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Fallons P.o.V

Ich kniff die Augen zusammen als ich merkte, wie hell es in diesem Zimmer war. Vorsichtig drehte ich den Kopf, bis ich erkannte, dass sich etwas hinter mir bewegte, jemand bewegte. Caydens Kopf drückte sich gegen meinen Nacken und zog mich mit seinen Armen näher zu sich. So nah, dass ich fast keine Luft bekam.
Langsam aber sicher prasselten alle Erinnerungen auf mich nieder. Der halbnackte Angriff von Cayden, sein Geburtstagsgeschenk von mir, der Kuss. Ganz besonders die Erinnerungen an den Kuss flammten vor meinem Inneren aus. Automatisch wurde ich rot. Er war so so voller heißer Leidenschaft, dass ich nicht anders konnte, als mich dafür zu schämen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich einem Mann so sehr hingeben konnte. Das es auch noch Cayden DeLaurant war, machte die Sache nicht gerade realistischer. 
"Oh gott", hauchte ich und fuhr mir über meine Stirn.
Was hatte ich mir dabei gedacht? Einfach so Cayden zu küssen. Wiedermal.
Nicht über die Konsequenzen nachzudenken. Wiedermal.
Und jetzt auch noch die Nacht mit ihm zu verbringen.
Ich gebe zu, das war neu, machte die Sache aber auch nicht besser. Es war immerhin möglich, dass einfach eine Bedienstete hereinspazieren und uns zusammen sehen könnte. Ich schüttelte den Kopf über mich selber. Seit wann bin ich so unvorsichtig geworden?
Langsam schob ich die Caydens Hand von meiner Taille runter und entzog mich seinem festen Griff. Kurz gab er einen undefinierbaren Laut von sich, dann drehte er sich auf die andere Seite.
Ich entließ beruhigt die Luft und suchte nach meinen Schuhen, die ich ganz leise versuchte anzuziehen. Ich wollte Cayden und mir den 'peinlichen Morgen danach' ersparen. Wer weiß, wie wir jetzt miteinander umgehen würden? Waren wir jetzt zusammen? Oder doch nur Freunde? Wurde dieses hin und her jetzt zu unserer Gewohnheit?
Ich verzog das Gesicht. Nein, danke. Ein oder zwei Küsse, so leidenschaftlich sie auch waren, könnten doch nicht gleich die Welt bedeuten, oder?
Ich erhob mich und richtete meine Haare etwas, als ich plötzlich ein Knarzen hörte. Mein Herz rutschte mir in die Hose, ich hielt die Luft an.
"Guten Morgen, Sonnenschein", raunte Cayden halbverschlafen und rieb sie über die Augen. Erleichtert atmete ich wieder auf und drehte mich zu ihm. So viel zum Thema 'Morgen danach ersparen' ...
"Morgen", entgegnete ich unsicher und griff nach meiner Jacke.
"Du gehst schon?", fragte er nach und rollte sich auf die Seite. Seine Handfläche strich über die zerwühlte Bettseite, auf welcher ich noch vor ein paar Minuten gelegen hatte.
"Ich glaube, dass keiner uns zusammen sehen sollte", erinnerte ich ihn an unsere problematische Situation und zog mir meine Jacke über. Cayden seufzte tief und stand schließlich ebenfalls auf. Mit seinen verwuschelten Haaren sah er viel jünger aus als sonst. Es stand ihm gut.
Ich schüttelte meine Gedanken ab. Was verdammt war los mit mir? Ich sollte eher darüber nachdenken, wie ich hier schleunigst weg komme.
Cayden reichte mir den Schüssel zu seiner Balkontür, den ich dankend annahm. Einzelne Sequenzen unseres heißen Kusses entfachten wieder, was mich erneut rot werden ließ. Ich musste mir das echt abgewöhnen.
"Wann sehen wir uns wieder?", fragte er in die Stille hinein und ich schaute auf. Er wollte mich also wiedersehen. Mein Herz machte einen unerklärlichen Sprung bei dieser Aussage. "Wir sollten bei dem Zimmer meines Vaters anfangen", fügte er hinzu. Ich runzelte die Stirn. "Um nach Hinweisen zu suchen?"
Autsch!
Ich blinzelte ein paar mal und atmete ruhig aus. Er wollte sich also nur wegen unseres Plans treffen. Eigentlich sollte mich das nicht überraschen. So war Cayden einfach. Naja, so waren die meisten Jungs. Zuerst eine heiße Nummer schieben und dann so weitermachen, wie bisher. Auch wenn ich damit hätte rechnen sollen, traf es mich tiefer als gedacht. Ich dachte wirklich, dass wir nicht solche Freunde sind. Freunde mit gewissen Vorzügen.
Ich räusperte mich kurzerhand und wandte mich bereits zum gehen.
"Ähm," der Morgen danach war noch schlimmer als gedacht, er war eine reine Katastrophe, "Ich melde mich bei dir."
Ich hielt es keine Sekunde länger in seiner Gegenwart aus, weshalb ich mich schlichtweg umdrehte und den Raum verließ. Kurz stoppte ich vor der Tür, denn ich überlegte, ob dieser Abschied richtig war. Keinerlei Zärtlichkeiten, keinerlei Leidenschaft. Als mir jedoch Caydens Worte einfielen, dass er mich nur wieder treffen wollte, wegen unseres Plans, beließ ich es bei dieser eisigen Verabschiedung.
Ich zog schnell die Tür hinter mir zu und flüchtete zurück in unser Anwesen. Es war nicht sonderlich schwer, unerkannt zu bleiben. Die meisten schliefen vermutlich noch tief und fest, deshalb hatte ich leichtes Spiel, in mein Zimmer zu gelangen. Ich entschied mich heute für die normale Haustür, so wie es zivilisierte Menschen tun würden.
Leise schaute ich mich in unserer Eingangshalle um, doch niemand war zu sehen. Schnell lief ich die Treppen hinauf, allerdings begegnete mir ab der Hälfte der Stufen mein Onkel. Er sah so aus, wie ich ihn in Erinnerung behielt, wenn er uns für einige Tage verließ. Die Haare ungemacht, der Bart unrasiert, die Haltung eher gekrümmt.
"Morgen", murmelte ich und wollte bereits an ihm vorbei gehen, als er sich mir in die Quere stellte. Ich sah ihn unsicher an, denn seine Mimik war strenger als sonst.
"Wo warst du denn schon um diese Uhrzeit?", fragte er langsam und ich presste kurz die Lippen zusammen. Ich liebte meinen Onkel über alles, ich konnte mit ihm über jede Kleinigkeit reden - das, was ich mit meinem Vater wohl nie schaffen würde -, aber es gab Dinge, die ich mit niemanden teilen konnte. Eine von diesen waren mit Sicherheit mein schwieriges Verhältnis zu Cayden.
"Ich war Brötchen holen", log ich und wandte mich bereits zum gehen. Nicht einer meiner besten Lügen. "Haben wir nicht Personal für so etwas?", fragte er irritiert und sah auf meine freien Hände. "Wo sind sie?"
Ich kam mir vor wie in einem Verhör. Normalerweise verhielt sich mein Onkel nicht so direkt und aufdringlich, vielleicht war ich aber auch einfach nur eine schlechte Lügnerin.
"Ausverkauft", grinste ich ihn an und er nickte abwesend. Es schien fast so als würde er bereits über etwas anderes nachdenken, doch er lächelte mich gleich wieder an und ließ mich die Treppen passieren.

Forbidden loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt