immer noch mit Anastasia. Obwohl mich das wundert, da er nie lange durch hält." Sie grinste mich an und ich lachte kurz auf. Ein Gefühl von Erleichterung überschwemmte meinen Körper.
"Wer ist es?", fragte ich nach und sie reichte mir ein Foto. Ich sah den Jungen an, den ich vielleicht ein- oder zweimal gesehen hatte.
"Edward Cunnigham." Sie nickte abermals und entließ Luft aus den Lungen.
"Wie ist es passiert?"
Sie zuckte lediglich mit ihren Schultern. "Wir wissen es nicht, denn er gehört zu den Cunnighams und ist somit für uns irrelevant." Ich warf einen Blick über meine Schulter. Meine Mutter schenkte mir ein schwaches Lächeln, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder meinem Vater zu. "Dein Vater scheint jedoch mehr herausfinden zu können", warf Lexi ein und ich nickte.
In diesem Moment beendete er das Telefonat und sparch leise mit meiner Mutter über die vorherige Konversation. Ich lief auf die beiden zu, doch sie beendeten ihr heimliches Gespräch abrupt. Typisch ...
"Wer war das?", fragte ich ihn, doch er schüttelte den Kopf und lief an mir vorbei. Meine Mutter sah ihm hinterher und seufzte tief.
"Mom?" Sie wirkte viel müder, als ich sie in Erinnerung hatte.
"Du hast von dem Todesfall gehört?", fragte sie nach und ich nickte.
"Edwart Cunnigham. Wie ist das passiert?" Sie zuckte mit den Schultern und presste die Lippen aufeinander. "Wenn ich das nur wüsste. Dein Vater probiert alles, was in seiner Macht steht, um auch nur an einige Informtionen zu kommen."
"Die Cunnighams werden ihrem größtes Feind wohl nicht einfach Details mitteilen", entgegente ich ironisch und sie lächelte mich an.
"Du weißt, dass sie nicht mehr unsere Feinde sind, Cayden." Ich warf ihr einen vielsagenden Blick zu, der sie für einen Moment still werden ließ.
"Wir haben Kontakte bis in den engsten Familienkreis", erklärte sie und dich runzelte die Stirn. "Etwa sowas wie Spione?" Sie nickte langsam und sah sich um. Unglaublich, dass unsere Familie tatsächlich Personen unter den Cunnighams hatte, die für unsere Familie arbeitete. Ich dachte darüber nach, ob sie wohl dasselbe bei uns machten und wir es nicht bemerken würde, dabei sah ich mich kurz um, doch alle schienen mir treu ergeben zu sein, doch was wusste ich schon? Ich war nicht wirklich in das ganze Familiengeschehen involviert, wie andere.
Leicht drückte ich den Oberarm meiner Mutter, dann lief ich ins anliegende Büro meines Vaters. Einige meiner Verwandten, unter anderem zwei meiner Onkel und ein Großcousin, versuchten sich in einer gedimmten Lautstärke zu unterhalten, was ihnen allerdings misslang. Mein Vater sah mich im Augenwinkel und gab den anderen ein Zeichen, damit sie das Zimmer verlassen sollten. Ich stieß mich von dem Türrahmen ab und wartete vor seinem Schreibtisch.
"Ich kann jetzt nicht, Cayden. Du siehst, ich habe alle Hände voll zu tun", schüttelte er mich direkt ab.
Ich blieb still und beobachtete ihn dabei, wie er irgendwelche Papiere zu sortieren versuchte. "War es ein Unfall?", fragte ich ihn ohne lange herum zu reden, er sah hoch zu mir. Sein Blick konnte ich nicht deuten, zumindest konnte ich mir sicher sein, dass er mehr wusste, als er zugab.
"Das kann ich dir nicht sagen", meinte er direkt und kramte nach einem Stift.
"Also war es kein Unfall."
Mein Vater blieb still und ich sah mich kurz um.
"War es Mord?", flüsterte ich und mein Vater warf mir einen mahnenden Blick zu. Er sagte zwar nichts, aber ich wusste es besser. Es war also Mord. Ich konnte mir die nächste Frage auf keinen Fall verkneifen. "Ist unsere Familie darin verwickelt?"
"Unsere Familie ist immer in Sachen verwickelt, die auch die Cunnighams betreffen", wich er meiner Frage aus.
"Sind wir Schuld an dem Tod von diesem Jungen?" Es war eine sehr direkte Frage, aber wazu sollte ich meine Worte anders wählen? Meine Familie hatte so einige Leichen im Keller, vielleicht sogar auch wortwörtlich.
"Ich weiß es nicht." "
Du weist es nicht?", fragte ich sarkastisch nach. "Oder willst du es mir einfach nicht sagen?"
"Ich weiß es nicht, Cayden. Und wenn es so wäre, würde ich dir das nicht einfach so erzählen." Sein Tonfall war streng, doch ich wusste damit umzugehen. "Du möchtest Informationen über diesen Mord. Ich kann sie dir nicht geben. Dieser Todesfall könnte alles zwischen den Cunnighams und uns verändern. Wenn sich herausstellt, dass wir doch irgenwie damit zu tun hatten, wird Frieden das Letzte sein, an dass sie denken werden."
Ich glaubte seinen Worten, auch wenn ich gerne mehr gewusst hätte. Mein Vater kritzelte einige Zahlen auf ein Papier und gab eine Nummer ein. Er stellte sich ein Stück weg von mir und begann zu telefonieren. Das hieß wohl, unser Gespräch war beendet.
Ich wandte mich bereits zum gehen, als mir die Zahl auf dem weißen Blatt entgegensprang. 02:43 Uhr
Diese Nummer könnte alles bedeutet, vielleicht war sie wichtig, vielleicht aber auch nicht. Doch mein Gefühl sagte mir, dass sie von äußerster Wichtigkeit sein konnte. Wie dem Todeszeitpunkt von Edwart Cunnigham zum Beispiel.

Forbidden loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt