44

1.9K 59 3
                                    

Caydens P.o.V.

Komisch, wie ein gefühlsloser Gegenstand so viele Emotionen auslösen kann. Ich hätte nie gedacht, dass mir an einem Objekt so viel liegen könnte, dass ich so sehr an ihm festhalten wollen könnte, wie ich es tat. Nicht, weil dieser Gegenstand so unfassbar wertvoll im Sinne eines Verkaufswerts war, sondern weil ein einziges Ding so viele Erinnerungen auslösen konnte.
Der Schlüssel, den mir Fallon geschenkt hatte, fühlte sich komischerweise leicht an im Vergleich dazu, was er für einen unfassbaren emotionalen Wert hatte. Wenn ich ihn ansah, sah ich Fallon vor mir, ich sah den Moment, wie sie ihn mir zum ersten mal überreicht hatte. Ich konnte mich noch genau an die Situation erinnern, ich konnte mich noch genau an die Emotionen erinnern, die ich in diesem einzigen Augenblick gespürt hatte. Die Neugierde, was das für ein Geschenk war, das mir Fallon überreicht hatte. Die Aufregung, als ich vorsichtig das Papier aufgerissen hatte. Die Freude, als sie mir erklärte, was es mit dem Schlüssel auf sich hatte.
Ich erinnerte mich außerdem auch an Fallon selbst. Ich konnte genaustens in ihrer Mimik lesen, wie nervös sie war, als sie mir das Geschenk überreicht hatte. Ich sah ihr an, wie gespannt sie mir von ihrer Idee erzählte, und ich erinnerte mich an ihr Lächeln, das augenblicklich erschien als ich auch ihr meinen Schlüssel angeboten hatte. So ein Lächeln könnte ich nie vergessen, könnte keiner. Dieses Lächeln könnte vermutlich alle Herzen berühren, die noch so sehr mit Dunkelheit gefüllt worden waren. Und ich wusste, dass dieses Lächeln einzig wahr nur für mich bestimmt war. Vielleicht liebte ich es deswegen so sehr an ihr, weil ich dann genau erkannte, dass sie dabei an mich dachte.
Doch seitdem die Dinge anders standen, verschwand die Freude aus ihren Augen und das liebevolle Lächeln aus ihrem Gesicht, wenn sie mich ansah. Ich wollte es anfangs nicht zugeben, aber das traf mich wohl mit am meisten. Sie blickte mir in die Augen und lächelte nicht mehr. Das Leuchten in ihrer Mimik war verschwunden, die Freude vollkommen aus ihren Gesichtszügen verloren gegangen, stattdessen sah sie mich mit einer Kälte an, die mich bis in die tiefsten Fasern meines Körpers erzittern ließ. Ja, es sollte mich nicht überraschen, aber ihr Strahlen war so eigen, so magisch, dass ich nicht auch nur im Entferntesten daran geglaubt hatte, dass ich derjenige sein würde, der es ihr entgültig nehmen könnte.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass mit der Zeit die Wunden, die ich bei ihr hinterlassen hatte, heilen könnten, aber je mehr Zeit verstrich, desto hoffnungsloser wurde ich auch. Ich wollte ihr wirklich die nötige Zeit geben, um mit allem fertig zu werden, allerdings schien mir so, als ob sie sich dabei immer merh von mir entfernt. Nicht zuletzt, weil ich es in ihrem Ausdruck sehen konnte, als sie vor einigen Tagen hier war. Ich sah sie an, und erkannte, dass ich verloren hatte, womöglich für immer. Klar, dass letzte mal, als ich versucht hatte, ein Gespräch zu ihr zu suchen, ging das ganze nach hinten los - auch, weil ihr Vater von unserem Verhältnis mitbekam. Ich konnte mich an jedes noch so vernichtende Wort erinnern, dass sie mir an den Kopf geworfen hatte. Es tat weh, aber innerlich wusste ich, dass ich es schaffen könnte, ihr alles zu erklären.
Das letzte mal, dass ich sie vor ein paar Tagen in meinem Zimmer erwischt hatte, war es anders. Sie schien zwar besser mit der Situation umgehen zu können, aber gleichzeitig war sie auch irgendwo bereit, alles, was zwischen uns war, hinter sich zu lassen. Es war wie ein Schlag in die Magengrube, dabei hätte es mir von Anfang an klar sein sollen.
Das Gespräch mit Lexi von letzter Nacht hatte mir jedoch etwas Hoffnung gegeben. Ja, vielleicht hatte ich solche aufmunternden Worte gebraucht, um zu realisieren, dass ich nicht tatenlos dabei zu sehen konnte, wie ich Fallon Tag für Tag ein kleines bisschen mehr verlieren würde. Ich wusste nicht, ob es dafür möglicherweise schon zu spät war, doch ich musste es probieren. Ich musste Fallon zeigen, dass es mir seit dem ersten Tag ernst mit ihr war, und das schaffte ich nur, wenn ich den Mörder ausliefern würde. Auch wenn das hieß, dass ich meine Familie damit in den Rücken fiel. Aber mit einer ziemlich geringen Wahrscheinlichkeit würde es ihr beweisen, dass sie mir von Anfang an wichtig war, und so klein diese Chance auch war, ich würde sie nutzen.
Mit entschlossener Haltung stand ich von meinem Bett auf, den mittlerweile warmen Schlüssel in meiner rechten Hand, lief ich aus meinem Zimmer in den Gang hinaus. Es war mittlerweile schon Abend, doch noch immer huschten eine Menge an Bediensteten durch das gesamte Haus. Ich hörte Schritte jeglichen Geschlechts, Größe und Haltung von den Wänden abprallen, obwohl keine Menschenseele sich gerade auf dem Gang befand. Manchmal fragte ich mich, ob es mir seltsam still vorkommen würde, wenn das Chaos und der dumpfe Lärm von unten nur für einen Augenblick aufhören würde, aber dazu würde es niemals kommen, da es immer irgendjemanden gab, der durch das riesige Anwesen umhertrieb.
Als ich vor einer hohen Tür, die meiner gar nicht so unähnlich war, stehen blieb, versuchte ich meine Gedanken etwas zu sortieren, dann trat ich ohne anzuklopfen hinein. Das Bild, das ich auffand, würde ich vermutlich niemals wieder aus meinem Kopf bekommen. Ich konnte sehen, wie Harvey über einer Frauengestalt lehnte, und zwar nackt. Naja, eigentlich hielten sich beide noch etwas mit dem weißen Bettlacken bedeckt, doch selbst das genügte mir. Ich hatte gehofft, nicht unglücklich zu stören, doch wie mir schien, gab es nie einen richtigen Zeitpunkt.
Ein weiblicher Schrei hallte durch den großen Raum. Die bildhübsche Frau, die markante, aus dem Osten stammende Gesichtszüge hatte, riss die Decke bis hoch zu ihrem Kinn, dabei wandte sie entblößt den Kopf von mir weg. Harvey drehte sich mit einem wütenden Gesicht zu mir um, auch er zog die Bettdecke etwas höher, allerdings schien er nicht ganz so peinlich berührt. Typisch, da es defintiv mehr brauchte, als ihm beim Sex zu stören, um wirklichen Scham zu empfinden.
"Raus hier, Cayden", knurrte er mit verzerrtem Gesicht, doch ich rührte mich um keinen Zentimeter. Stattdessen wanderte mein Kopf von meinem Cousin zu der hübschen Brünette. Sie hatte immer noch den Blick tief gesenkt, da sie wusste, wer ich war.
Es war nicht unüblich, dass vor allem Bedienstete einen Drang verspürten, ehrfürchtig den Blick oder gar den Kopf vor einem Mitglied der DeLaurants zu senken, aber in dieser Situation schien es wohl mehr als angebracht, obwohl ich ihr nicht verübeln konnte, sich mit Harvey einzulassen. Er war jung, attraktiv, und vor allem ihr Boss. Naja, nicht richtig ihr Boss, das war immer noch mein Vater, doch Anastasia arbeitete schließlich für unsere Familie, und das hieß, sie arbeitete auch indirekt für Harvey.
Beide Hände steckte ich tief in meine Hosentasche, dabei achtete ich darauf, den Schlüssel nicht loszulassen. Meine Gesichtszüge härteten dabei besonders stark ab. "Wenn du deinen Job behalten willst, würde ich vorschlagen, dass du deine Sachen nimmst und verschwindest." Meine Stimmlage erinnerte mich an die autoritären Art meines Vaters, auch wenn ich noch nicht ganz hinter sein Geheimnis gekommen bin. Er hatte immerhin die besondere Gabe, Leute mit Blicken und Worten so sehr einzuschüchtern, dass der Großteil sofort einknicken. Das konnte in den meisten Fällen wirklich von Vorteil sein. Ich war also einmal froh, der Sohn meines Vaters zu sein und in gewisser Weise seine Gabe zumindest in leichten Zügen geerbt zu haben.
Anastasia hob ihren Blick. Ich erkannte sofort ihre Angst. Angst, dass sie tatsächlich gefeuert werden würde, weil sie mit meinem Cousin schläft, allerdings war diese völlig unbegründet. Klar, ein Verhältnis mit dem Chef sprach sich so leicht um wie ein Lauffeuer - immerhin wusste meine gesamte Familie und mit Sicherheit auch die gesamten Bediensteten von ihrer Beziehung -, aber wirklich stören tat es niemanden. Es war gewiss nicht gerne in der Öffentlichkeit gesehen, allerdings schätzte ich Anastasia auch nicht so ein, als ginge es ihr um etwas anderes als Liebe. Deswegen tat es mir auch etwas Leid, sie so eingeschüchtert zu sehen, aber mir war gerade alles recht, um das mit Fallon wieder gerade zu biegen.
Anastasia nickte schwach, griff sich ihre Klamotten und zog sie eilig über. Harvey blieb derweil still sitzen und beobachtete mich mit einem Hass erfüllten Blick. Es war wie ein Duell, aber ohne körperliche Auseinandersetzung sondern mit Augenkontakt. Ich wartete bis Anastasia die Tür ins Schloss fallen ließ, dann entließ ich meine angestaute Luft aus den Lungen.
Harveys Augen formten sich kurzzeitig zu Schlitzen, dann rutschte auch er von der Bettkante und griff sich seine Sachen.
"Was sollte das, Cayden?", fragte er überraschenderweise gefasster als ich annahm. "Soll das etwa dafür sein, dass ich dich damals mit deiner Liebsten im Bett erwischt habe?" Sein dämmliches Grinsten konnte ich selbst hinter seinem Rücken sehen.
Ein Knurren verließ meinen Mund, doch ich versuchte mich zu beruhigen. Es ging um mehr, als so einem kindischen Verhalten.
Tief atmete ich ein, dabei nahm ich mir die Zeit, um wieder etwas runterzukommen.
"Ich bin hier, um meinen Gefallen einzufordern", antwortete ich ruhig. Meine rechte Hand umfasste den Schlüssel in meiner Hosentasche etwas fester, sodass die kleinen Zinken sich leicht in meine Handfläche drückten.
"Deinen Gefallen?", wiederholte Harvey mit einem verächtlichen Schnauben und zog sich sein Oberteil über. "Ich wüsste nicht, wann ich dir einen Gefallen schulden würde."
Diese Frage war berechtigt, immerhin wusste er mit Sicherheit nicht, was zwischen Fallon und mir alles vorgefallen war.
"Erinnerst du dich an unsere Abmachung?" Harvey wandte den Kopf zu mir. "Die, dass du den Mund über meine Affaire mit Fallon halten würdest, wenn wir niemandem etwas über deine ganz eigene Einkommensquelle verraten?"
Seine Mimik verhärtete sich automatisch, er wusste also noch wovon ich redete. Zufrieden hob ich eine Seite meiner Mundwinkel. "Diese Abmachung ist hinfällig."
Harvey runzelte leicht besorgt die Stirn. "Was meinst du damit? Ich habe niemandem etwas über Fallon und dich erzählt", brummte er, dabei erkannte ich einen Anflug von Sorge.
"Ich weiß", erwiderte ich mit einem Nicken. "Allerdings hat sich die Lage geändert, was bedeutet, dass sich auch unsere Abmachung verändert hat."
"Inwiefern?" Harveys Ton klang scharf, seine zusammen gekniffenen Augen sagten dasselbe.
Jetzt konnte ich mein Lächeln nicht mehr verstecken, und das brachte Harvey nur noch mehr zur Weißglut. "Jemand hat davon Wind bekommen, dass Fallon und ich uns näher gekommen sind, als es erlaubt ist ..."
"Und? Was hat das mit mir zu tun?" Er verschränkte die Arme vor seiner Brust.
"Das heißt, dass mich nichts mehr davon abhält, dich zu verraten", erklärte ich und hob meine Augenbraue.
Harvey schnappte leicht nach Luft. "Das würdest du nicht tun ..."
Ich zuckte mit den Schultern und wandte den Blick ab. Langsam lief ich zu seinem Schreibtisch und ließ mich auf seinem Stuhl nieder. Es war witzig mit anzusehen, wie sehr Harvey mit jeder Sekunde, die verging, in welcher ich nichts sagte, leidete.
"An deiner Stelle würde ich mir anhören, was ich zu sagen habe, Harvey. Immerhin hängt dein Geschäft von meinen Lippen ab", ermahnte ich ihn, dabei legte ich beide Arme auf der Armlehne ab.
Harveys Gesichtszüge verspannten sich so sehr, dass ich annahm, er hätte sich etwas gezerrt. "Rede, bevor ich dich eigenhändig umbringe", murmelte er voller Hass, was mir jedoch mehr Genugtuung gab, als ich für möglich hielt.
"Ich verspreche dir, ich werde niemandem etwas von deinem Geschäft erzählen, ...", begann ich, was Harvey ein Schnauben entlockte. Klar, ich hatte nur mein Wort, aber diesesmal würde ich es auch so meinen, denn von seiner Hilfe hing mein ganzer Plan ab. "... dafür möchte ich, dass du dich mit deinem Boss triffst."
In Harveys Gesicht bildetet sich eine tiefe Falte. "Du kennst ihn bereits", murmelte er und verschränkte erneut die Arme vor der Brust. "Es ist Sanchéz."
Ich kniff leicht die Augen zusammen. Harvey war ein wirklich guter Lügner, das musste man ihm lassen. "Ich rede nicht von Sanchéz."
Mein Cousin presste die Zähne zusammen, bis seine Kiefermuskulatur zu zucken begann. Selbst mir tat alleine vom Anblick mein Gebiss weh. Als ich merkte, dass Harvey nicht so einfach einknicken würde, begann ich weiterzuerzählen.
"Wenn ich eins von meinem lieben Vater gelernt habe, dann ist es, dass sich ein Geschäft in verschiedene Ebenen hierachisieren lässt. Wie ein Bienenstaat. Es gibt die Arbeiter, diejenigen, die Dinge, Objekte oder Sachen in den Umlauf bringen und verkaufen. Es gibt die Drohnen, diejenigen, deren einzige Aufgabe es ist, das Geschäft am Laufen zu halten. Und dann gibt es noch die Königin, diejenige, die sich im Hintergrund hält, alle anderen ihre Arbeit verrichten lässt und dennoch die Fäden zieht." Harveys Blick wanderte nach unten, als ich mit meinem Monolog fertig war. "Soll ich noch weiter ausführen, wer welche Aufgabe bei deinem Drogengeschäft übernimmt?"
Harvey gab einen säuerlichen Ton von sich, dann klatschte er wie wild in die Hände. "Der große Cayden DeLaurant hat das System verstanden, wie unglaublich clever von dir."
Ich hielt mich mit meinen Kommentaren zurück, auch wenn es mir nicht besonders leicht fiel.
"Dann bin ich eben eine Arbeiter-Biene, na und? Dir ist auch hoffentlich klar, dass ich nie, niemals, die Möglichkeit bekommen werde, mich mit dem Boss dieses Drogengeschäfts zu treffen, oder? Was soll dir das überhaupt bringen?"
"Ich möchte den Mörder finden, der Edwart und Cory Cunnigham umgebracht hat", antwortete ich einem Satz, ohne dabei mit meinen Wimpern zu zucken.
Harvey verzog das Gesicht. "Du willst den Täter finden, der zwei Mitglieder aus der Familie, die unsere Feinde sind, getötet hat? Wieso?"
Ich blieb still, denn ich hatte nicht vor Harvey auch nur ein Wort über meine Hintergründe zu verraten. Abgesehen davon würde er sie sowieso nicht verstehen, würde keiner, der nicht dasselbe nachempfinden könnte, was ich für Fallon fühlte.
Harveys Augen weiteten sich mit einem mal. "Das glaube ich nicht", flüsterte er, doch als ich immer noch nichts sagte, schnappte er nach Luft. "Du machst das alles für sie? Für Fallon?" Seine Stimmlage klang aufgebracht.
Mit einem Ruck stand ich von seinem Schreibtischstuhl auf und zeigte bedrohlich mit dem Finger auf ihn. "Nimm' verdammt nochmal nie wieder ihren Namen in den Mund!", knurrte ich wütend. "Du hast keine Ahnung, wieso ich das hier alles tue, weil du ebenfalls keinen blassen Schimmer hast, was alles zwischen uns vorgefallen ist!"
Ich sah Harvey an, wie enttäuscht und gleichzeitig wütend er auf mich war, dabei konnte ich nicht genau sagen, weshalb. Klar, ich hatte ihn angelogen, als ich gesagt hatte, dass das mit Fallon nur eine kurze Affaire war, aber mir war mehr als bewusst, dass ich uns beide nur so schützen konnte - auch wenn er wie ein Bruder für mich war.
"Ich soll alles, was ich mir alleine aufgebaut hatte, für eine Cunnigham riskieren?", fragte er nochmals nach, doch auch da blieb ich still.
Natürlich wollte ich meinen Cousin in nichts gefährliches mit reinziehen,
Ich schloss die Augen und versuchte mich zu beruhigen.
"Ich weiß, dass ich viel von dir verlange, Harvey", antwortete ich ruhig und sah ihn wieder an. "Aber du bist der Einzige, der mir dabei helfen könnte, alles in Ordnung zu bringen." Es klang nicht mehr wie eine bloße Bitte, sondern wie ein echtes Flehen. Auf Harveys Unterstützung baute nun einmal mehr oder weniger mein gesamter Plan, deshalb war es äußerst wichtig, dass er mir vollkommen zur Seite stand.
"Ich bin mir dessen bewusst, dass ich viele meiner Entscheidungen in meinem Leben falsch waren, und nicht immer waren wir deshalb einer Meinung. Ich weiß, dir gefällt die Vorstellung nicht, dass ich tatsächlich etwas für sie empfinde, weil sie dir kein besonders gutes Bild von sich gezeigt hatte. Aber das, was ich mit Fallon habe, ist ganz anders als meine anderen Affairen. Ich ...", kurz hielt ich inne, weil ich mir unsicher war, ob ich die nächsten Worte aussprechen sollte oder nicht, doch schließlich überwand ich mich, "... ich liebe sie, Harvey."
Meinem Cousin fiel die Kinnlade runter. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich ihn überzeugen konnte, doch die Chancen lagen bei 50 zu 50. Entweder er würde meine Gefühle für Fallon akzeptieren können, oder er würde sich von mir abwenden. Da er jedoch Fallon nicht besonders mochte, würde ich das Verhältnis eher auf 30 zu 70 schätzen.
Ich fühlte wie mein Herz gegen meine Rippen pochte. Noch nie hatte ich diese Worte in den Mund genommen, geschweige denn sie vor meinem Cousin zugegeben. Ich hatte ein wirklich hartnäckiges Image als unnahbarer, egoistischer Herzensbrecher, da würden Worte wie Ich-liebe-dich nicht wirklich ins Schema passen.
Harvey schloss seinen Mund und räusperte sich. Meine Kehle war plötzlich staubtrocken.
"Du liebst ... sie?", wiederholt er mit zittriger Stimme, so als würde er sich sicher sein wollen, dass er sich nicht verhört hatte.
Ich nickte tonlos, was ihn ebenfalls zum nicken brachte. Er entließ leise Luft aus seinen Lungen. "Was muss ich genau tun?"

Forbidden loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt