23

2.4K 80 1
                                    

Fallons P.o.V.

Ich versuchte meine Gedanken beiseite zu schieben und mich stattdessen auf die Seiten meines Buches zu konzentrieren. Nachdem ich die ersten drei Wörter gelesen hatte, hob ich den Blick und schlug das Buch zu. Seit einer Stunde versuchte ich mich mit lesen abzulenken, doch ich kam nur zu bis zum ersten Satz, dann war mein Kopf ganz wo anders. Ich versuchte, jeden noch so kleinen Gedanken an die gestrige Nacht zu verbannen. Ich versuchte, Cayden aus meinem Kopf zu bekommen, doch dieser Kuss hatte sich regelrecht in mein Gedächnis eingebrannt und würde mich nicht mehr loslassen. Ich rieb mir die Schläfen. So sehr ich auch probierte, mich mit den belanglosesten Sachen zu beschäftigen, am Ende rätselte mein Kopf doch nur um den Jungen, der mich ganz verrückt machte. Dabei wusste ich nicht einmal, wie es so weit kommen konnte. Cayden hatte mich noch nie angesprochen. Ich hatte ihn immer für den arrogantesten Egoisten gehalten, doch dieser Plan, den wir hatten, hatte uns ungewollt näher gebracht. Jetzt konnte ich nur noch pausenlos an seine Augen und seine Lippen denken. Die meine so sanft berührt hatten. Automatisch fuhr ich mit meinen Fingern über meinen Mund, doch als ich merkte, wie irre ich mich gerade verhielt, senkte ich schnell die Hand und stand auf.
Vielleicht konnte mich Alice auf andere Gedanken bringen. Sie brauchte immer Hilfe, obwohl es ja eigentlich ihr Job war, uns die Hilfe abzunehmen. Doch ich würde alles dafür tun, nur um nicht die ganze Zeit an Cayden DeLaurant denken zu müssen.
Ich lief die Treppen runter, doch als ich jemanden in der Eingangshalle stehen habe sehen, blieb ich abrupt auf der letzten Stufe stehen. Cayden drehte sich zu mir um und hielt mich mit seinem charmanten Blick gefangen.
Meine Hand krallte sich in das Geländer, um den Drang, ihn zu berühren, widerstehen zu können. Ich versuchte meine Aufregung herunter zu schlucken, aber es gelang mir einfach nicht. Das Herz schlug mir bis zum Hals.
"Fallon", begrüßte er mich sanft. Mein Name klang in seiner Stimme noch nie so anziehend.
Ich brachte kein einziges Wort heraus. Ich stand einfach da, wie eine Idiotin und starrte ihn an.
"Was-", krächzte ich, doch räusperte mich schnell. Er schaffte es mich aus dem Konzept zu bringen, ohne das er auch nur den Finger krümmen musste. Seine Ausstrahlung ließ mich ganz komisch werden. "Was machst du hier?" Es kam immerhin nicht oft vor, dass Cayden DeLaurant sich in unserem Anwesen zeigte. Ob es etwas mit der gestrigen Nacht zu tun hatte? Automatisch färbten sich meine Wangen rosa, weshalb ich schnell den Blick abwandte. Ich kannte mich noch nicht einmal mehr verlegen. Es war Jahre her, dass ich mich in irgendeiner Gegenwart so fühlte, geschweige denn, dass ich überhaupt jemanden an mich hatte so nahe gelassen.
Caydens Lippen ziehrte ein liebevolles Lächeln, das meine Augen nicht loslassen wollten. Mein Verhalten kam mir total kindisch vor, was mich innerlich ärgerte.
"Fallon", begrüßte mich plötzlich mein Vater, der neben Mr DeLaurant zu uns stieß. Es war also ein rein geschäflicher Besuch. Enttäuschung machte sich in mir breit.
"Vater", flüsterte ich. Auf mir lag das Augenpaar, das meine Beine ungewollt schwach werden ließ. Ich wirkte wie benommen, da ich selbst meinem Vater noch nicht einmal richtig antworten konnte.
"Ich hoffe, dass es Ihnen weiter geholfen hat", verabschiedete sich Caydens Vater von meinem. Sie reichten sich die Hand zum Abschied. "Bevor ich es vergesse", warf er ein und wandte sich zu seinem Sohn, der mich nicht aus den Augen ließ.
"Cayden, wolltest du nicht noch etwas sagen?" Mein Blick schwang nach rechts zu dem gut aussehenden Jungen. Er räusperte sich und nahm Haltung an. Etwas, dass ich nicht oft bei ihm gesehen hatte.
"Anlässlich meines neunzehnten Geburtstages würde ich es begrüßen, Sie auf meiner Feier zu sehen", murmelte er so förmlich, dass ich ernsthafte Zweifel daran hatte, ob er es wirklich ernst meinte. Cayden hatte Geburtstag? Heute? Innerlich erschrak ich, denn an so etwas normales wie Geburtstage hatte ich ganz weit in den Hintergrund gestellt. Ich spürte, wie meine Haut zu glühen begann. Wieder einmal. Langsam waren meinen Reaktionen nicht mehr auszuhalten.
"Nun, Cayden. Vielen Dank, wir werden die Einladung gerne annehmen. Nicht wahr, Fallon?", antwortete mein Vater neben mir. Die Blicke zogen sich auf mich, doch ich erwiderte nur einen einzigen.
Ich merkte, wie mir die Stimme wegblieb, weshalb ich nur schwach nickte. Ich hatte das Gefühl, dass Cayden mit seinen Augen noch mehr sagen wollte, aber er blieb stumm. "Dann werden wir uns heute abend sehen", verabschiedeten sie sich, obwohl ich das Gefühl hatte, dass Caydens Abschied nur an mich ging.
Ich bliss mir auf die Lippe und sah dem Jungen nach, der mich so verrückt machte. Als sie weg waren, sagte mein Vater noch etwas zu mir, jedoch blendete ich alles aus. Mein Fokus lag jetzt nur auf den Abend, der mir noch bevor stand. Ein Gedanke, der mich dabei nicht losließ, war, dass ich tatsächlich Caydens Geburtstag vergessen hatte. Das war mir so unangenehm, dass ich vor Scham die Augen schloss. Allerdings würde es mir sicherlich nicht helfen, mir jetzt irgendwelche Vorwürfe zu machen. Stattdessen vesuchte ich das Beste aus dieser Situation zu ziehen. Ich würde Cayden heute wiedersehen können. Ich würde ihn möglicherweise berühren dürfen, wobei das natürlich unauffällig passieren würde. Alleine der Gedanke an seine bloße Anwesenheit ließ mein Körper erzittern.
Voller Tatendrang lief ich zurück in mein Zimmer. Alice staubte gerade mein Bücherregal ab, als ich mich gegen die Tür drückte. Sie schaute verwundert auf. "Miss?"
Ich sah sie an und überlegte nicht lange. "Alice, hol' bitte das schwarze Kleid aus meinem Schrank", befahl ich ihr, was ich normalerweise niemals tat.
Sie blinzelte ein paar mal, auch ihr war mein Ton völlig fremd, aber sie gehorchte. "Zu welchem Anlass werden Sie es tragen?", fragte sie nach und durchstöberte meinen vollen Kleiderschrank.
"Heute ist -", ich hielt inne. Ich konnte ihr wohl schwer sagen, dass ich das Kleid für jemand bestimmtes anzog. "- eine Feier bei den DeLaurants."
Alice wandte sich mit einem Fragezeichen im Gesicht zu mir. "Ihnen waren die DeLauarants doch immer egal. Wieso dann das schwarze Kleid, Miss?"
Ich biss die Zähne zusammen. Tatsächlich waren diese Veranstaltungen immer öde und langweilig gewesen, ich hatte nie sonderlich großen Wert auf diese Feiern gelegt. Eigentlich hatte ich immer versucht, mich nach zehn Minuten aus dem Staub zu machen, aber es gelang mir nicht immer. Dass ich also das Kleid anziehen wollte, dass mir am besten stand, schien demnach sicherlich fragwürdig. "Alice, musst du nicht noch meine anderen Bücher abstauben?", fragte ich stattdessen und sie schmunzelte. Sie hang mir das Kleid ins Badezimmer, dann verließ sie den Raum.

Forbidden loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt