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Caydens P.o.V.

Ich rückte näher an Fallon ran und sog automatisch ihren Geruch auf, von dem ich nie genug bekam. Vorsichtig setzten meine Fingerkuppen an ihrem Oberarm an und strichen ihr Haut bis zu ihrer Schulter hoch. Mein Körper durchfuhr eine angenehme Wärme, die sich bis im meine Fußspitzen verbreitete.
Fallon gab einen leisen Laut von sich, während sie sich leicht streckte. Ich nahm es als schwaches Schmunzeln war - und es gefiel mir. Langsam beugte ich mich vor und berührte mit meinen Lippen ihre weiche Haut, was sie zum Lachen brachte. Kurz stoppte ich und schaute ihr über die Schulter. Sie vergrub ihren Kopf tiefer in dem dunklem Kissen.
"Ich habe nichts von Aufhören gesagt", grinste sie mit geschlossenen Augen. Ich biss mir lächelnd auf die Unterlippe und nickte, dann setzte ich meinen Mund wieder an ihrer Schulter an und verteilte eine Spur aus Küssen in Richtung ihres Halses. Als meine Lippen über die dünne Haut nahe ihrer Halsschlagader strichen, schnappte sie nach Luft, bewegte sich jedoch nicht. Ich verstand es als Einladung weiterzumachen also drückte ich ihr einen langes Kuss auf. Ich erhob meinen Kopf erneut und sah ihr grinsend in die schönsten Augen, die ich je gesehen hatte. Das Braun schien zu lodern, es war fast lebendig. Ihr Blick war so tiefgründig, dass ich dachte, sie würde in mein Innerstes blicken können. Vorsichtig hob sie ihre Hände und umschloss mein Gesicht. Als ihre zarten Finger meine Haut berührten durchdrangen mich einige Stromschläge. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, ihr so vieles zu sagen und anzuvertrauen, doch ich wollte den Moment nicht kaputt machen. Irgendwie merkte sie, dass ich über vieles nachdenken zu schien, weshalb sie mein Gesicht zu sich zog und mich federleicht küsste. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob unsere Lippen sich wirklich trafen, doch mein Körper regierte auf die Berührung indem mein Herschlag sich verdoppelte und mein Puls somit raste.
Plötzlich wurde die Tür unerwarteterweise aufgerissen. "Cayden, wo bleibst du-"
Meine Hände verkrampften sich in der Bettdecke, meine Haltung spannte sich an. Sofort reagierte mein Verstand, ich drehte mich zu der Tür zugewandten Seite des Bettes und baute mich vor Fallon auf, um sie bestmöglich zu verbergen. Lexi stand regungslos am Türrahmen und starrte auf mich herab. Meine rechte Hand fasste unterstützend nach Fallons verkrampften Bein. Ich musste nicht zu ihr hinsehen, um zu erkrennen, dass sie in diesem Moment Todesangst verspürte.
Lexis Blick folgte meiner Bewegung, dann sah sie mir wieder in die Augen. Ihre Mimik veränderte sich leicht, sie wirkte irgendwie ... niedergeschlagen. Und in dem Moment realisierte ich auch zum ersten mal, dass sie wirklich etwas für mich empfinden musste und ich sie tief verletzt hatte. Sie hatte Gefühle für mich entwickelt, die ich niemals erwidern könnte, und jetzt, wo sie mich im Bett mit einer anderen Frau gesehen hatte, ist ihr das auch klar geworden.
"Lexi ...", hauchte ich entschuldigend, doch es half nichts, ich hatte ihr bereits weh getan. Ich merkte, wie sich Tränen bei ihr anbahnten, sie diese jedoch mit allen Mitteln versuchte, diese zu unterdrücken. Sie wandte den Blick schließlich ab, drehte sich auf ihren Versen und lief ohne ein Wort zu sagen aus dem Zimmer in den Gang. Ich schien für ein paar Momente wie eingefroren, dann fasste ich mich wieder.
"Ich denke nicht, dass sie mich ...", entgegnete Fallon hinter mir mit leiser Stimme.
Ich nickte wie betäubt und senkte den Kopf. Seit mehr als zehn Jahren war Lexi meine beste Freundin und obwohl Fallon mir über Lexis Gefühle erzählt hatte, fühlt es sich trotzdem wie ein Schlag in die Magengrube an, sie so getroffen zu sehen. In mir kamen Empfindungen der Reue und Scham auf, denn es war niemals meine Absicht gewesen sie so zu verletzen.
Leicht drehte ich mich zu Fallon, die mir einen besorgten Blick zu warf. So, als würde sie wissen, was mir gerade durch den Kopf ging.
"Es tut mir leid", wisperte ich und sah ihr in die Augen, die bei mir Gänsehaut auslösten. "Ich muss ..."
Fallon nickte langsam, legte mir dann unterstützend die Hand auf meinen Arm und setzte sich leicht auf. Sie war mit mir auf Augenhöhe. "Ich verstehe das", flüsterte sie selbstsicher, obwohl ich in ihrer Stimme einen Hauch von Angst heraushörte. Angst, dass ich Lexi etwas sagen könne, dass sie verletzen würde.
Automatisch lächelte ich auf, um ihr ein gutes Gefühl zu vermitteln. Sachte legte ich ihr die Hand um ihre Wange und gab ihr einen federleichten Kuss auf die Stirn. Fallon hatte nichts zu befürchten, denn es waren nicht Lexis Gefühle, die ich erwiderte. Und das musste ich meiner besten Freundin auch so schnell wie möglich klar machen.
Vorsichtig ließ ich sie los und rutschte von der Bettkante herunter. Ich griff nach einer der seidenen Decken und verhüllte damit zumindest meine untere Hälfte meines Körpers. Ich versuchte Lexi im Gang einzuholen, was mir auch knapp gelang.
"Lexi, warte!" Meine Stimme prallte an den hihen Wänden ab und wirkte dadurch nur noch lauter. Abrupt und unerwartet blieb sie vor mir stehen, sodass ich in sie hinein stolperte. Dabei verlor ich fast den Halt, sodass die Decke verrutschte.
Schnell fixierte ich diese wieder und sah zu meiner besten Freundin. Ihr Gesicht war mittlerweile zu einem elenden Ausdruck verzerrt. Ihr liefen Tränen über ihre glühenden Wangen, die sie versuchte, zurück zu halten. Automatisch fühlte ich mich zehnmal schlechter als davor. Ich hatte sie wirklich tief verletzt.
"Es tut mir leid", flüsterte ich mitleidig und legte ihr vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter, die sie sofort abstieß.
"Bitte, verschone mich mit diesen bemitleidenden Worten", fauchte sie mich zornig an und schluchzte erneut auf, was meinen Körper erschütterte. Wenn man so lange mit jemanden befreundet ist, mit ihm Tage und Nächte verbracht hatte, und man diese Person leiden sieht, dann fühlt man selber instinktiv dasselbe Elend. Und es war schrecklich. Ich hatte mir geschworen, Lexi als meine beste und längste Freundin niemals verlieren zu werden - und genau das passierte gerade.
"Ist sie das?", fragte Lexi ohne Kontext und sah zu mir hoch. Ich unterdrückte die Reaktion, ihr eine weitere Träne von der Wange zu wischen. "Ist sie diejenige, mit der du dich seit Monaten heimlich triffst?", ergänzte sie schließlich.
Ich blinzelte ein paar mal. Eigentlich waren Fallon und ich immer sehr diskret, wenn es darum ging, den jeweils anderen zu treffen, deshalb überraschte mich es, dass Lexi es trotzallem mitbekommen hatte.
Sie schnaubte und fuhr sich durch das lange blonde Haar. "Ich bin nicht blöd, Cayden. Am Anfang schienst du ganz der Alte zu sein, aber mit der Zeit hast du dich irgendwie verändert. Zuerst dachte ich, dass es an mir liegen könnte, weil du auch etwas für mich empfinden würdest, ...", zum Ende hin wurde sie immer leiser. Ich senkte den Blick, um ihren Augen auszuweichen. "..., aber da hatte ich mich wohl getäuscht." Sie schniefte verbittert auf und wischte sich die Tränen vom geröteten Gesicht. "Es gibt nur einen Grund, warum sich ein Mann freiwillig ändern würde, untzwar für jemanden, für den man tiefe Gefühle entwickelt hat. Und das bin nicht ich." Ich wusste nicht, was ich ihr hätte sagen sollen, als mich nur nochmal zu entschuldigen. Immerhin konnte ich nichts dafür, dass sich etwas zwischen Fallon und mir entwickelt hatte, und zwischen Lexi und mir eben nicht.
"Wer ist sie?", fragte meine beste Freundin mit starrem Blick auf mich gerichtet. Sie verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust unds sah mich abwartend an. Ich hatte Lexi schon die ganze Zeit belogen und ich wusste, dass ich jetzt ehrlich mit ihr sein musste. Aber ich konnte nicht. Ich konnte nicht, weil ... weil ich es mir niemals verzeihen könnte, wenn Fallon deshalb etwas zustößen würde.
"Das ist nicht wichtig", log ich sie an und presste meine Zähne zusammen.
Lexi blinzelte ein paar mal, dann lachte sie auf. Irritiert und etwas überfordert sah ich ihr dabei zu, wie sie sich vor Lachen fast krümmte. Es wirkte irgendwie alles so paradox.
"Das ist nicht wichtig?", wiederholte sie und wurde wieder ernst. "Merkst du denn nicht, dass diese Frau dich verändert hat?" Als ich darauf nichts erwiderte, fuhr sie schließlich fort. "Du machst kaum etwas mit Harvey und mir, du verschwindest abends heimlich und du verheimlichst vieles vor deiner Familie, vor mir. Wir hatten uns immer alles anvertraut, doch seit du sie kennen gelernt hast bist, hast du Geheimnisse selbst vor deiner besten Freundin."
Ich kann nicht abstreiten, dass Fallon Einfluss auf mein Handeln hatte, doch meine beste Freundin zog sie gerade in ein schlechtes Licht, obwohl Lexi noch nicht einmal wusste, von wem sie genau sprach. Und das machte mich rasend.
"Hör' auf dich wie ein Kind zu benehmen!", fuhr ich sie plötzlich an, was sie sichtlich überraschte und einschüchterte. Kurz warf ich einen Blick durch den Gang, um sicherzugehen, dass wir alleine waren. "Es tut mir leid, dass ich nicht dasselbe für dich empfinde, wie du für mich. Es tut mir auch leid, dass ich es erst so spät erkannt und ich dich damit tief verletzt habe. Du bist diejenige, die ich am wenigstens treffen wollte, aber ich kann wegen deiner Gefühle meine nicht abstellen. Man kann seinem Herzen nicht sagen, bei wem es schneller schlagen soll. Ich habe doch selber nicht einmal verstanden, wie ich mich in jemand anderes verlieben konnte ..."
Lexi blieb für einige Minuten still, sie hatte den Blick  gesenkt. Ihre Wangen waren durchzogen von dünnen feuchten Linien, die im Morgenlicht glänzten. Es tat mir im Herzen weg, sie so zu sehen, aber ich konnte ihr nichts mehr als die Wahrheit geben. Sie hatte sie immerhin mehr als verdient.
"Ich will nur das du glücklich bist", hauchte sie mit Tränen erstickter Stimme und drehte sich von mir weg.
"Lexi, bitte ...", rief ich ihr noch hinterher, doch sie war bereits hinter der nächsten Wand verschwunden.

Forbidden loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt